LibreOffice, UI-Strategie

LibreOffice: Neue UI-Strategie und Version 26.2 im Anmarsch

04.12.2025 - 22:02:12

Die Document Foundation adressiert mit einem neuen UI-Entwickler und technischen Neuerungen wie Rust-Integration gezielt Design-Schwächen, um die Open-Source-Suite konkurrenzfähiger zu machen.

Die Document Foundation setzt zum Modernisierungsschub an: Ein eigens für Design verantwortlicher Entwickler soll die Benutzeroberfläche aufpolieren, während die erste Alpha-Version von LibreOffice 26.2 bereits technische Meilensteine zeigt. Kann die Open-Source-Suite damit endlich die letzten Schwachstellen gegenüber Microsoft 365 ausmerzen?

Die am 3. und 4. Dezember angekündigten Schritte markieren einen Wendepunkt. Erstmals investiert die Stiftung gezielt in den Bereich, den Nutzer seit Jahren einfordern: eine zeitgemäße, konsistente Optik. Parallel dazu bringt die Alpha-Version technische Innovationen wie erste Rust-Integrationen und echte Mehrbenutzerfähigkeit für die Datenbank-Komponente.

Strategie-Wechsel: Endlich Fokus auf Design

Dan Williams heißt der neue Mann für die visuellen Feinheiten. Seit Donnerstag ist der Entwickler offiziell im Kern-Team und soll sich ausschließlich um UI und UX kümmern – ein in der Open-Source-Welt ungewöhnlich spezialisierter Posten.

Sein erstes Ziel: Die macOS-Version. Ausgerechnet auf Apples Plattform wirkte LibreOffice bislang oft wie ein Fremdkörper, zu stark angelehnt an Linux-Konventionen. Williams will das ändern und das Programm nativer in das Betriebssystem einbinden. Doch dabei bleibt es nicht: „Verbesserungen der Benutzeroberfläche und nervige Bugs – überall, unabhängig von Plattform oder Backend”, kündigt er an.

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Was bedeutet das konkret? Die Stiftung adressiert endlich den wunden Punkt, der viele Umsteiger von Microsoft-Produkten abschreckt: das teils funktional wirkende Design. Während die Konkurrenz mit Ribbon-Interfaces und durchdachten Animationen arbeitet, galt LibreOffice manchen als solides, aber bieder wirkendes Werkzeug.

Williams setzt zudem auf automatisierte Tests und kontinuierliche Integration. Eine kluge Entscheidung – denn nichts frustriert mehr als Rückschritte bei nachträglichen Updates.

Alpha-Version bringt Rust und Mehrbenutzerfähigkeit

Einen Tag vor der Entwickler-Ankündigung ging bereits LibreOffice 26.2 Alpha 1 online. Die erste Testversion für den im Februar 2026 geplanten Release überrascht mit substantiellen Neuerungen.

Das Highlight unter der Haube: „Rustmaker” ist integriert. Die moderne Programmiersprache Rust gilt als sicherer und weniger anfällig für Speicherfehler als traditionelles C++. Noch steht die Integration am Anfang, doch der Grundstein ist gelegt.

Die wichtigsten Funktionen im Überblick:

Writer erhält einen überarbeiteten Rechtschreib-Dialog, verbesserte Änderungsverfolgung und präzisere Absatz-Ausrichtungsoptionen. Textverarbeiter dürften die feineren Kontrollen beim Layout zu schätzen wissen.

Calc unterstützt nun das Biff12-Clipboard-Format – technisch klingt das sperrig, praktisch bedeutet es: bessere Kompatibilität beim Kopieren aus Excel 2007 und neuer. Gerade für Unternehmen, die zwischen beiden Welten pendeln, ein echter Gewinn.

Base, die oft unterschätzte Datenbank-Komponente, wird endlich richtig mehrbenutzerTauglich. Bislang war simultaner Zugriff nur mit Einschränkungen möglich. Kleine und mittlere Betriebe können die kostenlose Lösung nun ernsthafter als Access-Alternative in Betracht ziehen.

Dazu kommen Performance-Sprünge: SVG-Rendering unter Linux läuft flotter, 3D-Diagramme wurden optimiert. Details, die im Alltag den Unterschied machen.

ODF 1.4 wird offizieller Standard – nach 20 Jahren

Zeitgleich gab es einen Erfolg für offene Standards: Das Open Document Format (ODF) Version 1.4 wurde am 3. Dezember von OASIS offiziell verabschiedet. Passend zum 20. Jubiläum des Formats.

Was ändert sich? Vor allem drei Bereiche:

Barrierefreiheit: Objekte lassen sich als „dekorativ” markieren, sodass Screenreader sie überspringen. Klingt banal, erleichtert aber sehbehinderten Nutzern die Arbeit erheblich.

Design-Flexibilität: Tabellen in Formen einbetten? Komplexe Hintergründe mit Verläufen und Schraffuren auf mehr Objekt-Typen anwenden? Mit ODF 1.4 kein Problem mehr.

Typografie: Die Spezifikationen für Schreibrichtungen wurden erweitert und präzisiert. Das kommt besonders Sprachen zugute, die von rechts nach links gelesen werden.

„ODF bietet eine herstellerneutrale Grundlage für Produktivität und Zusammenarbeit”, erklärt Svante Schubert, Co-Vorsitzender des ODF-Komitees. Version 1.4 erweitere die Unterstützung für Cloud-Kollaboration, Multimedia und standardisierte Sicherheit.

Dreifach-Strategie für mehr Relevanz

Der zeitliche Zusammenfall der Ankündigungen wirkt orchestriert – und das ist vermutlich kein Zufall. Die Document Foundation attackiert drei Fronten gleichzeitig:

Standards (ODF 1.4 sichert Interoperabilität), Optik (Dan Williams poliert die Oberfläche) und Technik (Rust modernisiert den Code). Eine smarte Kombination, um sowohl neue Nutzer zu gewinnen als auch bestehende zu halten.

Branchenbeobachter sehen darin eine notwendige Reaktion. LibreOffice gilt zwar als Referenz unter Open-Source-Office-Suiten, doch die Benutzeroberfläche hinkte kommerziellen Alternativen oft hinterher. Dass nun ausgerechnet macOS priorisiert wird, ist bezeichnend: Apple-Nutzer gelten als besonders anspruchsvoll in Sachen Design.

Die verbesserte Mehrbenutzerfähigkeit von Base könnte zudem ein Türöffner für KMUs sein. Viele scheuen die Komplexität von MySQL oder PostgreSQL, wollen aber Access-Lizenzen sparen. Eine vernünftig funktionierende Open-Source-Datenbank füllt diese Lücke.

Was kommt bis Februar 2026?

Die kommenden Monate werden entscheidend. Bis zum finalen Release von LibreOffice 26.2 im Februar dürften weitere Alpha- und Beta-Versionen folgen. Williams’ UI-Änderungen werden dabei sichtbar werden – ob sie überzeugen, bleibt abzuwarten.

Vorerst richtet sich die Alpha 1 an Power-User und Tester. Die Stiftung betont: Für den produktiven Einsatz bleibt LibreOffice 25.8 die stabile Wahl, konservative Unternehmensumgebungen setzen auf die 25.2-Serie.

2026 könnte dennoch zum Wendejahr werden. Die Rust-Integration verspricht langfristig stabileren Code, ODF 1.4 erweitert die Möglichkeiten, und ein verbessertes Design könnte endgültig die Schwelle für Umsteiger senken. Die weltweit beliebteste kostenlose Office-Suite steht vor spannenden Monaten.

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