Messaging-Markt im Wandel: WhatsApp verstärkt Verschlüsselung
01.11.2025 - 13:11:02WhatsApp führt biometrische Chat-Sicherung ein, während Elon Musk einen neuen verschlüsselten Messenger ankündigt und die EU umstrittene Überwachungspläne zurückzieht.
Die digitale Kommunikation steht an einem Wendepunkt. Diese Woche zeigen drei Entwicklungen, wie heftig um die Zukunft verschlüsselter Nachrichten gerungen wird: WhatsApp führt biometrische Chat-Sicherung ein, Elon Musk kündigt einen neuen Messenger an, und die EU rudert bei Überwachungsplänen zurück.
WhatsApp hat am Freitag eine neue Sicherheitsfunktion für Chat-Backups angekündigt. Nutzer können ihre Ende-zu-Ende-verschlüsselten Sicherungen künftig per Fingerabdruck, Gesichtserkennung oder Geräte-PIN schützen – statt komplizierter Passwörter oder 64-stelliger Verschlüsselungskeys. Das macht die Wiederherstellung von Chats auf neuen Geräten deutlich einfacher, ohne dass WhatsApp oder Cloud-Anbieter wie Google und Apple Zugriff auf den Inhalt bekommen. Der weltweite Rollout soll in den kommenden Wochen beginnen.
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Musk greift WhatsApp frontal an
Elon Musk heizt den Konkurrenzkampf an: Am Samstag bestätigte er den Start von X Chat in den nächsten Monaten. Der neue Messenger soll vollständig verschlüsselt werden – ohne Werbung und Datensammlung. „Absolute Privatsphäre” lautet Musks Versprechen.
Der Tesla-Chef kritisiert bestehende Plattformen scharf: Systeme, die Werbung basierend auf Nachrichteninhalten ausspielen können, seien grundsätzlich anfällig. X Chat wird sowohl in die X-Plattform integriert als auch als eigenständige App verfügbar sein – mit verschlüsselten Texten, Dateien und Anrufen.
Damit zielt Musk direkt auf WhatsApps wunde Punkte: Zwar sind die Nachrichten Ende-zu-Ende verschlüsselt, doch der Dienst sammelt Metadaten wie Gesprächspartner und Uhrzeiten. Die Verbindung zu Meta bleibt ein Kritikpunkt für Datenschutz-bewusste Nutzer.
EU gibt bei Überwachungsplänen nach
Parallel entspannt sich die Regulierungslage überraschend. Dänemarks Justizminister zog am Donnerstag einen umstrittenen Vorschlag für die sogenannte „Chat Control”-Verordnung zurück. Diese hätte alle elektronischen Nachrichten – auch verschlüsselte – nach Kindesmissbrauchsmaterial durchsuchen lassen.
Der Rückzieher ist ein Erfolg für Datenschützer. Signal-Präsidentin Meredith Whittaker hatte gedroht, den EU-Markt zu verlassen, falls das Gesetz kommt. Sie warnte vor einem „Massenüberwachungs-Freibrief”. Nach Deutschlands Widerstand schwenkt Dänemark nun auf ein freiwilliges System um.
Drei-Milliarden-Nutzer-Markt unter Druck
Die Ereignisse verdeutlichen das Dilemma des Messaging-Markts: WhatsApp dominiert mit über drei Milliarden monatlichen Nutzern und monetarisiert über Business-APIs sowie geplante Werbung. Telegram erreichte 2025 eine Milliarde Nutzer, verschlüsselt aber standardmäßig nur „Geheime Chats”. Nach der Verhaftung des CEOs im August 2024 kooperiert das Unternehmen verstärkt mit Strafverfolgungsbehörden.
Signal bleibt der Goldstandard: Die gemeinnützige Organisation finanziert sich über Spenden und verschlüsselt sogar Metadaten. Doch kann ein kleiner Player gegen Tech-Riesen bestehen?
Entscheidende Monate stehen bevor
Musks X Chat wird zeigen, ob ein Newcomer allein mit Datenschutz-Versprechen punkten kann. WhatsApp kontert mit nutzerfreundlichen Sicherheitsfeatures wie der neuen Passkey-Funktion.
Die EU-Wende beim „Chat Control” ist nur ein Etappensieg. Regierungen weltweit ringen weiter mit dem Spagat zwischen Sicherheitsbedürfnissen und Privatschutz. Was bleibt, entscheiden die Nutzer – in einem Markt, wo Konkurrenz, Datenschutz und Sicherheit enger verknüpft sind denn je.


