KI-Boom: Forscher steigern Publikationsrate um bis zu 89 Prozent
23.12.2025 - 03:54:11Eine bahnbrechende Studie zeigt erstmals das enorme Ausmaß, in dem Künstliche Intelligenz die akademische Welt umkrempelt. Forscher, die KI-Tools nutzen, veröffentlichen deutlich mehr – doch die Qualität leidet.
Die im Fachjournal Science veröffentlichte Untersuchung liefert die ersten umfassenden Daten darüber, wie große Sprachmodelle (LLMs) wie ChatGPT die 30-Milliarden-Euro-schwere Wissenschaftsverlagsbranche verändern. Während der Produktivitätschub als „großer Gleichmacher“ für Nicht-Muttersprachler gefeiert wird, warnen Experten vor einer Flut von oberflächlichen Arbeiten – ein Phänomen, das Kritiker bereits als „wissenschaftlichen KI-Schrott“ bezeichnen.
Die Studie mit dem Titel „Wissenschaftliche Produktion im Zeitalter großer Sprachmodelle“ analysierte über zwei Millionen Vorabveröffentlichungen (Preprints) aus den Jahren 2018 bis Mitte 2024. Das Team um Yian Yin von der Cornell University identifizierte einen deutlichen Boom, der mit der Verbreitung generativer KI-Tools einhergeht.
Die Steigerungen fallen je nach Fachgebiet unterschiedlich aus:
* Sozial- und Geisteswissenschaften: +59,8 %
* Biologie und Lebenswissenschaften: +52,9 %
* Physik und Mathematik: +36,2 %
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„Wir erleben eine fundamentale Verschiebung im gesamten Ökosystem der wissenschaftlichen Produktion“, so Dr. Yin. Die Tools beschleunigten nicht nur das Schreiben, sondern die gesamte Veröffentlichungspipeline.
KI als Sprachbarriere-Brecher
Eine der positivsten Erkenntnisse: KI wirkt demokratisierend. Forscher, deren Muttersprache nicht Englisch ist, profitieren überproportional. Sie waren jahrzehntelang benachteiligt, weil sie unverhältnismäßig viel Zeit in Übersetzung und Lektorat investieren mussten.
Die Daten zeigen, dass Wissenschaftler aus nicht-englischsprachigen Regionen – insbesondere in Asien – die dramatischsten Produktivitätssprünge von 43 bis 89,3 Prozent verzeichnen. „Für einen Forscher in Tokio oder Peking ist ein Sprachmodell ein sofortiger, kostenloser und hochwertiger Lektor“, kommentiert Digitalexpertin Dr. Sarah Chen. Die Arbeit werde nun endlich nach ihrer inhaltlichen Qualität und nicht nach sprachlicher Eleganz beurteilt.
Das Problem der „polierten Hülsen“
Doch der Quantitätssprung hat eine Schattenseite, die dieser Tage in Fakultäten und Verlagshäusern hitzig diskutiert wird. Während die Menge der Papiere steigt, verwässern die klassischen Qualitätsindikatoren.
Die Studie fand eine „Umkehrung“ traditioneller Signale: Komplexe, polierte Sprache galt früher als Indikator für hochwertige Forschung und erhöhte die Chancen auf Veröffentlichung in Top-Journalen. Bei KI-unterstützten Arbeiten ist die Sprache zwar oft ausgefeilter, die wissenschaftliche Neuartigkeit der Inhalte aber häufig geringer.
Es entstehe eine Flut von professionell klingenden, aber substanzarmen Arbeiten. „Glänzende Formulierungen können schwache Ideen verstecken“, warnt eine Folgeanalyse. Die Autoren der Studie nutzten einen eigenen KI-Detektor und fanden heraus: KI-generierte Papiere wurden trotz komplexerem Vokabular seltener in streng begutachteten Fachzeitschriften angenommen als vergleichbare menschliche Arbeiten.
Reaktion der Branche: Suche nach neuen Maßstäben
Die Ergebnisse zwingen die Wissenschaftswelt zum Umdenken. Verlage und Fördergremien stehen vor der Frage, wie sie Forscher in einem Zeitalter bewerten sollen, in dem die reine Publikationszahl immer weniger über die tatsächliche wissenschaftliche Leistung aussagt.
„Wenn wir wissenschaftlichen Erfolg weiterhin nur an der Anzahl der veröffentlichten Papiere messen, belohnen wir die Produktion von KI-generiertem Rauschen“, sagt Digitalexperte Dr. Thomas H. Davenport.
Drei erwartete Trends für 2026
Als Reaktion auf die Studie zeichnen sich drei große Veränderungen ab:
- Neue Bewertungsmetriken: Universitäten und Förderausschüsse könnten von reinen Publikationszahlen wegkommen. Stattdessen gewinnen „wirkungsbasierte“ Kriterien an Bedeutung, die etwa die Reproduzierbarkeit von Daten oder den praktischen Nutzen in den Vordergrund stellen.
- Striktere KI-Offenlegung: Die Durchsetzung von KI-Deklarationspflichten in Fachzeitschriften wird voraussichtlich verschärft. Die enorme Produktivitätssteigerung legt nahe, dass undeklarierte KI-Nutzung weit verbreitet ist.
- Aufstieg der „Verifikations-KI“: Parallel zu Schreib-KIs entstehen Tools für „Reviewer-KI“. Sie sollen überforderte menschliche Gutachter unterstützen und Manuskripte markieren, die sprachlich komplex, aber methodisch dünn sind.
Die Botschaft an die Wissenschaft ist klar: Der Geist ist aus der Flasche. KI verspricht eine inklusivere globale Forschergemeinschaft – verlangt aber auch einen rigorosen Kampf für Qualität vor Quantität.
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