Cyberkriminalität, Sicherheitsexperten

KI treibt Cyberkriminalität in eine neue, gefährliche Ära

23.12.2025 - 19:45:12

Sicherheitsexperten warnen vor einer neuen Ära industrialisierter Cyberkriminalität, während deutsche KRITIS-Betreiber mit gravierenden Sicherheitslücken kämpfen.

KI-gesteuerte Angriffsnetzwerke operieren 2026 vollautonom – und stellen Deutschland vor massive Sicherheitslücken. Das ist die düstere Prognose führender Cybersicherheitsunternehmen für das kommende Jahr.

BERLIN – Die digitale Verteidigung steht vor einem Paradigmenwechsel. Führende Sicherheitsexperten warnen eindringlich vor dem Übergang zu einer vollständig industrialisierten Cyberkriminalität. Künstliche Intelligenz (KI) wird demnach nicht mehr nur als Werkzeug dienen, sondern eigenständig komplette Angriffskampagnen planen und ausführen.

Analysen von Trend Micro und Fortinet, die diese Woche im deutschen IT-Sektor intensiv diskutiert werden, identifizieren 2026 als Wendepunkt. Die Ära des „Ransomware-as-a-Service“ (RaaS) werde von vollautomatisierten Ökosystemen abgelöst. „KI-Agenten werden Schwachstellen eigenständig entdecken, ausnutzen und monetarisieren – ohne menschliches Zutun“, erklärt Ryan Flores von Trend Micro.

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Vom Service zur Industrie: KI als Angreifer

Der Bericht „Security Predictions for 2026“ beschreibt, wie generative KI und agentenbasierte Systeme die Ökonomie der Cyberkriminalität revolutionieren. Angreifer setzen künftig autonome Kampagnen ein, die sich in Echtzeit anpassen. Polymorphe Malware schreibt ihren eigenen Code ständig um, um Entdeckung zu vermeiden.

Die Industrialisierung bedeutet: Attacken sind nicht mehr durch menschliche Kapazitäten begrenzt. Ein einzelner Akteur kann Dutzende komplexer Angriffe gleichzeitig managen. Die Geschwindigkeit, mit der kriminelle Gruppen Informationen in erfolgreiche Monetarisierung umwandeln – der sogenannte Durchsatz – wird zum entscheidenden Faktor.

„Die Zeit zwischen Eindringen und Schadenswirkung wird sich von Tagen auf Minuten verkürzen“, prognostizieren Fortinet-Analysten. Diese Kompression zwingt Unternehmen in ein Wettrüsten auf Maschinengeschwindigkeit. Menschliche Verteidigungsteams sind strukturell chancenlos, wenn sie nicht mit eigenen automatisierten Gegenmaßnahmen antworten.

Deutschland: Kritische Lücken trotz hoher Bedrohung

Die globalen Prognosen treffen auf einen fragilen deutschen Markt. Der aktuelle Lagebericht des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) liefert einen ernüchternden Kontext.

Trotz steigender Bedrohungslage verfügen 48 Prozent der Betreiber Kritischer Infrastrukturen (KRITIS) in Deutschland immer noch nicht über angemessene Angriffserkennungssysteme. Gleichzeitig stieg die Zahl neu entdeckter Schwachstellen im Schnitt auf 119 pro Tag – ein Plus von 24 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Eine aktuelle Bitkom-Studie offenbart die Kluft zwischen Wahrnehmung und Vorsorge: Zwar schätzen 70 Prozent der Deutschen das Cyberkriminalitäts-Risiko als hoch ein, doch die Investitionen in Prävention stagnieren. Über die Hälfte der Privatanwender gibt weniger als fünf Euro monatlich für Sicherheitssoftware aus. Die Verbreitung von Cyberversicherungen in Unternehmen liegt bei nur sieben Prozent.

Diese Lücken schaffen ein „zielreiches“ Umfeld für die industrialisierte Angriffswelle 2026. Automatisierte Scanner durchkämmen das deutsche Netz nach ungepatchten Schwachstellen, während fast die Hälfte der KRITIS-Betreiber keine automatisierte Erkennung besitzt – ein systemisches Risiko.

Compliance-Checklisten reichen nicht mehr aus

Für den Bereich Datenschutz und Compliance bedeutet dieser Wandel, dass statische Checklisten nicht mehr genügen. Eine passive Verteidigungshaltung hält einem dynamischen, automatisierten Angriff nicht stand.

Regulatorische Rahmenwerke wie die EU-Richtlinie NIS2 müssen strenger ausgelegt werden, mit stärkerem Fokus auf „aktive“ Verteidigungsmaßnahmen und automatisierte Incident-Response-Fähigkeiten. Kriminelle Gruppen übernehmen Standard-Geschäftspraktiken: Sie skalieren Angriffsvektoren via KI, mieten spezialisierte KI-Agenten für einzelne Aufgaben und testen Malware automatisiert gegen gängige Sicherheitssoftware.

Ausblick: Der Mensch muss die Kontrolle behalten

Der Konsens der Experten ist klar: Das „Human-in-the-Loop“-Modell für Cyberabwehr wird obsolet. Organisationen müssen zu „Human-on-the-Loop“-Strategien wechseln. KI-Systeme übernehmen dabei autonom Erkennung und Eindämmung, menschliche Analysten behalten die strategische Aufsicht.

Das erste Quartal 2026 wird voraussichtlich einen Anstieg „synthetischer“ Bedrohungen bringen: Fluten KI-generierten Codes und Deepfake-gesteuertes Social Engineering, die traditionelle Verifizierungsprozesse überwältigen sollen. Für Vorstände und Compliance-Beauftragte muss die Integration KI-gestützter Abwehrtools, die im gleichen Tempo wie die industrialisierten Bedrohungen reagieren, oberste Priorität im neuen Jahr haben.

Quellen: Trend Micro Security Predictions 2026 (25.11.2025), Fortinet Cyberthreat Predictions 2026 (11-12/2025), BSI Lagebericht 2025 (11/2025), Bitkom-Studie zu Cyberkriminalität 2025.

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