DingTalk startet weltweit erstes KI-Betriebssystem für Unternehmen

Alibabas Büro-Plattform DingTalk hat mit “Agent OS” ein neues Fundament für die Zusammenarbeit von Mensch und KI geschaffen. Das System koordiniert eigenständige digitale Mitarbeiter und erhält mit der Hardware “DingTalk Real” einen physischen Anker in Unternehmen.

Die Ankündigung erfolgte diese Woche auf der Produktkonferenz “DingTalk 1.1 Mulan” im chinesischen Hangzhou. Sie markiert einen strategischen Wechsel: Aus dem Kommunikationstool wird ein umfassendes KI-Ökosystem. “Mulan symbolisiert die Morgendämmerung der KI-Kollaborations-Ära”, sagte DingTalk-Gründer Chen Hang. Künftig würden alle KI-Agenten der Plattform auf dem neuen Betriebssystem laufen.

Agent OS: Das Betriebssystem für digitale Arbeitskräfte

Agent OS stellt die Architektur von DingTalk grundlegend neu auf. Traditionelle Betriebssysteme verwalten Software – dieses System koordiniert eigenständige KI-Agenten. Diese digitalen Arbeiter können wahrnehmen, analysieren und handeln. Das Framework kombiniert mehrere Kernkomponenten:

• DingTalk ONE: Eine neu gestaltete Schnittstelle für die Interaktion zwischen Mensch und KI.
• Wukong: Ein Allzweck-Agent für komplexe, anwendungsübergreifende Arbeitsabläufe.
• DEAP: Eine Unternehmens-KI-Plattform für sicheren und effizienten Betrieb im großen Maßstab.

Die Infrastruktur soll es Firmen ermöglichen, “Tausende intelligenter Agenten” einzusetzen, die wie eine zusammenhängende Belegschaft agieren – und nicht wie isolierte Chatbots.

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DingTalk Real: Die KI bekommt einen physischen Körper

Die größte Überraschung war die Hardware DingTalk Real. Chen bezeichnete sie als “physischen Körper der KI”. Das Gerät ist ein sicherer Terminal für Agent OS in der Unternehmensumgebung. Es adressiert ein zentrales Hemmnis für KI in Unternehmen: die Datensicherheit.

Durch lokale Installation (“on-premise”) kann die Hardware auf interne Netzwerke und sensible Daten zugreifen, ohne sie in die Public Cloud zu übertragen. Eine Besonderheit ist der physische Not-Aus-Schalter. Dieses Sicherheitsfeature soll Bedenken zur Kontrollierbarkeit von KI ausräumen – bei unvorhergesehenem Verhalten können menschliche Bediener die Agenten sofort stoppen.

Vom Fließband bis zur Dienstreise: KI-Agenten in der Praxis

DingTalk präsentierte über 20 konkrete KI-Produkte für den sofortigen Business-Einsatz. Die Agenten sind auf spezifische Branchen zugeschnitten:

• Fertigung: “Bestell-” und “Qualitäts-Agenten” analysieren Bilder von Produktionsaufträgen. Sie erstellen automatisch Zeitpläne und melden potenzielle Geräteausfälle, bevor es zu Stillstand kommt.
• Geschäftsreisen: Der “KI-Reiseassistent” erstellt in unter einer Minute komplette Reisepläne – und optimiert dabei die Kosten. DingTalk spricht von Einsparungen bis zu 15 Prozent.
• Verwaltung: Die Funktion “KI-Sheets” verwandelt statische Tabellen in dynamische App-Ersteller. Nutzer beschreiben der KI einfach ihren Bedarf, und diese baut die entsprechende Workflow-App.

“Die Essenz von KI-Sheets ist, dass die KI Daten versteht und bei der Formularerstellung unvorstellbare Aufgaben bewältigt”, so Chen. Der Fokus verschiebe sich von der Dateneingabe zur Datenintelligenz.

Strategischer Schachzug im chinesischen Tech-Wettlauf

Der Vorstoß kommt in einem intensiv umkämpften Markt. Tech-Riesen wie Tencent und ByteDance bauen ihre KI-Angebote für Unternehmen massiv aus. Mit der “Betriebssystem-Strategie” versucht DingTalk, Kunden langfristig zu binden – nicht als App auf dem Bildschirm, sondern als fundamentale Infrastruktur der Geschäftsprozesse.

Analysten deuten den Doppelschlag aus Software (Agent OS) und Hardware (DingTalk Real) als Versuch, den “Android-Moment” für den Arbeitsplatz zu schaffen. Alibaba könnte damit einen Standard etablieren, auf dem Drittanbieter und Unternehmen ihre spezialisierten KI-Tools aufbauen.

Die “Mulan”-Aktualisierung setzt zudem auf Offenheit. DingTalk kündigte Kooperationen für branchenspezifische Modelle und einen “KI-Hardware-Marktplatz” an. Die Vision ist eine vernetzte KI-Ökonomie.

Die Pilotphase von Agent OS beginnt in den kommenden Quartalen. Der Fokus wird dann auf der “Agenten-Wirtschaft” liegen – darauf, wie Entwickler mit ihren KI-Kräften auf der Plattform Geld verdienen. DingTalk erwartet einen Boom spezialisierter Agenten für Nischenbranchen, von der juristischen Dokumentenprüfung bis zum autonomen Lieferketten-Management.

Die Botschaft für 2026 ist klar: Die Ära passiver Produktivitätstools geht zu Ende. Sie wird abgelöst von aktiven, autonomen Betriebssystemen, die nicht nur bei der Arbeit helfen, sondern mit uns zusammenarbeiten.

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