EUDR-Verschiebung, Branche

EUDR-Verschiebung: Branche treibt Nachhaltigkeit trotzdem voran

25.12.2025 - 10:43:12

Trotz erneuter Verschiebung der EU-Entwaldungsverordnung verbessern Konsumgüterunternehmen ihre Nachhaltigkeitswerte freiwillig. Nachhaltige Produkte erweisen sich als krisenfester und grüne Finanzierungen fließen.

Die EU verschiebt die umstrittene Entwaldungs-Verordnung erneut – doch die Konsumgüterbranche verbessert ihre Nachhaltigkeitswerte bereits freiwillig. Neue Daten zeigen: Nachhaltige Produkte behaupten sich sogar in der Krise.

Brüssel/Frankfurt. Während die EU ihre eigenen Regeln zur Bekämpfung der Entwaldung zum zweiten Mal verschoben hat, prescht die Wirtschaft vor. Neue Analysen belegen: Die Mehrheit der Konsumgüterunternehmen verbessert ihre ESG-Werte, nachhaltige Produkte verlieren weniger Marktanteile als konventionelle, und grüne Finanzierungen fließen weiter. Ein paradoxes Bild zum Erreichen der „2025 Sustainability Goals“.

EU-Entwaldungs-Verordnung erneut aufgeschoben

Die Umsetzung der EU Deforestation Regulation (EUDR) wird um ein weiteres Jahr verschoben. Das Europäische Parlament und der Rat beschlossen diese Woche, die Frist für große Unternehmen auf den 30. Dezember 2026 zu verschieben. Kleine und mikro Unternehmen haben bis zum 30. Juni 2027 Zeit.

Es ist bereits die zweite Verschiebung des umstrittenen Gesetzes, das ursprünglich Ende 2024 in Kraft treten sollte. Grund sind anhaltende Bedenken hinsichtlich der technischen Umsetzung. Das zentrale Informationssystem sei nicht rechtzeitig fertig, zudem belaste die Regelung globale Lieferketten zu stark, hieß es aus EU-Kreisen.

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„Die vereinbarten Änderungen schaffen Klarheit und Planungssicherheit“, so offizielle Stellen. Das zusätzliche Jahr solle einen reibungsloseren Übergang für Händler von Rindfleisch, Kakao, Kaffee, Palmöl, Kautschuk, Soja und Holz ermöglichen. Umweltverbände kritisieren die Entscheidung scharf und sehen einen Rückschlag für den globalen Waldschutz.

62 Prozent der Konsumgüterwerte verbessern ESG-Scores

Trotz der gesetzlichen Atempause legt die Branche bei der Nachhaltigkeit zu. Eine Analyse der Maybank Investment Bank Research vom 24. Dezember 2025 zeigt: 62 Prozent der untersuchten Konsumgüteraktien verbesserten ihre ESG-Scores im aktuellen Berichtszyklus.

Der Fortschritt geht vor allem auf bessere quantitative Berichterstattung zurück – insbesondere bei der Offenlegung von Kohlenstoffemissionen (Scope 1, 2 und 3). Unternehmen wie MR DIY Group, QL Resources und CAB Cakaran Corp werden für ihre verbesserten Daten gelobt. Andere, darunter Padini Holdings und Leong Hup International, hinken bei der umfassenden CO₂-Berichterstattung noch hinterher.

Doch ein Wermutstropfen bleibt: Die verbesserten ESG-Werte schlagen sich bisher nicht maßgeblich auf die Aktienkurse nieder. Für Investoren sind diese Kennzahlen offenbar noch nicht der primäre Bewertungsfaktor.

Nachhaltige Produkte behaupten sich in der Krise

Die „2025 Sustainability Goals“ großer Konzerne wie Unilever, Nestlé und PepsiCo scheinen mehr als reine Imagekampagne zu sein. Marktdaten von Euromonitor International für die ersten drei Quartale 2025 belegen: Nachhaltige Produkte sind krisenfester.

Während Hersteller ihre Sortimente angesichts wirtschaftlicher Volatilität verschlankten, ging der Anteil nachhaltiger Produkte (Sustainable SKUs) um 28 Prozent zurück. Bei konventionellen Artikeln betrug der Rückgang hingegen 31 Prozent. Damit erhöhte sich der Marktanteil grüner Produkte im digitalen Handel sogar netto.

Ein klares Signal: Selbst im „Survival Mode“ des Jahres 2025 wurden nachhaltige Produkte nicht als erstes gestrichen. Sie bleiben für die strategische Ausrichtung relevant – und vor allem für die Konsumenten gefragt.

Grüne Finanzierungen treiben Transformation voran

Der Nachhaltigkeitstrend wird durch frisches Kapital befeuert. Der Hausgerätehersteller Beko sicherte sich am 22. Dezember 2025 einen nachhaltigkeitsgebundenen Kredit über 100 Millionen Euro von der International Finance Corporation (IFC).

Die Konditionen sind direkt an Beko’s ökologische Ziele geknüpft, etwa die Integration energieeffizienter Technologien. Das Geld fließt in Solaranlagen und die Stärkung der Widerstandsfähigkeit von Produktionsstätten. Die Botschaft ist klar: Der Zugang zu Kapital hängt immer häufiger von nachweisbaren ESG-Fortschritten ab – unabhängig von verschobenen Regulierungen.

Ausblick 2026: Fokus verschiebt sich zur Datenprüfung

Für das kommende Jahr zeichnet sich ein neuer Schwerpunkt ab: von der Zielsetzung zur Datenverifizierung. Mit den verschärften Anforderungen der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) müssen die verbesserten ESG-Scores durch auditiere, investorentaugliche Daten untermauert werden.

Das zusätzliche Jahr für die EUDR-Umsetzung dürften führende Unternehmen nicht untätig verstreichen lassen. Sie werden die komplexen Datensysteme verfeinern, um entwaldungsfreie Lieferketten lückenlos nachweisen zu können, wenn das Gesetz endgültig greift. Die Regulierung kommt später – aber die Transformation der Branche hat bereits Fahrt aufgenommen.

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