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Gemini Enterprise: Google greift nach der KI-Büro-Zukunft

11.10.2025 - 21:35:01

Google, Wrike und weitere Tech-Unternehmen stellen KI-Agenten vor, die komplexe Arbeitsabläufe übernehmen und als eigenständige digitale Kollegen fungieren sollen.

Der Büroalltag steht vor einer Revolution. Google, Wrike und weitere Tech-Riesen haben diese Woche eine neue Ära eingeläutet: Künstliche Intelligenz wird vom hilfreichen Assistenten zum eigenständigen Kollegen befördert. Die neuen KI-Agenten sollen komplexe Arbeitsabläufe übernehmen, Aufgaben vorausschauend erledigen und sogar die Bedürfnisse der Nutzer antizipieren.

Den Höhepunkt der Ankündigungen markierte Googles Einführung von Gemini Enterprise am Donnerstag – eine Plattform, die der Konzern als „neue Eingangstür für KI am Arbeitsplatz“ bewirbt. Bereits am Mittwoch hatte Wrike auf seiner Collaborate 2025-Konferenz seinen AI Agent Builder vorgestellt. Diese Entwicklungen folgen auf bedeutende Produktstarts von Notion und Asana, die das Feld der KI-Agenten bereits aufgemischt haben.

Die Botschaft ist unmissverständlich: Produktivität bedeutet künftig nicht nur, Aufgaben schneller zu erledigen, sondern ganze Arbeitsprozesse an intelligente KI-Partner zu delegieren.

KI-Kollegen ohne Programmierkenntnisse erstellen

Wrike setzt auf Demokratisierung der KI-Technologie. Das Unternehmen ermöglicht es Nutzern ohne technische Vorkenntnisse, mithilfe natürlicher Sprache eigene KI-Agenten zu entwickeln. „Wrike verwaltet nicht nur Aufgaben – wir revolutionieren, wie Arbeit funktioniert“, erklärt CEO Thomas Scott.

Die Plattform startet mit vorgefertigten Agenten: Ein Triage-Agent kategorisiert eingehende Aufgaben automatisch, während ein Risiko-Agent potenzielle Projektprobleme frühzeitig identifiziert. Kunden wie das Unternehmen Jellyfish berichten bereits von stundenlangen wöchentlichen Einsparungen.

Ähnlich positioniert sich Asana mit seinen AI Teammates, die als vollwertige Teamkollegen konzipiert sind. Diese Agenten verstehen Arbeitskontext durch Asanas „Work Graph“ und können direkt mit Aufgaben betraut werden – vom Kampagnen-Strategen im Marketing bis zum Bug-Ermittler in der Softwareentwicklung.

Googles Angriff auf die Büro-Software

Mit Gemini Enterprise will Google die zersplitterte digitale Arbeitslandschaft unter einem Dach vereinen. Die Plattform integriert Unternehmensdaten aus verschiedenen Quellen – von Google Workspace bis Microsoft 365 – und ermöglicht es Nutzern, per Chat mit ihren Daten zu interagieren.

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„Eine einzige Eingangstür, über die sie mit ihren Daten sprechen und Agenten verschiedenste Aufgaben für sich erledigen lassen können“, beschreibt Google Cloud-CEO Thomas Kurian das Konzept. Die Preise starten bei 18 Euro monatlich für den Business-Plan, die Enterprise-Version kostet etwa 26 Euro pro Nutzer.

Googles Strategie erinnert an Notion 3.0, das bereits im September KI-Agenten in den Mittelpunkt stellte. Notions Agenten können jede Aktion ausführen, die auch menschliche Nutzer beherrschen – von der Dokumenterstellung bis zur Datenbankpflege über hunderte Seiten hinweg.

Revolution mit Risiken

Der Paradigmenwechsel von passiver KI-Unterstützung zu autonomer Zusammenarbeit birgt Chancen und Herausforderungen gleichermaßen. Jahrelang beschränkte sich KI in Produktivitätstools auf Rechtschreibprüfung, Textzusammenfassungen oder Antwortvorschläge. Die neue Generation „agentischer KI“ geht quantensprungmäßig darüber hinaus.

Doch autonome Agenten versagen noch bei einem hohen Prozentsatz grundlegender Aufgaben, wie Asanas eigene Forschung zeigt. Der Schlüssel liegt daher nicht in vollständiger Autonomie, sondern in effektiver Mensch-KI-Kollaboration mit angemessener Kontrolle.

Ausblick: Ein Agent für jeden Schreibtisch

Die Entwicklung zielt auf eine Zukunft, in der jeder Wissensarbeiter von spezialisierten KI-Agenten unterstützt wird. Notion kündigt bereits an, dass Nutzer bald ganze Teams von KI-Agenten erstellen können, die ereignis- oder zeitgesteuert arbeiten.

Diese „agentische Unternehmensführung“ verspricht erhebliche Produktivitätssteigerungen, indem sie menschliche Arbeitskräfte von Routineaufgaben befreit. In den kommenden Monaten wird sich zeigen, welche Plattform die intelligenteste und am besten integrierte Lösung bietet – und ob sich die versprochenen Effizienzgewinne in der Praxis bewähren.

@ boerse-global.de