Mangelernährung: Stille Krise kostet Milliarden
14.11.2025 - 01:45:12Jeder dritte Krankenhauspatient in Deutschland leidet unter Mangelernährung, was Heilungsprozesse verzögert und das Gesundheitssystem mit 8,6 Milliarden Euro jährlich belastet.
Jeder dritte Krankenhaus-Patient in Deutschland leidet unter Mangelernährung. Vom 10. bis 14. November schlagen Mediziner Alarm: Die Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) nutzt die “Malnutrition Awareness Week”, um auf ein Problem aufmerksam zu machen, das Heilungsprozesse bremst und das Gesundheitssystem mit 8,6 Milliarden Euro jährlich belastet.
Dramatische Zahlen aus den Kliniken
Bis zu 30 Prozent der Patienten in deutschen Krankenhäusern sind mangelernährt – Tendenz konstant hoch. Der jährliche “nutritionDay” dokumentiert diese alarmierende Prävalenz seit Jahren. Besonders betroffen: ältere Menschen und Krebspatienten.
Mangelernährung und Muskelschwund (Sarkopenie) verstärken sich oft gegenseitig – gerade ältere Klinikpatienten verlieren schnell Muskelmasse, was Heilungsprozesse verzögert und die Reha erschwert. Ein kompakter, ärztlich geprüfter 3‑Minuten‑Übungsplan zeigt 17 einfache Bewegungsübungen, die Sie auch ohne Geräte zuhause oder auf der Station durchführen können, um Kraft und Mobilität zu stärken. Ideal zur Ergänzung ernährungsmedizinischer Maßnahmen. Jetzt den 3‑Minuten-Übungsplan sichern
Die Folgen wiegen schwer. Mangelernährte Patienten sterben dreimal häufiger als gut versorgte. Ihre Aufenthaltsdauer im Krankenhaus verlängert sich um über 40 Prozent. Professor Dr. Matthias Pirlich, Vizepräsident der DGEM, bringt es auf den Punkt: “Mangelernährung führt vielfach zu Komplikationen und mindert die Lebensqualität erheblich.”
Neue Finanzierung – aber kaum genutzt
Seit Januar 2024 können Kliniken Qualitätsverträge nach § 110a SGB V abschließen. Die Idee: Krankenkassen finanzieren qualifizierte Ernährungsteams, die Diagnostik und Therapie verbessern. “Diese Qualitätsverträge ermöglichen es, die Versorgung signifikant zu verbessern”, erklärt DGEM-Präsident Dr. Gert Bischoff.
Doch die Resonanz bleibt verhalten. Nur wenige Häuser nutzen die Chance – oft fehlen schlicht die strukturellen Voraussetzungen. Dabei wäre gerade hier Handlungsbedarf: Schätzungsweise haben nur 10 bis 20 Prozent der deutschen Kliniken überhaupt multiprofessionelle Ernährungsteams.
S3-Leitlinie gibt Orientierung
Im Februar 2025 erschien die aktualisierte S3-Leitlinie “Klinische Ernährung und Hydrierung im Alter”. Sie liefert evidenzbasierte Empfehlungen für die Prävention und Behandlung von:
- Mangelernährung
- Dehydratation
- Sarkopenie (Muskelschwund im Alter)
Die Leitlinie richtet sich an alle Berufsgruppen im Gesundheitswesen und soll als Wegweiser für die tägliche Praxis dienen.
Der “nutritionDay”: Bestandsaufnahme weltweit
Am 13. November fand der diesjährige “nutritionDay” statt. Krankenhäuser, Pflegeheime und erstmals auch Arztpraxen erheben an diesem Aktionstag systematisch Daten zur Ernährungssituation ihrer Patienten. Die anonymisierten Ergebnisse ermöglichen ein internationales Benchmarking der Versorgungsqualität.
In Deutschland fließen die Daten in den Ernährungsbericht der Bundesregierung ein. Ziel: Das Thema endlich stärker in den politischen Fokus rücken.
Strukturelle Defizite bremsen Fortschritt
Die Wissenschaft ist sich einig: Eine adäquate Ernährungstherapie wirkt. Doch in der Praxis hapert es an der Umsetzung. Systematische Screenings bei der Aufnahme? Fehlanzeige in den meisten Kliniken. Qualifizierte Ernährungsteams? Mangelware.
Hinzu kommt ein finanzielles Problem: Die Tagessätze für Verpflegung liegen oft bei nur 5 bis 6 Euro pro Patient. Eine qualitativ hochwertige, bedarfsgerechte Ernährung ist damit kaum zu realisieren.
Was jetzt passieren muss
Die Fachgesellschaften fordern klare politische Weichenstellungen:
- Verpflichtende Ernährungsteams in allen Kliniken
- Systematische Screenings bei jeder Aufnahme
- Ausreichende Finanzierung der ernährungsmedizinischen Versorgung
- Verankerung in der Krankenhausreform
Die Qualitätsverträge sind ein Anfang – aber nur, wenn sie breit umgesetzt werden. Langfristig muss Ernährungsmedizin vom optionalen Extra zum festen Bestandteil der Regelversorgung werden.
Die “Malnutrition Awareness Week” setzt ein Zeichen: Die stille Krise darf nicht länger ignoriert werden. Es braucht gemeinsames Handeln von Medizin, Pflege, Politik und Gesellschaft, um Patientensicherheit und Behandlungsqualität nachhaltig zu verbessern.
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