MÜNCHEN - BMW DE0005190003 hat einen schwierigen Start ins neue Jahr erwischt.
07.05.2025 - 13:07:43BMW-Ausblick steht trotz US-Zöllen und Gewinneinbruch - Kursplus
(neu: Kurse aktualisiert, Aussagen Management, Analysten)
MÜNCHEN (dpa-AFX) - BMW DE0005190003 hat einen schwierigen Start ins neue Jahr erwischt. Vor allem das schwache China-Geschäft verdarb den Münchnern die Zahlen, im weiteren Jahresverlauf dürften auch die US-Zölle noch stärker zu Buche schlagen, die sich auf die Resultate der ersten drei Monate noch kaum ausgewirkt haben. Dennoch hält BMW an seiner Prognose fest und steht im Vergleich zur Konkurrenz, die teils deutlich stärkere Einbrüche erlitt, relativ solide da.
Unter dem Strich verdiente der Konzern nach eigenen Angaben vom Mittwoch im ersten Quartal 2,2 Milliarden Euro. Das war gut ein Viertel weniger als im Vorjahreszeitraum. Die Aktie zog an, büßte aber einen Großteil ihrer Kursgewinne wieder ein.
Das Dax-Papier gewann gegen Mittag noch 1,5 Prozent auf 75,96 Euro. Zuvor war der Kurs um bis zu 4,2 Prozent auf gut 78 Euro geklettert. Für UBS-Analyst Patrick Hummel war es eine Überraschung, dass BMW die Prognose trotz der Lage bei den US-Zöllen bestätigt hat. Jefferies-Analyst Philippe Houchois zeigte sich angetan von den Resultaten im Tagesgeschäft, die weniger schwach ausfielen als am Markt erwartet. Bernstein-Fachmann Stephen Reitman nannte BMW einen "seltenen und angenehm ruhigen Hafen im Sturm".
Je anspruchsvoller das Umfeld, umso entscheidender seien Produkte, Strategie und Flexibilität, sagte Konzernchef Oliver Zipse. Man bediene "die unterschiedlichen Kundenwünsche weltweit" und könne so "robuste Ergebnisse" erzielen und Kurs auf die Jahresziele halten. Unter anderem machten ihn dabei die aktuell guten Auftragseingänge zuversichtlich.
Zur stabilen Prognose - im März hatte der Autobauer einen Vorsteuergewinn auf Vorjahresniveau vorhergesagt, was grob 11 Milliarden Euro entspricht - trägt auch bei, dass BMW davon ausgeht, dass die Zölle nicht dauerhaft bleiben. Von Juli an erwartet Finanzchef Walter Mertl hier Erleichterungen. Die höchsten Auswirkungen sieht er im laufenden zweiten Quartal, bezifferte sie aber nicht näher. Konzernchef Zipse erwartet, dass die nordamerikanische Freihandelszone wieder installiert wird. Auch das würde BMW helfen.
Mit den Zahlen aus dem Tagesgeschäft schnitt BMW besser ab als von Experten befürchtet. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern rutschte um 22,5 Prozent auf 3,1 Milliarden Euro ab. Im Automobilbau sank die am Kapitalmarkt viel beachtete operative Marge (Ebit) um 1,9 Prozentpunkte auf 6,9 Prozent. Fachleute hatten mit einem deutlicheren Rückgang gerechnet. Auf Jahressicht geht BMW bei dieser Kennziffer weiter von einem Wert zwischen 5,0 und 7,0 Prozent aus.
Schon die im April veröffentlichten Absatzzahlen für das erste Quartal hatten nichts Gutes erwarten lassen: Der deutliche Absturz in China hatte die weltweiten Verkäufe des BMW-Konzerns, zu dem auch Mini und Rolls-Royce gehören, ins Minus gezogen. Konkret um 1,4 Prozent auf 586.000 Autos. Das ergab einen Umsatz von 33,8 Milliarden Euro - 7,8 Prozent weniger als vor einem Jahr. Außerhalb Chinas sei man allerdings gewachsen, betonte das Unternehmen. Zipse versicherte, dass man auch dort eine Stabilisierung erwarte und zu einem Niveau von 700.000 Autos im Jahr zurückkehren werde. Dazu beitragen soll ein weiterer Umbau des Vertriebs.
Vorwiegend die Preisentwicklung insbesondere auf dem hart umkämpften chinesischen Markt habe BMW im Jahresvergleich rund 900 Millionen Euro Ergebnis gekostet, rechnete Mertl vor. Das maue Umfeld für die Verkaufspreise habe sich damit in der Volksrepublik fortgesetzt.
BMW ist mit seinem Gewinneinbruch nicht alleine - und hat sich im Vergleich zur deutschen Konkurrenz gar nicht mal so schlecht geschlagen: Erzrivale Mercedes DE0007100000 hat für das erste Quartal ein heftiges Minus von 43 Prozent auf 1,73 Milliarden Euro vermeldet. Beim anderen großen Premiumkonkurrenten Audi blieben unter dem Strich gar nur 630 Millionen Euro - dass das nur ein Minus von 14,4 Prozent war, lag dabei alleine am bereits sehr schwachen Vergleichsquartal. Bei der deutschen Nummer eins und Audi-Mutter Volkswagen DE0007664039 waren es 2,2 Milliarden Euro und ein Minus von 41 Prozent.
Daneben sieht der Rückgang bei BMW deutlich weniger dramatisch aus. Und anders als die Konkurrenz, die Personal abbaut, hält BMW weiter daran fest, die Belegschaft auf Vorjahresniveau zu halten.
Die Stimmung in der Branche ist schlecht
Die Stimmung in der deutschen Autoindustrie - inklusive Zulieferern - ist schlecht. Der vom Ifo-Institut erhobene Geschäftsklimaindex für die Branche liegt mit minus 30,7 Punkten tief im negativen Bereich. Vor allem bei den Exporterwartungen ging es jüngst wieder nach unten, zudem schätzen die Unternehmen ihre Wettbewerbsposition den Wirtschaftsforschern zufolge außerhalb der EU schlechter ein.
Es sind die zwei großen Probleme der für Deutschland wichtigen Industrie: In China sind die Autobauer einer immer stärker werdenden heimischen Konkurrenz und einem scharfen Preiswettbewerb ausgesetzt. Und in den USA drückt vor allem die Angst, wie es mit den Zöllen von Präsident Donald Trump weitergehen wird. Selbst die US-Autoriesen General Motors US37045V1008 und Ford US3453708600 haben zuletzt von Milliarden-Belastungen wegen Trumps Handelspolitik gesprochen.
BMW produziert zwar in den USA mit etwas weniger als 400.000 Fahrzeugen pro Jahr ungefähr so viele Autos, wie es dort verkauft. Mehr als die Hälfte davon werden allerdings auch von dort exportiert. Das bringt den Münchnern regelmäßig den überraschenden Titel des nach Wert der Fahrzeuge größten US-Auto-Exporteurs, macht aber den Import anderer Autos und von Teilen in die USA notwendig. Höhere Zölle schmerzen BMW also deutlich.
Bei diesem Thema setzt BMW allerdings auch auf seinen eigenen Einfluss: Das lange und starke Engagement in den USA helfe, dass man dort gehört werde. Allerdings warnt BMW auch: "Der tatsächliche Geschäftsverlauf kann gegenüber diesen Erwartungen abweichen" - unter anderem durch neue Zölle oder wenn geltende Zölle länger als erwartet in Kraft sind.
Finanzchef Mertl hatte noch im März insbesondere für den Fall dauerhaft erhöhter US-Zölle auf EU-Importe von weiteren spürbaren Belastungen gesprochen. Die mittlerweile gestiegenen Zölle gegen die EU waren zu dem Zeitpunkt im Unternehmensausblick noch nicht enthalten.
Inzwischen geht BMW davon aus, dass sich die Lage wieder entspannen dürfte und ergriffene Gegenmaßnahmen ausreichen, um die Profitabilität im Zielkorridor halten zu können.