Kalifornien, Wegweisende

Kalifornien: Wegweisende Datenschutzgesetze schaffen faktischen US-Standard

10.10.2025 - 23:05:02

Kalifornien führt ab 2027 Ein-Klick-Datenschutz in Browsern ein und erlässt strenge KI-Regulierungen. Die neuen Vorschriften werden zum de-facto-Bundesstandard für US-Unternehmen.

Kalifornien baut seine Rolle als Datenschutz-Vorreiter der USA massiv aus. Gouverneur Gavin Newsom unterzeichnete diese Woche drei bahnbrechende Gesetze, die Verbrauchern deutlich mehr Kontrolle über ihre Online-Daten geben sollen.

Das Herzstück: Ab 2027 müssen alle Webbrowser eine einfache Ein-Klick-Lösung bieten, mit der Nutzer der Weitergabe ihrer Daten an Dritte widersprechen können. Parallel dazu treten neue Vorschriften für KI-Systeme und Cybersicherheit in Kraft.

Ein-Klick-Schutz gegen Datenhändler

Der California Opt Me Out Act (AB 566) löst ein Problem, das Millionen Nutzer frustriert: das mühsame Durchklicken durch komplizierte Datenschutz-Einstellungen auf jeder Website. Ab dem 1. Januar 2027 müssen Browser-Entwickler einen universellen „Opt-Out“-Schalter einbauen.

„Nutzer können dann einfach einen Schalter umlegen, der allen Unternehmen mitteilt: Verkauft meine Daten nicht weiter“, erklärt Matt Schwartz von der Verbraucherorganisation Consumer Reports. Bisher war diese Funktion nur über spezielle Browser-Erweiterungen oder Nischen-Browser verfügbar.

Der neue Standard wird Firefox, Chrome, Safari und Edge gleichermaßen betreffen – zumindest für kalifornische Nutzer. Experten rechnen jedoch damit, dass die Browser diese Funktion landesweit ausrollen werden.

Social Media im Visier der Regulierer

Die beiden weiteren Gesetze verschärfen den Druck auf datensammelnde Geschäftsmodelle zusätzlich. Assembly Bill 656 zwingt Social-Media-Konzerne, das Löschen von Nutzerkonten zu vereinfachen. Entscheidend: Wer sein Konto löscht, muss auch sicher sein können, dass alle persönlichen Daten tatsächlich verschwinden.

Bisher klaffte hier eine Lücke – viele Unternehmen behielten Nutzerdaten auch nach der Konto-Löschung auf ihren Servern.

Senate Bill 361 nimmt sich die milliardenschwere Datenhändler-Branche vor. Diese Unternehmen sammeln und verkaufen Verbraucherinformationen, operieren aber oft im Verborgenen. Das neue Gesetz zwingt sie zu mehr Transparenz: Sie müssen offenlegen, welche Daten sie sammeln und wer darauf Zugriff hat.

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KI-Systeme unter strenger Aufsicht

Parallel zu den neuen Gesetzen hat Kaliforniens Datenschutzbehörde CPPA weitreichende Vorschriften für Künstliche Intelligenz finalisiert. Ab dem 1. Januar 2026 gelten strenge Regeln für automatisierte Entscheidungssysteme bei wichtigen Lebensbereichen wie Jobsuche, Wohnungsmarkt oder Finanzdienstleistungen.

Zusätzlich müssen Unternehmen mit hohem Datenschutzrisiko künftig jährliche, unabhängige Cybersicherheits-Audits durchführen lassen. Die ersten Zertifikate sind ab April 2028 fällig – zunächst für die größten Konzerne.

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Faktischer Bundesstandard entsteht

Während auf Bundesebene weiter Stillstand herrscht, wird Kalifornien zum de-facto-Gesetzgeber für ganz Amerika. Der im April 2024 vorgestellte American Privacy Rights Act steckt im Kongress fest.

Für Unternehmen entsteht damit ein Dilemma: Wer bundesweit tätig ist, muss praktisch den kalifornischen Standard befolgen – alles andere wäre zu kompliziert. Die Folge: Was in Sacramento beschlossen wird, prägt die Geschäftspraktiken von New York bis Florida.

Besonders deutsche Tech-Konzerne wie SAP dürften die Entwicklung genau verfolgen. Kaliforniens Ansatz erinnert stark an die europäische DSGVO – mit dem Unterschied, dass hier ein einzelner US-Bundesstaat den Ton angibt.

Wirtschaft steht vor Umbau

Die neuen Regeln zwingen Unternehmen zu grundlegenden Änderungen ihrer IT-Systeme und Geschäftsprozesse. Browser-Hersteller müssen ihre Software umbauen, Website-Betreiber ihre Datensammlung anpassen.

„Rechtsteams im ganzen Land werden intensiv daran arbeiten, diese neuen Verpflichtungen zu verstehen“, prognostizieren Branchenexperten. Die Umsetzung wird Millionen kosten – aber auch neue Geschäftschancen für Datenschutz- und Cybersecurity-Anbieter schaffen.

Bleibt die Frage: Wird Kaliforniens Vorstoß endlich Bewegung in Washington auslösen? Oder festigt sich der Flickenteppich aus 50 verschiedenen Einzelstaaten-Regelungen? Die Antwort dürfte über die Zukunft des digitalen Datenschutzes in Amerika entscheiden.

@ boerse-global.de