Cyberangriffe, Bedrohungen

KI verwandelt Cyberangriffe in autonome Bedrohungen

13.10.2025 - 08:17:02

Künstliche Intelligenz treibt Cyberangriffe auf neue Ebene: Selbstlernende Malware, perfekte Phishing-Mails und autonome Angriffsagenten überfordern traditionelle Sicherheitssysteme.

Künstliche Intelligenz revolutioniert die Cyberkriminalität. Was früher mühsame Handarbeit war, erledigen heute selbstlernende Systeme vollautomatisch – und das mit erschreckender Präzision.

Sicherheitsexperten weltweit schlagen Alarm: Malware mutiert eigenständig, Phishing-Mails werden unerkennbar perfekt, und autonome Angriffs-Agenten führen komplexe Cyberattacken ohne menschliche Hilfe durch. Diese Woche veröffentlichte Berichte zeigen, wie Cyberkriminelle generative KI nutzen, um traditionelle Sicherheitssysteme völlig zu überlasten.

Das Wettrüsten ist eröffnet. Während IT-Sicherheitsteams KI für bessere Abwehr einsetzen, weaponisieren Hacker dieselbe Technologie für ihre Angriffe. Das Ergebnis? Eine Bedrohungslandschaft, in der herkömmliche, signaturbasierte Verteidigungen zunehmend wirkungslos werden.

Malware lernt das Verwandeln

Die gefährlichste Entwicklung: selbstverändernde Schadsoftware. Polymorphe Malware wechselt ständig ihre Erkennungsmerkmale, während metamorphe Varianten ihren Code bei jeder Infektion komplett neu schreiben – und dabei ihre zerstörerische Funktion behalten.

Cyberkriminelle setzen auf fortschrittliche KI-Techniken wie Generative Adversarial Networks (GANs). Dabei kämpfen zwei neuronale Netzwerke gegeneinander: Eines entwickelt neue Malware-Varianten, das andere versucht sie zu erkennen. Das Ergebnis? Schadsoftware, die aus ihren Interaktionen mit Sicherheitssystemen lernt und immer schwerer zu bekämpfen wird.

Die Zahlen sind alarmierend: 76,4 Prozent aller Phishing-Kampagnen 2025 nutzen bereits polymorphe Taktiken.

Phishing wird zur Perfektion getrieben

Vorbei sind die Zeiten schlecht formulierter Betrugs-Mails. Generative KI erstellt heute makellose, hyperpersonalisierte Nachrichten, die den Schreibstil vertrauter Kollegen oder Vorgesetzter perfekt imitieren. Der Erfolg? Phishing-Angriffe mit KI-Unterstützung explodierten um über 1.200 Prozent.

Noch bedrohlicher: Deepfake-Audio und -Video ermöglichen es Angreifern, Führungskräfte in Voice-Phishing-Attacken täuschend echt nachzuahmen. Die KI analysiert massenhaft Daten aus sozialen Medien und öffentlichen Quellen, um umfassende Zielprofile zu erstellen.

Sicherheitsforscher dokumentierten kürzlich Kampagnen der China-nahen Gruppe UTA0388, die Large Language Models nutzte, um raffinierte Phishing-Mails in mehreren Sprachen gegen Organisationen in Nordamerika, Asien und Europa zu versenden.
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Autonome Angriffs-Agenten greifen an

Am beunruhigendsten sind „agentic AI“-Systeme – autonome Angreifer, die komplexe, mehrstufige Cyberattacken mit minimaler menschlicher Aufsicht orchestrieren. Diese KI-Agenten führen eigenständig Aufklärung durch, identifizieren Schwachstellen, entwickeln Exploits und stehlen Daten.

Russische Hacker setzten laut dem ukrainischen Staatsdienst für besondere Kommunikation bereits in der ersten Jahreshälfte 2025 KI nicht nur für Phishing ein, sondern auch zur direkten Malware-Entwicklung. Diese Demokratisierung hochentwickelter Angriffswerkzeuge ermöglicht es weniger versierten Cyberkriminellen, Attacken zu starten, die früher nur Elite-Hackergruppen vorbehalten waren.

Wettrüsten ohne Sieger

Die Cybersicherheitsbranche steckt in einem hochriskanten KI-Wettrüsten. Für jede offensive KI-Fähigkeit böswilliger Akteure entsteht eine defensive Gegenmaßnahme. Sicherheitsunternehmen und IT-Teams setzen verstärkt auf KI-gestützte Tools für Echtzeitanomalien-Erkennung und automatisierte Reaktionen.

Doch Experten warnen vor Übertreibung. Ein aktueller Bericht der Sicherheitsfirma Intel 471 zeigt: Viele Bedrohungsakteure nutzen nach wie vor etablierte „Phishing-as-a-Service“-Plattformen. Faktoren wie Berechnungskosten und die Komplexität der KI-Integration bedeuten, dass ihre Rolle derzeit eher evolutionär als revolutionär ist.

Düstere Prognosen

Die Zukunft sieht düster aus. Experten prognostizieren einen 40-prozentigen Anstieg öffentlich bekannter Ransomware-Opfer bis Ende 2026 – eine Verfünffachung seit 2020. Haupttreiber: KI-gestützte Angriffe auf Cloud-Schwachstellen.

Zwischen 2026 und 2027 soll KI-generiertes Phishing zur dominierenden Form des Social Engineering werden. Ein zusätzliches Risiko: „Shadow AI“ – Mitarbeiter nutzen unautorisierte KI-Plattformen und schaffen unüberwachte Schwachstellen in Firmennetzwerken.

Die Antwort? Unternehmen müssen über traditionelle Abwehr hinausdenken und auf „Cyber-Resilienz“ setzen: kontinuierliche Überwachung, robuste KI-Governance und Investitionen in KI-gestützte Verteidigungstools. Der Kampf gegen intelligente, sich entwickelnde Bedrohungen entscheidet sich daran, wie effektiv Menschen und Maschinen zusammenarbeiten.

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