KI-Phishing-Angriff, Sparkasse

KI-Phishing-Angriff: Sparkasse, Amazon und Volksbank im Visier

06.12.2025 - 10:20:12

Die Weihnachtseinkäufe laufen auf Hochtouren – und mit ihnen eine beispiellose Welle perfekt gefälschter Phishing-Angriffe. Deutsche Verbraucher und Unternehmen sehen sich derzeit mit einer neuen Generation von Betrugsmaschen konfrontiert, die kaum noch vom Original zu unterscheiden sind.

Seit Donnerstag überschlagen sich die Warnmeldungen: Die Verbraucherzentrale und mehrere Großbanken haben in den vergangenen 48 Stunden dringende Alarme wegen täuschend echter Betrugs-E-Mails herausgegeben. Was diese Angriffe von früheren Phishing-Versuchen unterscheidet? Sie sind nicht mehr voller Rechtschreibfehler und platten Formulierungen. Stattdessen nutzen Kriminelle generative KI-Systeme, um Ton und Design echter Unternehmenskommunikation mit beängstigender Präzision nachzuahmen.

Die Angreifer haben es vor allem auf die Sparkasse, Amazon und große Privatbanken abgesehen. Zeitgleich verkünden führende Cybersecurity-Unternehmen in dieser Woche den Einsatz autonomer KI-Verteidigungssysteme. Ein Wettrüsten zwischen künstlicher Intelligenz und künstlicher Intelligenz – mitten im Weihnachtsgeschäft.

Seit Donnerstag, dem 4. Dezember, rollt eine massive Phishing-Kampagne gezielt gegen Sparkassen-Kunden. Die Täter nutzen dabei geschickt die Umstellung auf Wero aus, das europäische Instant-Payment-System, das Anfang des Jahres flächendeckend eingeführt wurde.

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Die gefälschten E-Mails behaupten, eine “zwingend erforderliche Wero-Registrierung” oder ein “pushTAN-Update” müsse sofort durchgeführt werden, um eine Kontosperre zu vermeiden. Laut aktuellen Sicherheitsmitteilungen der Sparkassen-Finanzgruppe leiten diese Nachrichten Nutzer auf dynamische Phishing-Seiten weiter, die Login-Daten und Echtzeit-2FA-Token abgreifen.

Die Dringlichkeit wird durch alarmierende Betreffzeilen wie “Sofortiges Handeln erforderlich: Kontobeschränkung” oder “Ref: 8731399 – Update notwendig” künstlich erzeugt. Was früher durch plumpe Formulierungen auffiel, ist heute kaum noch von echter Sparkassen-Kommunikation zu unterscheiden.

Amazon-Kunden unter Beschuss: Wenn die KI anruft

Parallel zur E-Mail-Flut erleben Amazon-Kunden eine neue Bedrohung: KI-gestütztes Vishing (Voice Phishing). Nach gefälschten Benachrichtigungen über “fehlgeschlagene Prime-Zahlungen” oder “Black-Friday-Probleme” folgen automatisierte Anrufe mit erschreckend echt klingenden KI-generierten Stimmen.

Die vermeintlichen Amazon-Mitarbeiter behaupten, eine verdächtige Bestellung über einen hohen Betrag – meist ein iPhone oder MacBook – müsse verifiziert werden. Diese Anrufe sind darauf ausgelegt, traditionelle E-Mail-Filter zu umgehen und Opfer zur Installation von Fernwartungssoftware wie Zoho Assist zu bewegen.

Die Verbraucherzentrale aktualisierte ihren “Phishing-Radar” am Freitag, dem 5. Dezember, um neue Warnungen für Barclays, Volksbank und Disney+-Abonnenten. Alle verzeichnen diese Woche einen sprunghaften Anstieg von “Datenbestätigungs”-Betrugsversuchen.

Die Phishing-Fabrik: Cyberkriminalität wird zum Geschäftsmodell

Die Raffinesse dieser Angriffe kommt nicht von ungefähr. In einem Cybersecurity-Briefing am Mittwoch, dem 3. Dezember, beleuchteten Branchenexperten die wachsende Dominanz industrialisierter KI-Kriminalität.

Tools wie WormGPT und FraudGPT – uneingeschränkte generative KI-Modelle aus dem Darknet – ermöglichen es Kriminellen, Spear-Phishing-E-Mails in mehreren Sprachen zu automatisieren, ohne die jeweilige Sprache zu beherrschen. Diese Werkzeuge können mittlerweile Betreffzeilen und Inhalte in Echtzeit testen, um Öffnungsraten zu maximieren. Faktisch arbeiten sie wie professionelle Marketing-Automation-Plattformen.

“Wir erleben die Industrialisierung der Cyberkriminalität”, konstatierten Sicherheitsanalysten während des Briefings. “Die Einstiegshürde ist kollabiert. Ein Anfänger kann heute eine ‘Phishing-as-a-Service’-Plattform abonnieren und Kampagnen starten, die mit staatlich gesponserten Akteuren mithalten.”

Diese Woche wurden zudem Berichte über das Aisuru-Botnet bekannt, eine neue Bedrohungsinfrastruktur, die diese großangelegten Spam- und DDoS-Kampagnen ermöglicht. Für deutsche Unternehmen wird die Verteidigungslandschaft damit noch komplexer.

Die Gegenoffensive: Wenn KI gegen KI kämpft

Angesichts der Tatsache, dass menschliche Wachsamkeit gegen KI-generierte Betrügereien nicht mehr ausreicht, reagiert die Cybersecurity-Branche diese Woche mit bedeutenden technologischen Fortschritten.

Check Point setzt auf Prävention durch KI

Am Donnerstag, dem 4. Dezember, kündigte Check Point Software Technologies ein umfassendes Update seines Sicherheitsportfolios an: die Quantum Firewall Software R82.10. Diese Veröffentlichung markiert einen Strategiewechsel in der Verteidigung – KI gegen KI.

Zu den Kernfunktionen der neuen Software gehören:

Deep-Learning-Phishing-Prävention: Das System erkennt und blockiert Phishing-Versuche innerhalb verschlüsselten Traffics (HTTPS), ohne komplexe Entschlüsselungsverfahren zu benötigen – eine wichtige Hürde für die Datenschutz-Compliance in Deutschland.

Erkennung von GenAI-Tools: Das Update verschafft Organisationen Transparenz über unautorisierte Nutzung generativer KI (Shadow AI) in ihren Netzwerken und hilft, Datenlecks an Plattformen wie ChatGPT oder Gemini zu verhindern.

Adaptive Bedrohungsprävention: Durch kontextbasierte Analyse statt reiner Signaturerkennung identifiziert das System subtile Anomalien in KI-generierten Schadinhalt.

“Da Unternehmen KI zunehmend einsetzen, stehen Sicherheitsteams unter wachsendem Druck, mehr Daten in stärker verteilten Umgebungen zu schützen”, erklärte Nataly Kremer, Chief Product Officer bei Check Point, in der Donnerstag-Ankündigung.

Cloudflare: Autonome Abwehr in Echtzeit

Parallel dazu veröffentlichte Cloudflare diese Woche Einblicke in seine autonomen Erkennungssysteme. Die auf dem massiven Bedrohungsaufkommen aus dem dritten und vierten Quartal 2025 trainierten Modelle erreichen neue Maßstäbe bei der Identifizierung bösartiger Domains, die Login-Abläufe von Diensten wie Netflix und Microsoft 365 nachbilden.

Diese Systeme markieren mittlerweile “verschleiertes JavaScript” und variierende Phishing-Vorlagen, die traditionelle signaturbasierte Antivirenprogramme häufig übersehen.

Das Wettrüsten beschleunigt sich

Die Ereignisse Anfang Dezember 2025 markieren einen Wendepunkt im “KI-Wettrüsten”. Jahrelang prognostizierten Experten, dass KI irgendwann für Social Engineering missbraucht werden würde. Diese Zukunft ist jetzt Gegenwart.

Für Unternehmen sind die Folgen gravierend. Die “menschliche Firewall” – Mitarbeiter darin zu schulen, Phishing zu erkennen – verliert an Wirksamkeit, da die klassischen Betrugsmerkmale (Rechtschreibfehler, schlechte Formatierung) verschwinden. Die Check-Point-Veröffentlichung deutet darauf hin, dass die Branche zu Zero Trust und automatisierter Prävention umschwenkt. Die Erkenntnis: Nutzer können nicht länger die primäre Verteidigungslinie sein.

Die gezielte Ansprache europäischer Infrastrukturen wie Wero zeigt zudem, dass Cyberkriminelle agiler sind als viele Organisationen bei der Aktualisierung ihrer Sicherheitsprotokolle. Sie passen ihre Narrative schneller an lokale technologische Entwicklungen an, als Unternehmen reagieren können.

Ausblick 2026: Die nächste Eskalationsstufe

Das Volumen KI-generierter Angriffe dürfte sich 2026 vervielfachen. Sicherheitsexperten prognostizieren, dass Deepfake-Videos die nächste Grenze beim “CEO-Betrug” (Business Email Compromise) überschreiten werden – über Audio und Text hinaus.

Kurzfristig sollten deutsche Verbraucher den gesamten Dezember über in höchster Alarmbereitschaft bleiben. Das BSI (Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik) und Bankenverbände werden voraussichtlich ihre öffentlichen Sensibilisierungskampagnen intensivieren.

Für Unternehmen dürfte die Einführung KI-gestützter Sicherheitstools wie den diese Woche angekündigten von “optional” zu “verpflichtend” werden – sowohl für Compliance als auch für Versicherungsansprüche im Jahr 2026.

Konkrete Empfehlung: Nutzer sollten alle dringenden Benachrichtigungen über offizielle Apps (etwa die Sparkassen- oder Amazon-App) verifizieren, statt Links in E-Mails anzuklicken. Bei Anrufen angeblicher Bank- oder Händler-Mitarbeiter: Auflegen und die offizielle Nummer auf der Rückseite der Karte oder der Website anrufen.

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