Microsoft, Millionen-Rückzahlung

Microsoft entschuldigt sich: Millionen-Rückzahlung nach KI-Abo-Trick

09.11.2025 - 09:41:12

Gezieltes Verschweigen – so lautet der Vorwurf

Der Software-Riese gibt nach Gerichtsverfahren aggressive Verkaufstaktiken zu. Australische Kunden erhielten nur zwei Optionen – die günstigste wurde verschwiegen.

Microsoft hat Millionen Nutzern in Australien eine formelle Entschuldigung ausgesprochen und bietet Rückzahlungen an. Der Grund: Das Unternehmen soll Kunden gezielt in die Irre geführt haben, als es seinen KI-Assistenten Copilot in die Microsoft-365-Abonnements integrierte. Die australische Wettbewerbsbehörde ACCC hatte zuvor Klage eingereicht – und wirft dem Konzern vor, absichtlich eine günstigere Tarifoption verschwiegen zu haben.

Im Zentrum der Vorwürfe stehen rund 2,7 Millionen Abonnenten der Microsoft-365-Tarife Personal und Family. Seit Ende Oktober 2024 habe Microsoft diese Kunden vor eine vermeintliche Wahl gestellt: entweder den teureren Tarif mit KI-Assistent akzeptieren oder das Abo kündigen. Was fehlte? Eine dritte, deutlich günstigere Option – nämlich einfach ohne die neuen KI-Funktionen weitermachen. „Wir haben unsere Standards nicht erfüllt und entschuldigen uns dafür”, räumte Microsoft ein.

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Die ACCC beschuldigt Microsoft eines bewussten Täuschungsmanövers. Als der Konzern Ende Oktober 2024 Copilot in die bestehenden Abonnements integrierte, stiegen gleichzeitig die Preise. Das Jahresabo von Microsoft 365 Personal kletterte von umgerechnet 67 auf 98 Euro – ein Aufschlag von fast 50 Prozent.

In den Mitteilungen an Bestandskunden mit automatischer Vertragsverlängerung habe Microsoft nur zwei Möglichkeiten präsentiert: den höheren Preis akzeptieren oder kündigen. Doch was ist mit all jenen, die zwar auf die KI verzichten, aber ihre gewohnten Office-Programme behalten wollten? Genau diese Gruppe wurde offenbar bewusst im Unklaren gelassen.

Die Vorsitzende der ACCC, Gina Cass-Gottlieb, stellte klar: „Microsoft hat die Existenz der Classic-Tarife in seinen Mitteilungen bewusst verschwiegen und erst preisgegeben, wenn Kunden den Kündigungsprozess eingeleitet hatten.” Ein klassisches Beispiel für sogenannte „Dark Patterns” – Designentscheidungen, die Nutzer manipulieren sollen.

Der versteckte Classic-Tarif

Tatsächlich gab es die Alternative: die „Microsoft 365 Personal oder Family Classic”-Tarife. Sie hätten es Abonnenten ermöglicht, auf die Copilot-Integration zu verzichten und beim alten Preis zu bleiben. Doch diese Option tauchte nicht in den E-Mails oder Benachrichtigungen auf.

Erst wer sich durch die Kontoeinstellungen klickte und tatsächlich die Kündigung einleitete, stieß auf diese Möglichkeit. Für viele Nutzer, die auf Word, Excel und Outlook beruflich oder privat angewiesen sind, kam eine Kündigung jedoch nie ernsthaft in Frage. Genau darauf scheint Microsoft spekuliert zu haben.

Die Behörde sieht darin eine klare Verletzung des australischen Verbraucherschutzrechts. Kunden hätten nicht die Möglichkeit gehabt, eine informierte Entscheidung zu treffen – ein fundamentales Recht im digitalen Zeitalter.

Entschuldigung und Rückzahlung – aber kein Ende der Klage

Microsoft reagierte auf den öffentlichen Druck und das Gerichtsverfahren. Das Unternehmen gab zu, dass es „klarer hätte kommunizieren müssen, dass ein Angebot ohne KI verfügbar ist – und zwar nicht erst für jene, die kündigen wollten.”

Betroffene Kunden in Australien und Neuseeland werden nun direkt kontaktiert. Microsoft bietet ihnen an, auf den günstigeren Classic-Tarif zu wechseln und die Preisdifferenz zurückzuerhalten. Die Rückzahlung gilt für alle Verlängerungen ab dem 30. November 2024. Wer bis zum 31. Dezember 2025 wechselt, erhält das Geld automatisch innerhalb von 30 Tagen auf die ursprüngliche Zahlungsmethode zurück.

Doch diese Geste bedeutet nicht das Ende der juristischen Auseinandersetzung. Die ACCC verfolgt das Verfahren weiter und fordert Geldstrafen, einstweilige Verfügungen und weitere gerichtliche Anordnungen. Ziel ist es, ein deutliches Zeichen zu setzen – nicht nur gegen Microsoft, sondern für die gesamte Branche.

Was bedeutet das für die Software-Industrie?

Der Fall Microsoft Australia könnte weitreichende Folgen haben. Weltweit nehmen Aufsichtsbehörden sogenannte Dark Patterns zunehmend ins Visier – Designentscheidungen, die Nutzer zu ungewollten Käufen oder Upgrades drängen.

Besonders brisant wird es, wenn etablierte Dienste um neue, teure KI-Funktionen erweitert werden. Viele Nutzer wollen oder brauchen diese Features nicht, sollen aber über intransparente Preismodelle zum Upgrade bewegt werden. Ist das die Zukunft der Software-as-a-Service-Branche – oder ein Weckruf?

Für Unternehmen wie SAP, Adobe oder auch deutsche Anbieter könnte das Urteil zum Präzedenzfall werden. Klare Vergleiche zwischen Tarifstufen, transparente Kommunikation bei Preisänderungen und echte Wahlfreiheit – all das dürfte künftig stärker eingefordert werden.

Für Verbraucher könnte der Fall hingegen ein Gewinn sein: mehr Transparenz, mehr Kontrolle über digitale Abonnements und weniger versteckte Kostenfallen. Gerade im KI-Zeitalter, wo Premium-Features zunehmend zum Standard erklärt werden, eine wichtige Entwicklung.

Wie es weitergeht

Microsoft hat angekündigt, aus dem Vorfall zu lernen und die Kommunikationspraxis zu verbessern. Der unmittelbare Fokus liegt auf der Abwicklung der Rückzahlungen und dem laufenden Gerichtsverfahren. Sollte die ACCC vor Gericht Recht bekommen, drohen dem Konzern empfindliche Geldstrafen.

Das Verfahren wird nicht nur in Australien, sondern weltweit von Verbraucherschützern und Regulierungsbehörden beobachtet. Die Frage lautet: War dies ein Einzelfall – oder Symptom eines größeren Problems in der Tech-Branche?

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