Gürtelrose-Impfung, Alzheimer-Risiko

Gürtelrose-Impfung senkt Alzheimer-Risiko um 20 Prozent

04.12.2025 - 19:09:12

Die Alzheimer-Forschung erlebt eine der dynamischsten Wochen des Jahres. Während eine Studie der Stanford University zeigt, dass die Gürtelrose-Impfung das Demenzrisiko signifikant reduziert, machen KI-gestützte Diagnoseverfahren die Früherkennung so einfach wie nie zuvor. Doch in Deutschland gibt es auch einen Dämpfer: Das IQWiG spricht dem Hoffnungsträger Lecanemab den Zusatznutzen ab.

Eine am Dienstag im Fachjournal Cell veröffentlichte Studie liefert überzeugende Beweise: Die Gürtelrose-Impfung könnte weitaus mehr leisten als gedacht. Forscher der Stanford University analysierten Gesundheitsdaten aus Wales, wo ein strikter Stichtag bei der Impfprogramm-Einführung ein natürliches Experiment ermöglichte.

Die Ergebnisse beeindrucken: Geimpfte zeigten ein um 20 Prozent reduziertes Risiko, in den folgenden sieben Jahren an Demenz zu erkranken. Noch erstaunlicher: Bei bereits erkrankten Personen lag die Sterblichkeit fast 30 Prozent niedriger als bei Ungeimpften.

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„Wir sehen hier Hinweise auf einen therapeutischen Effekt, nicht nur einen präventiven”, erklärt Studienleiter Dr. Pascal Geldsetzer. Experten vermuten, dass die Reaktivierung des Herpes-Zoster-Virus Entzündungsprozesse im Gehirn anstößt, die Alzheimer begünstigen – ein Prozess, den die Impfung unterbindet.

KI erkennt Alzheimer per EEG mit 97 Prozent Genauigkeit

Forscher der Universität Örebro in Schweden stellten vergangene Woche zwei KI-Modelle vor, die Alzheimer mittels einfacher EEG-Messungen diagnostizieren. Die Technologie misst elektrische Gehirnaktivität über Kopfhaut-Elektroden – billig, schmerzfrei und in fast jeder neurologischen Praxis verfügbar.

Das erste Modell nutzt temporale Convolutional Networks und Long Short-Term Memory Netzwerke, um verborgene Muster in Gehirnwellen zu erkennen. Die Diagnosegenauigkeit: über 80 Prozent bei der Unterscheidung zwischen gesunden Personen, Alzheimer- und frontotemporalen Demenz-Patienten.

Noch beeindruckender ist das zweite Modell: Durch “Federated Learning” erreicht es eine Genauigkeit von über 97 Prozent, ohne dass sensible Patientendaten die Klinik verlassen müssen. „Die Fähigkeit, subtile Muster in den Alpha-, Beta- und Gamma-Wellen zu erkennen, macht das EEG zu einem mächtigen Werkzeug für das Massenscreening”, so die Studienautoren.

Könnte Alzheimer-Screening bald so routinemäßig werden wie Blutdruckmessen?

Mayo Clinic berechnet Alzheimer-Risiko zehn Jahre im Voraus

Die Mayo Clinic entwickelte ein Vorhersagemodell, das das Alzheimer-Risiko Jahre vor den ersten Symptomen berechnet. Das im Lancet Neurology veröffentlichte System integriert demografische Daten, genetische Marker und Informationen über Amyloid-Ablagerungen.

Das Besondere: Es liefert keine bloße Ja/Nein-Diagnose, sondern eine Wahrscheinlichkeitsberechnung für den kognitiven Abbau über die nächsten zehn Jahre. Ärzte können so Hochrisikopatienten identifizieren, lange bevor das Gedächtnis nachlässt – genau das Zeitfenster, in dem präventive Maßnahmen am effektivsten wirken.

IQWiG-Dämpfer: Lecanemab ohne Zusatznutzen

Die Euphorie über die Diagnoseerfolge wird in Deutschland durch gesundheitspolitische Realität gedämpft. Am Montag veröffentlichte das IQWiG seine Bewertung zum Antikörper Lecanemab (Handelsname Leqembi).

Das Ergebnis: Kein Beleg für einen Zusatznutzen gegenüber der zweckmäßigen Vergleichstherapie. Das Institut begründet sein Urteil mit der Nutzen-Schaden-Abwägung:

  • Lecanemab entfernt zwar Amyloid-Plaques und verlangsamt den kognitiven Abbau messbar
  • Dem stehen relevante Risiken gegenüber, insbesondere Hirnblutungen und -schwellungen
  • Langfristige Daten zur Lebensqualität fehlen
  • Die positiven Effekte sind klinisch möglicherweise kaum spürbar

Für Patienten ist dies ein herber Rückschlag. Die negative Bewertung ist entscheidend für kommende Preisverhandlungen und die Erstattungsfähigkeit durch gesetzliche Krankenkassen. Der G-BA wird voraussichtlich im Frühjahr 2026 eine endgültige Entscheidung treffen.

Paradigmenwechsel: Von Therapie zu Prävention

Die Ereignisse dieser Woche verdeutlichen einen tiefgreifenden Wandel. Während die erste Generation krankheitsmodifizierender Medikamente auf hohe regulatorische Hürden stößt, verlagert sich die Hoffnung auf präzise Früherkennung und breit verfügbare Prävention.

Die Diskrepanz ist offensichtlich: Wir werden bald Alzheimer mittels KI und Bluttests extrem früh und kostengünstig erkennen können. Doch die therapeutische Antwort bleibt kompliziert. Wenn teure Antikörpertherapien von den Kassen nicht erstattet werden, wächst die Bedeutung von Interventionen wie der Gürtelrose-Impfung oder aggressiver Risikofaktoren-Kontrolle immens.

Branchenbeobachter sehen in der Cell-Studie einen potenziellen “Gamechanger”. Eine Impfkampagne für Über-50-Jährige wäre volkswirtschaftlich weitaus günstiger und nebenwirkungsärmer als die Behandlung mit monoklonalen Antikörpern im Spätstadium.

Was 2026 bringen wird

Die nächsten Monate werden entscheidend. Nach der IQWiG-Bewertung warten alle auf den G-BA-Beschluss zu Lecanemab im ersten Quartal 2026. Parallel dürften die Örebro-Ergebnisse zur EEG-Diagnostik den Druck erhöhen, diese einfachen Testverfahren schnell in die klinische Routine zu überführen.

Für Patienten bedeutet die aktuelle Lage: Das Bewusstsein für Früherkennung wächst, und die Werkzeuge dafür werden präziser. Wer sein Risiko senken will, hat mit der Gürtelrose-Impfung eine weitere, wissenschaftlich untermauerte Option – weit über den reinen Infektionsschutz hinaus. Die Vision einer Welt, in der Alzheimer Jahre zuvor erkannt und präventiv ausgebremst wird, ist in dieser Woche ein gutes Stück realistischer geworden.

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