FSW-Betriebsratswahl: Unabhängige Gewerkschaft erzielt historischen Erdrutschsieg
06.12.2025 - 00:39:12Eine Sensation im Wiener Sozialwesen: Bei den Betriebsratswahlen des Fonds Soziales Wien hat die unabhängige Gewerkschaftsfraktion UG*younion einen beispiellosen Triumph errungen. Von 45 verfügbaren Mandaten gehen 43 an die parteiunabhängige Liste – ein deutliches Signal der Beschäftigten.
Die Wahlen, die zwischen dem 1. und 5. Dezember stattfanden, markieren einen Wendepunkt in der Arbeitnehmervertretung einer der wichtigsten Sozialorganisationen Österreichs. Die traditionell dominante Fraktion Sozialdemokratischer Gewerkschafter*innen (FSG) wurde regelrecht pulverisiert und hält künftig nur noch zwei Mandate im gesamten Konzern.
Das Ausmaß des Erfolgs wird beim Blick auf die einzelnen Ergebnisse deutlich. Die UG*younion gewann nicht einfach – sie fegte die Konkurrenz vom Platz. In mehreren Tochtergesellschaften holte die unabhängige Liste schlicht alle verfügbaren Sitze.
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Die offizielle Mandatsverteilung:
- Fonds Soziales Wien (Muttergesellschaft): 82 Prozent der Stimmen, 13 von 15 Mandaten
- FSW Obdach: 100 Prozent – alle 9 Mandate
- Wiener Pflege- und Betreuungsdienste GmbH: 100 Prozent – alle 8 Mandate
- Schuldnerberatung Wien gGmbH: 100 Prozent – alle 4 Mandate
- FSW Liegenschaften (FSW-LGM GmbH): 100 Prozent der Sitze
- AWZ Soziales Wien GmbH: 5 von 5 Mandaten bereits aus vorherigen Wahlen
Rund 2.700 wahlberechtigte Beschäftigte beteiligten sich an der Abstimmung. Die hohe Beteiligung unterstreicht den Wunsch der Belegschaft nach einer starken, unabhängigen Stimme – gerade in Zeiten knapper werdender Budgets im öffentlichen Dienst.
„Bestätigung für unseren unabhängigen Kurs”
Florian Schall, Bundes- und Landesvorsitzender der UG*younion sowie stellvertretender Vorsitzender der FSW-Konzernvertretung, wertete das Ergebnis als klares Mandat: „Es freut mich sehr, dass wir in unserem konsequenten, parteiunabhängigen Kurs bestätigt wurden. Gerade in Zeiten von Einsparungen braucht der öffentliche Dienst eine Interessenvertretung, die unabhängig von politischen Parteien agiert.”
Marion Polaschek, Vorsitzende der Unabhängigen Gewerkschaftsfraktion (UG) im Österreichischen Gewerkschaftsbund (ÖGB), gratulierte zum Erfolg: „Ich freue mich sehr, dass unabhängige Vertretung mit klarer Haltung bei den Beschäftigten im FSW einen so hohen Stellenwert hat. Das ist ein großer Erfolg für das UG*younion-Team und ihr unermüdliches Engagement.”
Die Reaktionen verdeutlichen einen wachsenden Trend in den österreichischen Arbeitsbeziehungen: Beschäftigte wenden sich zunehmend von traditionellen, parteinahen Gewerkschaften ab und setzen auf Listen, die ausschließlich betriebliche Interessen vertreten.
Erdrutsch im „Roten Wien” – was steckt dahinter?
Die Dimension dieses Ergebnisses ist kaum zu überschätzen. Der Fonds Soziales Wien gilt traditionell als Hochburg sozialdemokratischer Politik und Einflussnahme. Dass eine unabhängige Fraktion nun fast 96 Prozent der Mandate erobert, offenbart einen fundamentalen Stimmungswandel in der Belegschaft.
Die FSG, jahrzehntelang dominierende Kraft in Wiens öffentlichem und halböffentlichem Sektor, wurde auf Bedeutungslosigkeit reduziert. Nur noch einen Bruchteil der Mandate zu halten deutet darauf hin: Die Beschäftigten trauen den traditionellen Parteigewerkschaften nicht mehr zu, ihre Interessen effektiv zu vertreten. Zu eng erscheint vielen die Verflechtung mit Management und politischer Führung.
Der wirtschaftliche Kontext verschärft die Lage. Beschäftigte in Pflege und Sozialarbeit kämpfen mit steigenden Arbeitsbelastungen, inflationsbedingten Reallohnverlusten und strukturellen Herausforderungen nach der Pandemie. Das eindeutige Votum für UG*younion signalisiert: Die Belegschaft vertraut einer unabhängigen Organisation mehr zu, diese schwierigen Verhandlungen zu führen.
Was bedeutet die Supermehrheit konkret?
Mit 43 von 45 Mandaten verfügt die UG*younion nun über beispiellose Verhandlungsmacht. Die unmittelbaren Folgen für die kommende Amtsperiode:
Einheitliche Verhandlungsführung: Koalitionsbildungen im Betriebsrat erübrigen sich. Die unabhängige Fraktion kann geschlossen gegenüber der Geschäftsführung auftreten – ohne interne Reibungsverluste.
Fokus auf Arbeitsbedingungen: Zu erwarten sind aggressive Verhandlungen über Personalbemessung, inflationsgerechte Lohnerhöhungen und Schutz vor Sparmaßnahmen.
Politische Unabhängigkeit: Die Fähigkeit, ohne Weisungen externer Parteien zu agieren, dürfte zu konfrontativeren, aber möglicherweise auch erfolgreicheren Gesprächen mit dem stadteigenen Unternehmen führen.
Für die FSG beginnt nun vermutlich eine Phase der Selbstreflexion über ihre Strategie im Sozialsektor. Für die 2.700 Beschäftigten des Fonds Soziales Wien ist die Botschaft eindeutig: Sie haben den Weg der Unabhängigkeit gewählt und ihre berufliche Zukunft einer Fraktion anvertraut, die verspricht, ihre Bedürfnisse über politische Erwägungen zu stellen.
Ob Florian Schall und sein Team die hohen Erwartungen erfüllen können, wird die kommende Amtszeit zeigen. Die Messlatte liegt hoch – sehr hoch.
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