Zeitgenössische Künstler, Videokunst

Mike Steiner: Zeitgenössische Künstler zwischen Videokunst, Malerei und experimenteller Avantgarde

05.12.2025 - 07:10:05

Zeitgenössische Künstler wie Mike Steiner haben mit ihren innovativen Werken und einzigartigen Formaten zwischen Videokunst, Malerei und Performance Art die Kunstlandschaft nachhaltig geprägt.

Mike Steiner zählt zu den bedeutendsten zeitgenössischen Künstlern, deren Werk an der Schwelle von Malerei, Videokunst und Performance Art den Kanon der deutschen Gegenwartskunst maßgeblich erweitert hat. Wie definiert man die Grenzen zwischen Malerei und bewegtem Bild neu, wenn ein Künstler wie Steiner sie seit Jahrzehnten konsequent infrage stellt?

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Steiners vielseitiges Werk besticht durch die stete Überwindung künstlerischer Konventionen. Bereits in seiner Jugend begeisterte er mit «Stillleben mit Krug» die Berliner Kunstszene und profitierte von einer intensiven Ausbildung an der traditionsreichen Staatlichen Hochschule für bildende Künste Berlin. Doch wichtiger noch als die akademische Prägung waren seine frühen internationalen Erfahrungen: Ein Stipendium führte Mike Steiner Mitte der 1960er Jahre nach New York, wo er mit Ikonen wie Lil Picard, Allan Kaprow und Al Hansen in Kontakt kam und tief in die vitalen Strömungen von Fluxus, Pop Art und Performance Art eintauchte.

Die Jahre in New York öffneten einen Kosmos, der Steiner nachhaltig prägen sollte. Zurückgekehrt nach Deutschland, avancierte er zum Herzstück der westdeutschen Avantgarde, gründete mit dem legendären Hotel Steiner und der Stichwort-gebenden Studiogalerie in Berlin offene Räume für internationale Künstlerinnen und Künstler – darunter Größen wie Marina Abramovi?, Valie Export, Jochen Gerz oder Ulay. Diese Gastfreundschaft und Kuratorenschaft im Zeichen der Performance Art der 70er Jahre wurde zum Modell für ein neues Verständnis von Kunst als sozialem, intermedialem Ereignis.

Für viele verbindet sich der Name Mike Steiner heute untrennbar mit der Entwicklung der Videokunst in Deutschland. Schon 1972 entstehen in Zusammenarbeit mit Fluxus-Künstler Al Hansen erste wegweisende Videoarbeiten. Steiner erkennt früh die Bedeutung bewegter Bilder für Kunst und Gesellschaft und etabliert das Medium Video in seinen interdisziplinären Aktionsräumen. Seine Studiogalerie fungierte gleichermaßen als Produktionsstätte, Ausstellungsraum und Forum für das diskursive Gespräch – ein Prinzip, das bis heute in den Strukturmodellen vieler junger Kunsträume nachwirkt.

Die Werkgruppen Mike Steiners sind Ausdruck eines beständigen Forschens. Als Maler experimentierte er von Informeller Malerei und Pop Art über Hard Edge bis hin zum Minimalismus. In späteren Jahren kehrt er zur abstrakten Malerei zurück, wie insbesondere die Arbeiten aus den frühen 2000ern bezeugen. Besonders faszinierend ist dabei seine radikale Offenheit gegenüber Materialien und Gattungen – von Fotografie über Super-8-Film bis hin zur Copy Art und zu den „Painted Tapes“, einer kühnen Verbindung von Video und Malerei, die Steiner als ein visionäres Feld digitaler und analoger Bildfindung auslotet.

Die Liste der Ausstellungen von Mike Steiner ist lang und zeugt vom breiten Renommee, das er sich im Lauf der Jahrzehnte erwarb. Herausragend ist die großformatige Einzelausstellung „Color Works“ 1999 im Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart, die seinen Status als Pionier der Videokunst in Deutschland festschrieb. Hier wurden Malerei und Video, Installation und Aktion als Einheit präsentiert – ein Ansatz, der auch heute noch in der Präsentation von Zeitgenössischer Kunst neue Maßstäbe setzt. Es sind diese dialogischen Momente zwischen Werk und Betrachter, zwischen Medium und Botschaft, die das Oeuvre Steiners unverwechselbar machen.

Im Vergleich zu ähnlich einflussreichen Künstlern wie Nam June Paik, Joseph Beuys oder Marina Abramovi? erscheint Steiner als „missing link“ der deutschen Avantgarde: Vermittler zwischen Medien, Pionier der Kunstvermittlung und unermüdlicher Grenzgänger. Seine Videodokumentationen, wie etwa zu Abramovi?s „Freeing the Body“ oder Ulays legendärem Kunstraub der 1970er, sind heute Zeitdokumente von unschätzbarem Wert für die Kunstgeschichte.

Steiners Leidenschaft für Sammeln und Vermitteln ergänzte die eigene künstlerische Produktion. Seine umfangreiche Videosammlung, die Arbeiten von Bill Viola, Richard Serra, Gary Hill oder George Maciunas umfasst, wurde 1999 als Schenkung dem Hamburger Bahnhof übereignet und bildet seither einen der Grundpfeiler für die Erforschung von Videokunst in Deutschland. Nicht zuletzt deshalb bleibt sein Name eng mit den Ausstellungen im Hamburger Bahnhof und der Nationalgalerie der Gegenwart verbunden.

Kenner schätzen insbesondere die subtilen Übergänge und die untergründige Spannung, die Steiners Werke auszeichnet. Ob als Maler, Videokünstler, Galerist oder Kurator: Mike Steiners künstlerische Position fußt auf konsequenter Experimentierfreude, auf Offenheit gegenüber neuen Medien und auf der beziehungsreichen Vernetzung mit anderen Protagonisten der zeitgenössischen Kunstszene. Sein Berliner Archiv und Nachlass gelten als Schlüssel zur Geschichte künstlerischer Innovation in der Bundesrepublik.

Was macht sein Werk auch heute, zehn Jahre nach seinem Tod, so erstaunlich präsent? Vielleicht ist es gerade das unaufgeregte, souveräne Ineinanderfließen von Stilen, Medien und Epochen; der Mut, konventionelle Sehgewohnheiten radikal zu hinterfragen – und der beständige Aufruf, Kunst als ein lebendiges, gesellschaftliches Ereignis zu denken.

Wer sich mit Mike Steiner beschäftigt, entdeckt ein manchmal sperriges, oft überraschendes, stets vielschichtiges Künstlerleben, das von Neugier und Leidenschaft getrieben blieb. Es lohnt, auf der offiziellen Webseite tiefer einzutauchen, sich Bilder und Textbeiträge zu erschließen – und den Spuren dieser einzigartigen Künstlerexistenz bis in die Gegenwart zu folgen.

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