GPS-Tracker, Auto

GPS-Tracker im Auto: KI erkennt Alzheimer mit 82 Prozent Genauigkeit

06.12.2025 - 22:12:13

Eine Studie zeigt, dass GPS-Daten aus dem Auto kognitive Probleme früher erkennen als Gentests. Die Methode erreicht eine Trefferquote von 82 Prozent und könnte die Diagnostik revolutionieren.

Das Auto wird zum Diagnostiker: Eine bahnbrechende Studie zeigt, dass Fahrdaten Alzheimer Jahre vor den ersten Symptomen vorhersagen können. Forscher aus St. Louis erreichten eine Trefferquote von 82 Prozent – ganz ohne teure Hirnscans.

St. Louis/Berlin – Abruptes Bremsen, kürzere Strecken, weniger Nachtfahrten: Was nach alltäglichen Fahrgewohnheiten klingt, könnte der Schlüssel zur Früherkennung von Alzheimer sein. Wissenschaftler der Washington University School of Medicine haben demonstriert, dass GPS-Daten aus dem Auto präziser auf kognitive Probleme hinweisen als klassische Risikofaktoren wie Alter oder Gentests.

Die im Fachjournal Neurology veröffentlichte Langzeitstudie verfolgte 298 ältere Erwachsene über bis zu 40 Monate. Das Ergebnis übertrifft die Erwartungen: Fahrdaten allein identifizierten Betroffene mit 82 Prozent Genauigkeit. Kombiniert mit medizinischen Daten stieg die Quote auf beeindruckende 87 Prozent.

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Der digitale Beifahrer sieht, was uns entgeht

Knapp 300 Senioren – Durchschnittsalter 75 Jahre – stimmten zu, ihre Fahrzeuge mit GPS-Trackern ausstatten zu lassen. 56 von ihnen wiesen bereits eine leichte kognitive Beeinträchtigung auf, der Rest galt als gesund. Die Geräte zeichneten jeden Kilometer auf, jede Routenwahl, jedes Bremsmanöver.

Was die Algorithmen entdeckten, würde menschlichen Beobachtern oft entgehen. Die auffälligsten Muster:

  • Veränderte Routenwahl: Betroffene mieden zunehmend Nachtfahrten und wiederholten bekannte Strecken
  • Aggressiverer Fahrstil: Häufigeres Bremsen und Beschleunigen, mehr Geschwindigkeitsüberschreitungen
  • Schrumpfender Radius: Der Aktionsbereich verkleinerte sich auf 5 bis 10 Meilen

„Wir konnten anhand der GPS-Daten genauer bestimmen, wer kognitive Probleme entwickelt hatte, als mit traditionellen Faktoren allein”, erklärt Studienleiter Ganesh Babulal. Der Clou: Die Veränderungen zeigten sich, bevor Angehörige oder Ärzte Auffälligkeiten bemerkten.

Warum ausgerechnet Autofahren?

Autofahren gehört zu den komplexesten Alltagsaufgaben überhaupt. Visuelle Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Entscheidungsfindung und Motorik müssen nahtlos ineinandergreifen. Wenn das Gehirn durch neurodegenerative Prozesse an Leistung verliert, zeigen sich Defizite hier zuerst.

„Autofahren ist eine der kognitiv anspruchsvollsten Aktivitäten des täglichen Lebens”, bestätigt Sayeh Bayat von der University of Calgary, die nicht an der Studie beteiligt war. Lange bevor das Gedächtnis im Gespräch versagt, entwickeln Betroffene unbewusst Kompensationsstrategien – die sich direkt in den Fahrdaten widerspiegeln.

Ein klassisches Beispiel: Wer nachts nicht mehr sicher fährt, meidet Dunkelheit automatisch. Wer sich in fremden Gegenden unsicher fühlt, bleibt in vertrauten Vierteln. Das GPS zeichnet diese subtilen Verhaltensänderungen monatelang auf, bevor sie jemandem auffallen.

Daten schlagen Gene: 82 versus 73 Prozent

Die statistische Auswertung offenbart das Potenzial der Methode. Ein Modell, das ausschließlich auf demografischen Daten, kognitiven Tests und dem Alzheimer-Risikogen APOE4 basierte, erreichte 73 Prozent Genauigkeit. Sobald die Forscher Fahrdaten hinzufügten, sprang der Wert auf 87 Prozent.

Noch bemerkenswerter: Die Fahrdaten allein – ohne Gentests, ohne Alter, ohne Bildungsstand – kamen bereits auf 82 Prozent. Das bedeutet: Ein einfacher GPS-Tracker könnte aussagekräftiger sein als aufwendige Labordiagnostik.

Zum Vergleich: Aktuelle Standardverfahren wie PET-Scans kosten mehrere Tausend Euro und sind nicht flächendeckend verfügbar. Lumbalpunktionen sind schmerzhaft und bergen Risiken. GPS-Tracker dagegen sind günstig, nicht-invasiv und erfassen Verhalten über Monate hinweg statt nur eine Momentaufnahme.

Zwischen medizinischem Nutzen und Überwachungsängsten

Die Technologie wirft unvermeidlich ethische Fragen auf. Wer hat Zugriff auf die Daten? Könnten Versicherungen sie nutzen, um Beiträge zu erhöhen? Was, wenn das Auto den Fahrer gegen dessen Willen beim Arzt meldet?

Babulal ist sich der Problematik bewusst. „Wir müssen Autonomie, Privatsphäre und informierte Entscheidungsfindung respektieren und ethische Standards sicherstellen”, betont der Forscher. Die Vision sei nicht Überwachung, sondern Früherkennung zum Wohle des Patienten.

„Dies könnte helfen, gefährdete Fahrer früher zu identifizieren und frühzeitig einzugreifen – bevor sie einen Unfall haben, was derzeit oft der Fall ist”, so Babulal. Tatsächlich sind Verkehrsunfälle bei Senioren mit kognitiven Beeinträchtigungen deutlich häufiger. Eine rechtzeitige Warnung könnte Leben retten.

Von der Studie zur Alltagsanwendung?

Die Ende November 2025 veröffentlichten Ergebnisse könnten die Alzheimer-Diagnostik grundlegend verändern. Während bisherige Methoden reaktiv waren – Diagnose erst nach Symptomen –, ermöglicht dieser Ansatz proaktive Überwachung im Hintergrund.

Moderne Fahrzeuge sammeln ohnehin Unmengen an Daten. Die Integration entsprechender Algorithmen in Bordcomputer oder Smartphone-Apps wäre technisch trivial. Hausärzte erhielten objektive Langzeitdaten, anstatt sich auf kurze Praxisbesuche verlassen zu müssen.

Für die weltweit mehr als 55 Millionen Alzheimer-Patienten – Tendenz stark steigend – könnte die Technologie entscheidende Jahre gewinnen. Zeit für präventive Maßnahmen, Therapieplanung und persönliche Entscheidungen, solange die kognitive Leistungsfähigkeit noch weitgehend erhalten ist.

Die Frage ist nicht mehr, ob das Auto zum Diagnostiker wird. Die Frage ist, wie wir diese Technologie verantwortungsvoll nutzen.

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