DOLPHIN: KI-Tool erkennt versteckte Krankheitsmarker in Zellen
02.10.2025 - 07:23:02Forscher der McGill University entwickeln eine KI, die Hunderte bisher unsichtbare Krankheitssignale in Einzelzellen aufspürt und damit eine frühere Diagnose ermöglicht.
Ein revolutionäres KI-System kann erstmals Hunderte unsichtbare Krankheitssignale in einzelnen Zellen aufspüren. Die Technologie aus Montreal ermöglicht Ärzten, Erkrankungen vorherzusagen und zu verhindern, bevor erste Symptome auftreten.
Forscher der McGill University haben eine Künstliche Intelligenz entwickelt, die tief in Zellen hineinblickt und genetische Warnsignale aufdeckt, die bisher verborgen blieben. Das System namens DOLPHIN wurde diese Woche in Nature Communications vorgestellt und verspricht eine Zukunft, in der Behandlungen nicht nur an den allgemeinen Zustand eines Patienten angepasst werden, sondern an dessen einzigartige Zellstruktur.
Die Innovation könnte Eingriffe ermöglichen, lange bevor Beschwerden auftreten – ein entscheidender Wandel von der reaktiven Behandlung hin zum vorbeugenden Gesundheitsmanagement. „Dieses Tool kann Ärzten helfen, Patienten mit den Therapien zu verbinden, die bei ihnen am wahrscheinlichsten wirken“, erklärt Studienleiter Jun Ding von der McGill University.
Präziser Blick statt oberflächlicher Analyse
Herkömmliche Methoden zur Analyse von Krankheitsmarkern erfassen nur einen Bruchteil der komplexen zellulären Vorgänge. Diese Techniken reduzieren RNA-Expressionsveränderungen auf eine einzige Zahl pro Gen – das ist, als würde man nur die Spitze des Eisbergs betrachten.
Das Team aus Montreal erkannte diese Lücke und entwickelte DOLPHIN zur Analyse der komplexen Art, wie Gene zusammengefügt werden. „Gene sind nicht nur ein Block, sie sind wie Lego-Sets aus vielen kleineren Teilen“, erklärt Doktorand Kailu Song, Erstautor der Studie. „Indem wir betrachten, wie diese Teile verbunden sind, enthüllt unser Tool wichtige Krankheitsmarker, die lange übersehen wurden.“
Diese Analyse auf Exon-Ebene bietet eine hochauflösende Sicht auf die Zellaktivität und erschließt eine neue Schicht biologischer Informationen. Die KI kann Muster und Anomalien identifizieren, die für Standardtechniken unsichtbar sind.
Durchbruch bei aggressivem Bauchspeicheldrüsenkrebs
Die praktische Leistungsfähigkeit von DOLPHIN zeigte sich eindrucksvoll bei Bauchspeicheldrüsenkrebs – einer Krankheit, die für ihre Aggressivität und oft späte Diagnose bekannt ist. Als die Forscher die KI auf Einzelzelldaten von Patienten anwendeten, identifizierte sie erfolgreich mehr als 800 verschiedene Krankheitsmarker, die konventionelle Tools vollständig übersehen hatten.
Das KI-System konnte zwischen Patienten mit hochriskanten, aggressiven Tumoren und solchen mit weniger schweren Krankheitsformen unterscheiden. Diese diagnostische Präzision ist entscheidend für Ärzte, da sie wichtige Behandlungsentscheidungen leiten und Patientenergebnisse verbessern kann.
Neue Ära der vorbeugenden Medizin
Die Entwicklung von DOLPHIN markiert einen Meilenstein im beschleunigten Wandel hin zu einem vorhersagenden, vorbeugenden Gesundheitsmodell. Dieses von KI und maschinellem Lernen angetriebene Paradigma konzentriert sich darauf, Gesundheitsrisiken zu identifizieren und zu mindern, bevor sie eskalieren.
Ein weiteres kürzlich angekündigtes KI-Modell namens Delphi-2M kann das langfristige Risiko einer Person für über 1.000 Krankheiten vorhersagen, indem es die gesamte Gesundheitsgeschichte analysiert. Wird diese Makro-Analyse mit DOLPHIN’s Mikro-Sicht kombiniert, entsteht ein umfassendes Bild der Patientengesundheit.
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Integration mit Wearable-Technologie
Der Trend wird durch die Integration von KI mit tragbarer Technologie verstärkt. Geräte, die kontinuierlich Vitalzeichen überwachen, liefern einen Datenstrom, den KI-Algorithmen auf subtile Veränderungen analysieren können. Dies ermöglicht es, Nutzer und Ärzte auf potenzielle Probleme wie unregelmäßige Herzrhythmen oder sich entwickelnde Schlafstörungen aufmerksam zu machen.
Ausblick: Virtuelle Zellen als Testumgebung
Die nächsten Schritte für DOLPHIN umfassen weitere Validierungen in klinischen Umgebungen, um das Tool für den breiten Einsatz durch Ärzte vorzubereiten. Die Forscher aus Montreal stellen sich vor, die Technologie zu nutzen, um virtuelle Zellmodelle zu erstellen.
Diese digitalen Zwillinge könnten verwendet werden, um Krankheitsverläufe zu simulieren und die Wirksamkeit verschiedener Medikamente auf das spezifische Zellprofil eines Patienten zu testen. Das würde die Entwicklung neuer Therapien dramatisch beschleunigen.
In den kommenden Jahren ist eine tiefere Integration dieser KI-Plattformen in routinemäßige klinische Abläufe zu erwarten. Das ultimative Ziel: ein Gesundheitssystem, in dem Krankheit nicht länger ein unvorhergesehenes Ereignis ist, sondern ein vorhersagbares und vermeidbares Ergebnis.