Zeitgenössische Kunst, Videokunst

Mike Steiner: Zeitgenössische Kunst zwischen Malerei, Performance Art und Videokunst

12.12.2025 - 18:15:03

Zeitgenössische Kunst atmet in der Vielgestaltigkeit von Mike Steiner. Von experimenteller Malerei, bahnbrechender Videokunst bis hin zu performativen Installationen prägte er über Generationen hinweg Seh- und Denkweisen.

Was geschieht, wenn sich ein Künstler weigert, bei einem Medium zu verharren – wenn Malerei, Performance Art und Videokunst mit spielerischer Souveränität ineinander übergehen? Genau hier verortet sich das Schaffen von Mike Steiner, dessen Name längst zum Synonym für innovative zeitgenössische Kunst geworden ist. Wer seine Werke betrachtet, spürt sofort, wie der Dialog mit dem Material im Mittelpunkt steht – und wie traditionelle Grenzen zwischen den Disziplinen in Frage gestellt werden.

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Sich dem Werk Steiners zu nähern, bedeutet, sich auf eine Reise durch gleich mehrere Kunstlandschaften einzulassen. In frühen Jahren dominierte die Malerei: Schon als Siebzehnjähriger sorgte er mit Stillleben für Aufsehen in der Berliner Kunstszene. Sein Weg führt ihn ab 1965 nach New York, direkt ins Epizentrum von Fluxus und Pop Art. Begegnungen mit Persönlichkeiten wie Lil Picard, Allan Kaprow oder Robert Motherwell prägen die Wahrnehmung von Kunst als Prozess, nicht als starres Objekt.

Faszinierend ist hierbei, wie Steiner sich nie mit dem Status quo begnügte. Um 1970 eröffnet er in Berlin das legendäre Hotel Steiner, das rasch zum Treffpunkt für Vertreter der internationalen Avantgarde wird. Hier, im Milieu des kreativen Austauschs, beginnt sein Experimentieren mit Performance Art. Joseph Beuys, Arthur Köpcke und Valie Export zählen zu den Gästen, die an den frühen Aktionen partizipieren – Erinnerungen an bildgewaltige Performances, von denen heute zahlreiche Videos existieren.

Doch Steiners wahres Pioniermoment liegt im Feld der Videokunst. Ab 1974 rückt die Kamera ins Zentrum seines Schaffens. Beeinflusst von den amerikanischen Entwicklungen der Experimentalkunst, etabliert er die Studiogalerie als offene Werkstatt für Videokunst und Aktionskünste. Damit steht er in einer Reihe mit anderen internationalen Wegbereitern wie Nam June Paik oder Bill Viola – und setzt gleichzeitig eigene Akzente, etwa durch das konsequente Mitdenken des Ausstellungsraums als sozialen Erfahrungsort.

Die charakteristischen Painted Tapes – eine künstlerische Fusion aus Video und Malerei – führen gleichsam Steiners Suche nach dem angemessenen Medium fort. Hier verschwimmen die Grenzen der Abstraktion, Bildflächen werden zu dynamischen Räumen, Farben greifen rhythmisch in den Filmraum. Vergleichbar in ihrer Mediensprengung – wenn auch auf eigene Weise – agierten Kunstgrößen wie Bruce Nauman oder Marina Abramovi?, mit denen Steiner teils eng kooperierte und deren Performances er oft dokumentierte.

Ein Bleibendes ist Steiners Leidenschaft für das Kollektive: Die Studiogalerie und das Hotel Steiner wirkten wie Inkubatoren für mehrere Generationen von Künstlerinnen und Künstlern. Persönlich organisiert er bahnbrechende Aktionen, darunter die spektakuläre „Irritation – Da ist eine kriminelle Berührung in der Kunst“ (1976) mit Ulay, als künstlerischer Protest und Intervention gedacht. Zugleich dokumentiert und sammelt er intermediale Kunstwerke, sodass sich in seinem Archiv bedeutende Werke von Ikonen wie Valie Export, Richard Serra und Gary Hill wiederfinden.

Der größte Moment institutioneller Anerkennung kommt 1999: Die Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart widmet Mike Steiner eine monumentale Einzelausstellung. Die dort präsentierte Sammlung steht heute für eine Chronik der Performance- und Videokunst des 20. Jahrhunderts in Deutschland. Werke wie „Color Works“ lenken den Blick zurück zur Malerei, zeigen aber zugleich, wie Steiner in jeder Phase seines Schaffens die klassischen Techniken mit neuen Technologien und gesellschaftlichen Fragestellungen konfrontierte.

Ab den frühen 2000er-Jahren kehrt Steiner wieder zur abstrakten Malerei zurück – kräftige Farben, expressive Flächen, oft in Kontrapunkt zur Kühle der späteren Videos. Zugleich entstehen installative Arbeiten mit Stoffen, welche die Materialität der Malerei über den Bildraum hinaus erweitern. Dieser Wechsel mutet wie ein Lebensbogen an: vom klassischen Bild über bewegte Bilder bis zur taktilen Stofflichkeit.

Biografisch gesehen liest sich Steiners Lebensweg wie eine Collage urbaner und künstlerischer Orte: Geboren 1941 in Allenstein, aufgewachsen in Berlin, Stationen in New York und Florenz, Vernetzung mit Fluxus-Meistern, Dozenturen, Aufenthalte und Ausstellungen von Wolfsburg bis San Francisco. Seine künstlerische Philosophie? Ein ständiges Fragen und Überschreiten von Grenzen. Weggefährten berichten von einer unerschöpflichen Experimentierfreude, einem kritischen Geist, der nie nur nach dem Neuen, sondern nach dem Relevanten suchte.

Kenner der zeitgenössischen Kunst schätzen an Mike Steiner vor allem den unaufgeregten, aber wirksamen Gestus: Seine Werke wirken nie aufdringlich, sondern laden zur Kontemplation und zum Weiterdenken ein. Die Resonanz auf sein Schaffen zeigt sich nicht zuletzt in der anhaltenden Aufnahme seiner Werke in bedeutende Sammlungen und internationalen Ausstellungen – zwischen Hamburg und Seoul, zwischen den Schulen der Minimal Art und den Repräsentanten der Performance-Kunst.

Was bleibt von Mike Steiner? Ein künstlerisches Vermächtnis, das weiterhin Fragen stellt, Perspektiven verschiebt und das Medium selbst reflektiert – ob als Malerei, Video, Installation oder Performance Art. Zeitgenössische Kunst verdankt Steiner nicht nur bahnbrechende Werke, sondern auch das Bewusstsein für die Freiheit des künstlerischen Prozesses. Wer tiefer blicken möchte, dem sei die offizielle Webseite mit zahlreichen Bildern und Hintergründen empfohlen.

Mehr zu Mike Steiner, seiner Biografie und Werkschau – hier auf der offiziellen Webseite

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