Multi-Faktor-Authentifizierung, Passwort-Ära

Multi-Faktor-Authentifizierung: Das Ende der Passwort-Ära

09.10.2025 - 14:53:02

Microsoft macht Ernst: Azure-Nutzer müssen umstellen

Die Cyber-Bedrohungen schnellen 2025 auf Rekordlevel – und große Technologiekonzerne wie Microsoft ziehen die Notbremse. Was bisher nur empfohlen wurde, wird jetzt zur Pflicht: Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA) entwickelt sich vom netten Extra zum überlebenswichtigen Standard.

Die Zahlen sprechen eine dramatische Sprache: Anmeldedaten-Diebstahl ist 2025 um erschreckende 160 Prozent gestiegen und verantwortlich für jeden fünften Dateneinbruch. Microsoft berichtet, dass über 99,9 Prozent aller kompromittierten Konten keine MFA nutzen – während diese Technologie 99,2 Prozent aller Angriffe stoppen könnte.

Der Software-Riese rollte am 1. Oktober die zweite Phase seiner MFA-Pflicht aus. Diesmal sind nicht nur Nutzer des Azure-Portals betroffen, sondern auch alle, die über Kommandozeilen-Tools wie Azure CLI oder PowerShell auf Cloud-Ressourcen zugreifen. Die Maßnahme ist Teil von Microsofts Secure Future Initiative – dem ehrgeizigen Plan, das Cloud-Ökosystem gegen immer raffinierte Angriffe zu wappnen.

Globale Administratoren können zwar eine Verlängerung bis Juli 2026 beantragen, doch die Richtung ist klar: Die Zeit der simplen Passwort-Sicherheit läuft ab.

Behörden verschärfen den Kurs

Auch staatliche Stellen ziehen mit. Das US-Patent- und Markenamt (USPTO) stellt ab 1. November auf fortgeschrittene MFA-Methoden um und schafft die unsichere E-Mail-Verifizierung ab. Die Federal Housing Administration (FHA) setzt eine noch schärfere Frist: Bis 27. Oktober müssen alle Nutzer ihres FHAC-Systems auf Phishing-resistente MFA umstellen.

Weg von anfälligen SMS-Codes, hin zu Sicherheitsschlüsseln und biometrischer Verifikation – so lautet die neue Devise zum Schutz kritischer Infrastrukturen.

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Kriminelle setzen auf gestohlene Zugangsdaten

Warum dieser radikale Kurswechsel? Die Antwort liegt in der veränderten Bedrohungslandschaft. Laut Rapid7 entstanden 56 Prozent aller Sicherheitsvorfälle im ersten Quartal 2025 durch den Diebstahl gültiger Anmeldedaten – bei Konten ohne MFA-Schutz.

Verizons Data Breach Report 2025 zeichnet ein noch düstereres Bild: Bei 88 Prozent aller Web-Application-Angriffe spielten gestohlene Zugangsdaten eine Rolle. Treiber dieser Entwicklung sind KI-gestützte Phishing-Angriffe und „Malware-as-a-Service„-Modelle, die selbst Gelegenheitshackern professionelle Werkzeuge in die Hand geben.

Finanzbranche unter Druck

Die New York State Department of Financial Services (NYDFS) setzt Finanzdienstleister mit einer November-Frist unter Zugzwang: MFA wird für jeden externen Zugriff auf interne Netzwerke zur Pflicht. Diese Regelung betrifft sämtliche Finanzunternehmen, die in New York tätig sind.

Der PCI DSS 4.0-Standard zieht nach: Ab 2025 ist MFA für den Zugang zu Online-Zahlungsdaten obligatorisch. Die Botschaft der Regulierer ist unmissverständlich – MFA wird zur Grundvoraussetzung für digitales Geschäft.

Blick in die passwortlose Zukunft

Während Unternehmen fieberhaft an der Umsetzung arbeiten, entwickelt sich die Authentifizierung bereits weiter. Experten sehen drei Schlüsseltrends:

Adaptive Authentifizierung nutzt KI und maschinelles Lernen, um Risikofaktoren wie Standort, Gerät und Nutzerverhalten in Echtzeit zu analysieren. Zusätzliche Verifikation erfolgt nur bei erkannten Bedrohungen.

Erweiterte Biometrie geht über Fingerabdrück und Gesichtserkennung hinaus – Herzschlag-Muster könnten die nächste Sicherheitsstufe werden.

Passwortlose Lösungen wie FIDO2-kompatible Hardware-Schlüssel und Passkeys gewinnen an Fahrt und sollen die Passwort-Schwachstelle komplett eliminieren.

Der Übergang zur MFA-Pflicht markiert einen Wendepunkt in der digitalen Sicherheit. Besonders kleinere Unternehmen stehen vor Herausforderungen, doch der Weg ist vorgezeichnet: Angesichts unerbittlicher Cyber-Bedrohungen reicht ein einzelnes Passwort schlicht nicht mehr aus.

@ boerse-global.de