Elektronische Patientenakte: Deutschland startet Digitalisierungs-Revolution im Gesundheitswesen
12.10.2025 - 12:53:02Seit 1. Oktober 2025 müssen alle medizinischen Einrichtungen in Deutschland die ePA nutzen. Die Reform betrifft 70 Millionen Versicherte und markiert einen Wendepunkt im Gesundheitswesen.
Deutschland bricht mit seiner digitalen Tradition: Seit 1. Oktober müssen alle Ärzte, Krankenhäuser und Apotheken die elektronische Patientenakte (ePA) verwenden. Nach jahrzehntelangem Festhalten an Papier und Faxgerät wagt das Land den größten Modernisierungsschritt seiner Gesundheitsgeschichte.
Die von der nationalen Digitalagentur gematik koordinierte und durch das Digitalgesetz (DigiG) legitimierte Reform betrifft rund 70 Millionen gesetzlich Versicherte. Für sie wurde automatisch eine ePA erstellt – es sei denn, sie haben explizit widersprochen. Gesundheitsminister Karl Lauterbach bezeichnete den bereits am 29. April begonnenen bundesweiten Rollout als Beginn einer „neuen Ära“ der Digitalisierung im deutschen Gesundheitswesen.
Vom Pilotprojekt zur Pflicht
Der Weg zur verpflichtenden Einführung war sorgfältig durchgeplant. Am 15. Januar 2025 startete die automatische Erstellung der ePAs für gesetzlich Versicherte und der Test in Modellregionen wie Hamburg, Franken und Nordrhein-Westfalen. Der 29. April markierte dann die bundesweite freiwillige Phase für Leistungserbringer.
Mit dem 1. Oktober-Stichtag begann nun die finale, verpflichtende Etappe. Ärzte und Apotheker müssen zentrale Dokumente wie Diagnosen, Arztbriefe, Entlassungsberichte und Medikationspläne hochladen. Die technische Bereitschaft ist hoch: Bereits im Mai 2025 nutzten fast 46.000 medizinische Einrichtungen die ePA aktiv, in den ersten drei Maiwochen wurden 50 Millionen Patientenakten abgerufen.
Patienten behalten die Kontrolle
Ein Grundpfeiler des deutschen ePA-Systems bleibt die Patientensouveränität. Versicherte können jederzeit ihre Akte löschen oder dem System widersprechen. Der Zugang erfolgt über sichere Apps der Krankenkassen, durch die Patienten ihre komplette Krankengeschichte – von Röntgenbildern bis Rezepten – einsehen können.
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Das am 26. März in Kraft getretene Digitalgesetz erweitert zudem das digitale Gesundheitsökosystem erheblich. Apps auf Rezept (DiGAs) dürfen nun auch höhere Risikoklassen (IIb) umfassen und werden nahtlos in die ePA integriert. Diese Verknüpfung soll Ärzten und Patienten einen vollständigen Überblick über die Gesundheitsdaten ermöglichen.
Sicherheit als oberste Priorität
Der steinige Weg zur volldigitalisierten Medizin war von Herausforderungen geprägt. Die freiwillige ePA-Einführung 2021 fand kaum Anklang. Das Opt-out-System soll nun die kritische Masse für ein funktionierendes Netzwerk schaffen – die Regierung hofft auf 80 Prozent Teilnahme.
Datenschutz bleibt zentral: Das ePA-System arbeitet unter strengsten DSGVO-Vorgaben mit Ende-zu-Ende-Verschlüsselung und patientengesteuerter Zugriffskontrolle. Seit Januar müssen DiGAs verschärfte Sicherheitsanforderungen des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) erfüllen. Kritiker mahnen dennoch kontinuierliche Überwachung und robuste Sicherheitsprotokolle an.
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Kulturwandel in der Digital-Nation
Deutschlands verpflichtende ePA markiert einen dramatischen Kulturwandel für ein traditionell digitalisierungsskeptisches Land. Während Dänemark oder Israel seit Jahren zentrale Gesundheitsdaten nutzen, hinkte Deutschland mit seiner Papier-und-Fax-Kultur hinterher.
Das Digitalgesetz ist der entscheidende Befreiungsschlag. Durch die Standardeinstellung ePA und die Verknüpfung mit dem bereits erfolgreichen E-Rezept zwingen Politiker die Modernisierung der Arbeitsabläufe. Branchenexperten sehen einen Wendepunkt für bessere Behandlungskooperation und weniger Bürokratie.
Der Erfolg hängt jedoch von breiter Akzeptanz und Nutzerfreundlichkeit ab. Der Hausärzteverband warnte bereits vor technischen Schwierigkeiten – ein reibungsloser Betrieb ist entscheidend für das Vertrauen von Ärzten und Patienten.
Ausblick: KI-gestützte Zukunft
Mit der verpflichtenden Nutzung rückt die Funktionserweiterung in den Fokus. Ab 2026 sollen Sanktionen bei Nichteinhaltung durchgesetzt werden, um die Datenbestände zu füllen.
Die Zukunftspläne sind ehrgeizig: Bis 2026 will Deutschland KI-gestützte Diagnostik, erweiterte Telemedizin und präventive Gesundheitswarnungen in die ePA integrieren. Auch digitale Impfpässe, Mutterpässe und Kinderuntersuchungshefte sollen folgen.
Diese umfassende Digitaltransformation macht Deutschland zum europäischen Testfall für nationale Gesundheitsreformen. Der Erfolg wird weit über die Landesgrenzen hinaus beobachtet – als Blaupause für eine effiziente, datengetriebene und patientenzentrierte Medizin der Zukunft.