EU-Digitalausweis: Rollout für 450 Millionen Bürger startet 2026
13.10.2025 - 09:23:02Die Europäische Union führt bis Ende 2026 eine einheitliche digitale Brieftasche ein, die Bürgern volle Kontrolle über ihre persönlichen Daten gibt und grenzüberschreitende Transaktionen vereinfacht.
Die Europäische Union rüstet ihre Bürger digital auf: Bis Ende 2026 sollen alle 450 Millionen EU-Bürger Zugang zu einer einheitlichen digitalen Brieftasche erhalten. Die European Digital Identity Wallet (EUDI Wallet) verspricht eine Revolution im Umgang mit behördlichen und privaten Online-Diensten – und gibt den Nutzern erstmals die volle Kontrolle über ihre persönlichen Daten zurück.
Die rechtliche Grundlage steht bereits: Die überarbeitete eIDAS-Verordnung 2.0 trat im Mai 2024 in Kraft und verpflichtet alle 27 Mitgliedstaaten zur Ausgabe mindestens einer EUDI Wallet. Diese Initiative bildet einen Eckpfeiler der EU-Digitalstrategie 2030 und soll grenzüberschreitende digitale Transaktionen drastisch vereinfachen.
Wie die digitale Brieftasche funktioniert
Die EUDI Wallet läuft als mobile App und speichert digitale Identitätsnachweise wie Führerschein, Berufsqualifikationen oder Rezepte. Das Herzstück: das Prinzip der „selektiven Offenlegung“. Nutzer können gezielt nur die nötigen Informationen preisgeben – etwa bei Altersnachweis nur die Bestätigung „über 18″, ohne das genaue Geburtsdatum zu enthüllen.
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Diese nutzerorientierte Architektur soll die Schwächen der ersten eIDAS-Verordnung von 2014 beheben, die nur fragmentiert umgesetzt wurde. Unter der neuen Regelung müssen sehr große Online-Plattformen die EUDI Wallet auf Nutzeranfrage akzeptieren. Dienstleister in regulierten Bereichen wie Banking, Transport und Gesundheitswesen sind bis Ende 2027 zur Wallet-Akzeptanz verpflichtet.
Ob von Behörden oder anerkannten Privatunternehmen ausgegeben – alle Wallets müssen einer einheitlichen technischen Architektur und harmonisierten Sicherheitsstandards folgen. Die EU-Kommission entwickelt dafür ein umfassendes Referenz-Framework und hat den Open-Source-Code der Wallet bereits veröffentlicht.
Millioneninvestition in Praxistests
Bevor die Wallet europaweit startet, läuft ein Großversuch: Seit April 2023 testen über 350 öffentliche und private Akteure aus 26 Mitgliedstaaten plus Norwegen, Island und der Ukraine die digitale Brieftasche. Die Pilotprojekte umfassen Behördengänge, Kontoeröffnungen, mobile Führerscheine und sichere Online-Zahlungen.
Konsortien wie POTENTIAL, NOBID und DC4EU konzentrieren sich auf unterschiedliche Anwendungsfälle. Das EWC-Konsortium testet etwa digitale Reisedokumente und organisatorische Identitäten, andere Piloten fokussieren auf Bildungsabschlüsse und Sozialversicherung. 2025 starteten zwei weitere Großversuche zur Weiterentwicklung der Standards.
Paradigmenwechsel bei digitalen Identitäten
Die EUDI Wallet markiert den Übergang von fragmentierten nationalen Systemen zu einem EU-weiten Rahmen. Diese Harmonisierung soll den europäischen Binnenmarkt stärken und grenzüberschreitende Transaktionen für Bürger und Unternehmen vereinfachen.
Branchenexperten sehen darin einen entscheidenden Schritt in Europas digitaler Transformation. Die Verordnung räumt Bürgern die volle Datenkontrolle ein – ein krasser Gegensatz zum aktuellen Modell, bei dem große Plattformen persönliche Informationen verwalten. Dieser Wandel hin zur „selbstbestimmten Identität“ ist ein Grundprinzip der eIDAS-2.0-Verordnung.
Der Countdown läuft
Mit stehendem Rechtsrahmen und laufenden Pilotprojekten rückt die Vollimplementierung näher. Nationale Regierungen haben bis Ende 2026 Zeit für konforme Wallet-Lösungen. Einige Länder mit bestehenden Digital-ID-Apps werden diese an die EUDI-Standards anpassen, andere entwickeln komplett neue Systeme.
Die EU-Kommission unterstützt diesen Prozess durch detaillierte technische Spezifikationen und Durchführungsrechtsakte. Die kommenden 18 Monate werden entscheidend: Mitgliedstaaten müssen ihre Wallet-Lösungen finalisieren und den öffentlichen Rollout vorbereiten. Der Erfolg der EUDI Wallet wird zum Schlüssel für Europas digitale Zukunft – mit dem Versprechen einer sichereren, bequemeren und bürgergesteuerten Online-Umgebung.