Handel-KV, Inflation

Handel-KV aufgeschnürt: Inflation zwingt zu Neuverhandlungen

17.10.2025 - 14:09:02

Die rollierende Inflationsrate überschreitet die 3-Prozent-Marke und macht den bestehenden Kollektivvertrag im Handel hinfällig. Gewerkschaft und Wirtschaftskammer müssen ab November komplett neu verhandeln.

Die Inflation macht den ursprünglichen Kollektivvertrag im Handel zunichte. Mit 3,008 Prozent liegt die rollierende Teuerungsrate knapp über der kritischen 3-Prozent-Marke – damit müssen die Sozialpartner für 570.000 Beschäftigte neu verhandeln.

Die heute von der Statistik Austria veröffentlichten Zahlen bestätigen: Der Durchschnitt der Inflationsraten der letzten zwölf Monate überschreitet die im Vorjahr vereinbarte Schwelle. Die gestaffelte Gehaltserhöhung für 2026 ist hinfällig.

Gewerkschaft GPA und Wirtschaftskammer nehmen die Gespräche Anfang November auf. Ein komplett neuer Abschluss wird notwendig.

Teuerung bleibt hartnäckig hoch

Die Inflationsrate für September bestätigt die anhaltende Belastung: 4,0 Prozent bedeuten nur einen minimalen Rückgang gegenüber dem Vormonat (4,1 Prozent).

Die größten Preistreiber:
* Strom:plus 35,9 Prozent pro Jahr
* Restaurants und Hotels: plus 6,2 Prozent
* Nahrungsmittel: plus 3,1 Prozent (leicht rückläufig)
* Wohnen und Energie bleiben Hauptfaktoren

Für rund 450.000 Angestellte und Lehrlinge sowie 120.000 Arbeiterinnen und Arbeiter im Handel bedeutet das: Die ursprünglich vereinbarte Lohnanpassung greift nicht mehr.
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Fronten verhärten sich bereits

Die Gewerkschaft signalisierte schon früh: Andere Branchen sind kein Vorbild. Während in der Sozialwirtschaft 4,0 Prozent gefordert werden, soll der Handel seinen eigenen Weg gehen.

“Jede Lohnerhöhung wirkt sich natürlich auf die Preise im Regal aus”, warnt dagegen Rainer Will vom Handelsverband. Seine Botschaft ist klar: “Die Arbeitsplatzsicherung im Handel muss jetzt im Vordergrund stehen.”

Der Arbeitgebervertreter verweist auf die dramatische Lage der Branche: hohe Insolvenzrate, explodierende Energie- und Personalkosten, dazu die Kaufzurückhaltung der Bevölkerung.

Düstere Wirtschaftsprognosen verschärfen Lage

Die Neuverhandlungen treffen auf ein schwieriges gesamtwirtschaftliches Klima. WIFO-Direktor Gabriel Felbermayr warnt vor einem “verlorenen Jahrzehnt” – das reale BIP pro Kopf könnte erst 2030 wieder den Wert von 2019 erreichen.

Der Handel kämpft zusätzlich mit strukturellen Problemen: Pandemie-Nachwirkungen, veränderte Kaufgewohnheiten und Online-Konkurrenz setzen der Branche zu. Die hohe Insolvenzrate unterstreicht die Fragilität vieler Unternehmen.

Harte Verhandlungen vorprogrammiert

Die Positionen liegen weit auseinander: Die Gewerkschaft fordert vollen Inflationsausgleich plus reale Lohnzuwächse. Die Arbeitgeber pochen auf Arbeitsplatzsicherung und verweisen auf die angespannte Ertragslage.

Mögliche Orientierungspunkte aus anderen Branchen:
* Metalltechnische Industrie: “Krisenabschluss” unter der Inflation, aber mit Einmalzahlungen
* Metallgewerbe: 4,3 Prozent IST-Lohnerhöhung (rollierende Inflation plus 0,5 Prozent)

Welchen Weg die Verhandler im Handel wählen, bleibt offen. Ein rascher Abschluss scheint angesichts der verhärteten Fronten und des wirtschaftlichen Drucks unwahrscheinlich.

@ boerse-global.de