Microsoft bietet Geschenkkarten für Edge-Nutzung an
09.11.2025 - 11:03:12Vom Hinweis zur Bestechung
Eine neue Eskalationsstufe im Browser-Krieg: Microsoft zahlt Nutzer direkt dafür, Edge statt Chrome zu verwenden. Wer beim Standard-Browser bleibt, erhält Rewards-Punkte im Wert von mehreren Euro.
Die Methode ist so simpel wie dreist. Wer auf einem frischen Windows-PC nach „Chrome” sucht, sieht neuerdings eine prominent platzierte Werbung: 1.300 Microsoft-Rewards-Punkte gibt’s fürs Bleiben bei Edge. Das entspricht Gutscheinen für Amazon, Roblox-Währung oder Spenden an gemeinnützige Organisationen. Erstmals setzt Microsoft damit auf direkte finanzielle Anreize – frühere Kampagnen beschränkten sich auf Funktionsvergleiche oder Sicherheitswarnungen.
Die Aktion richtet sich gezielt an den neuralgischen Moment: Den ersten Start des Browsers auf einem neuen Windows-Rechner, wenn viele Nutzer reflexartig zur Konkurrenz wechseln wollen. Die Anzeige lässt sich nicht wegklicken und blockiert faktisch den Weg zum Chrome-Download.
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Microsoft hat bereits eine ganze Batterie an Überzeugungsversuchen aufgefahren. Vergangene Pop-ups argumentierten, dass Edge auf derselben Chromium-Technologie wie Chrome basiere – ein Download sei überflüssig. Andere Einblendungen präsentierten direkte Vergleichstabellen: Edge gegen Chrome in Kategorien wie Rewards-Programm, integriertes VPN und KI-Personalisierung. Microsoft erklärte sich in allen Punkten zum Sieger.
Die Geschenkkarten-Offensive markiert dennoch eine neue Qualität. Statt auf Überzeugung setzt der Konzern aus Redmond nun auf handfeste Bezahlung. Die Botschaft ist unmissverständlich: Wir zahlen dafür, dass ihr bleibt.
Das Rewards-System als Ökosystem-Klebstoff
Die 1.300 Punkte sind Teil des Microsoft-Rewards-Programms, das Nutzer für Bing-Suchen, tägliche Quizze und Edge-Nutzung belohnt. Das System ist tief in Microsofts Produktwelt verankert – Punkte sammelt man auch über die Xbox-App oder beim Spielen via Game Pass. Ein klassischer Flywheel-Effekt: Ein Microsoft-Dienst führt zum nächsten.
Für manche dürfte das Angebot verlockend genug sein, Edge zumindest eine Chance zu geben. Die Frage ist, ob ein paar Euro Gegenwert ausreichen, um jahrelange Gewohnheiten zu durchbrechen.
Der verzweifelte Kampf um Marktanteile
Trotz aller Anstrengungen dümpelt Edge bei mageren 9 Prozent Marktanteil über alle Plattformen hinweg. Chrome dominiert mit 66 bis 78 Prozent, je nach Analysedienst. Selbst auf Desktop-Rechnern, wo Edge als Standard-Browser vorinstalliert ist, liegt der Anteil nur bei 11 bis 12 Prozent.
Interessanter Kontrast: Microsoft-CEO Satya Nadella verkündete im zweiten Quartal 2025 stolz, Edge habe „über 30 Prozent Marktanteil in den USA auf Windows” erreicht – und das 15 Quartale in Folge gewachsen sei. Die Diskrepanz erklärt sich durch unterschiedliche Messgrößen: Microsoft betrachtet ausschließlich das Windows-Ökosystem, während unabhängige Dienste wie Statcounter alle Betriebssysteme einbeziehen.
Diese Fixierung auf die eigene Plattform zeigt, warum Microsoft so aggressiv innerhalb von Windows und Edge agiert. Jeder Nutzer, der zu Chrome wechselt, ist potenziell verloren für das gesamte Microsoft-Ökosystem.
Verzweiflung oder cleveres Marketing?
Der Browser ist das Tor zum Internet – und damit zu Suchmaschinen, Werbeeinnahmen und Nutzerdaten. Jeder Chrome-Download bedeutet einen Nutzer weniger für Bing, Outlook und Co. Microsofts Werbegeschäft, das Einnahmen aus Bing und Edge beinhaltet, verzeichnet zwar Wachstum. Doch ohne Browser-Nutzer schrumpft diese Basis rapide.
Die Geschenkkarten-Strategie signalisiert: Reine Feature-Vergleiche reichen nicht mehr. Microsoft muss erkennen, dass Komfort und Gewohnheit oft stärker wiegen als technische Überlegenheit. Ob ein paar Euro Gegenwert diese Trägheit überwinden können, bleibt fraglich.
Kritiker sehen in den aufdringlichen Taktiken bereits jetzt einen Bumerang-Effekt. Nervige Pop-ups und nicht wegklickbare Werbung könnten Nutzer erst recht in die Arme der Konkurrenz treiben.
KI als neues Schlachtfeld
Langfristig dürfte sich der Browser-Krieg auf einem anderen Terrain entscheiden: künstliche Intelligenz. Sowohl Microsoft mit Copilot als auch Google mit Gemini integrieren ihre KI-Assistenten tief in die Browser. Artikel zusammenfassen, E-Mails verfassen, Inhalte generieren – direkt im Browser.
Die Geschenkkarten-Aktion ist kurzfristige Symptombekämpfung. Die eigentliche Schlacht wird um die beste KI-Integration geführt. Microsoft bewirbt Edge bereits als optimalen Browser für Copilot – dieser Kurs dürfte sich verstärken. Wer hier das überzeugendste Erlebnis bietet, könnte Chromes Dominanz tatsächlich gefährden.
Bis dahin bleibt Microsoft nichts anderes übrig, als für jeden einzelnen Nutzer zu kämpfen. Notfalls mit Bargeld.
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