Digitale, Verwaltung

Digitale Verwaltung: Europa und Afrika starten große Offensive

08.11.2025 - 18:25:12

Staaten weltweit beschleunigen ihre Digitalisierung: Sudan gründet drei Digitalbehörden, die Türkei expandiert auf 9.000 E-Government-Dienste und acht nordeuropäische Länder bilden eine digitale Allianz.

Drei neue Initiativen zeigen, wie radikal sich staatliche Dienste weltweit verändern. Während Sudan nach Jahren der Instabilität erstmals digitale Behörden gründet, baut die Türkei ihr E-Government-Angebot auf 9.000 Dienste aus. Parallel dazu schmieden acht nordeuropäische Staaten eine digitale Allianz, die nationale Grenzen überwinden soll.

Die Entwicklungen dieser Woche markieren einen Wendepunkt: Digitale Infrastruktur wird zur Staatsaufgabe ersten Ranges – vom Krisenland bis zur High-Tech-Nation.

Sudan wagt Neuanfang mit drei Digital-Behörden

Mit einem Paukenschlag will Sudan den Anschluss an die digitale Welt schaffen. Premier Kamil Idris unterzeichnete am 5. November die Gründungsdekrete für drei neue Institutionen: die Behörde für digitale Transformation, die Daten- und KI-Behörde sowie die Cybersicherheitsbehörde. Ziel ist ein einheitliches digitales System für alle öffentlichen Dienste.

Das Vorhaben ist ambitioniert, die Ausgangslage schwierig. Sudan liegt im UN-Index für digitale Verwaltung weit zurück: 0,2759 Punkte – deutlich unter dem afrikanischen Durchschnitt von 0,4247. Politische Instabilität, bewaffnete Konflikte und leere Kassen erschweren das Projekt zusätzlich.

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Apropos mobile Dienste – gerade in Ländern, die ihre Verwaltung auf Smartphones ausrichten, stehen viele Bürger vor einer praktischen Hürde: Wie richte ich mein Android-Handy ein, damit ich E‑Governance-Dienste, digitale Tickets oder Wallets sicher nutzen kann? Ein kostenloser Schritt-für-Schritt-Ratgeber erklärt verständlich, wie Sie Ihr Android-Gerät einrichten, WhatsApp und E‑Mail nutzen und mobile Behördendienste bedienen – ideal für Einsteiger. Jetzt kostenlosen Android-Ratgeber herunterladen

Doch gerade diese Herausforderungen machen die Reform so bedeutsam. Kann ein fragiler Staat trotz widriger Umstände eine moderne Digital-Infrastruktur aufbauen? Die Antwort wird zeigen, ob digitale Transformation auch unter Extrembedingungen funktioniert.

Türkei strebt 70 Millionen Nutzer an

Ganz anders die Situation in Ankara: Hier geht es nicht um den Aufbau, sondern um den Ausbau eines bereits erfolgreichen Systems. Das türkische E-Government-Gateway soll bis 2026 auf 9.000 Dienste wachsen und 70 Millionen registrierte Nutzer erreichen.

Die Zahlen beeindrucken bereits heute. Über 1.100 Institutionen bieten 8.665 digitale Services an – Tendenz stark steigend. Das türkische Statistikamt meldet eine Nutzungsquote von 76,1 Prozent in der Bevölkerung. Zum Vergleich: In Deutschland lag die Quote 2024 bei etwa 65 Prozent.

Besonders im Fokus steht die mobile Nutzung. 5.600 Dienste sollen 2026 per Smartphone abrufbar sein. Eine neue Digitalstrategie mit konkretem Aktionsplan ist in Vorbereitung. Kernstück: ein Reifegradmodell, das die digitale Fitness jeder Behörde systematisch bewertet.

Nordeuropäische Staaten schaffen digitale Freihandelszone

Der vielleicht weitreichendste Schritt kommt aus Nordeuropa. Am 6. November unterzeichneten die Digitalisierungsminister der nordischen und baltischen Länder eine gemeinsame Erklärung zur Einführung europäischer digitaler Identitäts-Wallets. Acht Nationen – von Finnland bis Lettland – wollen die technischen und administrativen Hürden für grenzüberschreitende digitale Identitäten gemeinsam überwinden.

Der Zeitdruck ist real: Die EU-Verordnung eIDAS2 verpflichtet alle Mitgliedstaaten, bis Ende 2026 mindestens ein zertifiziertes digitales Wallet anzubieten. Die Crux liegt im Detail: Wie verknüpft man sicher die digitale Identität einer Person über verschiedene nationale Melderegister hinweg?

Die Allianz will ein einheitliches nordisch-baltisches Zertifizierungssystem schaffen. Das Versprechen: Ein Schwede kann künftig in Estland problemlos auf sein Schulzeugnis zugreifen, eine Dänin in Litauen ihre Arbeitsnachweise digital vorlegen – ohne Papierkrieg, ohne Behördenmarathon.

Was bedeutet das für Deutschland?

Die Entwicklungen setzen auch die Bundesrepublik unter Zugzwang. Während die Türkei bereits Tausende Dienste zentral bündelt, kämpft Deutschland noch mit föderalen Strukturen und dem Flickenteppich kommunaler IT-Lösungen. Die geplante BundID soll zwar 2025 starten, doch der Vergleich mit den nordeuropäischen Nachbarn zeigt: Schnelligkeit ist entscheidend.

Für deutsche Unternehmen wie SAP, Telekom oder Governikus eröffnen sich gleichzeitig Chancen. Die weltweite Nachfrage nach sicheren, skalierbaren E-Government-Lösungen wächst rasant. Wer jetzt Standards setzt – technisch wie regulatorisch – sichert sich Marktanteile in einem Milliardengeschäft.

Countdown bis 2026: Was kommt als Nächstes?

Die kommenden zwölf Monate werden zeigen, ob die großen Ankündigungen Realität werden. In Sudan geht es ums Überleben des Projekts: Gelingt der Aufbau trotz Krise? Die Türkei muss beweisen, dass sich auch bei 9.000 Diensten noch Nutzerfreundlichkeit wahren lässt.

Der eigentliche Lackmustest findet jedoch in Nordeuropa statt. Funktioniert das digitale Wallet grenzüberschreitend? Akzeptieren es die Bürger? Die Antworten werden die EU-weite Einführung prägen – und entscheiden, ob Europa im globalen Wettbewerb um die beste Digital-Verwaltung mithalten kann.

Eines ist bereits jetzt klar: Die digitale Revolution der öffentlichen Verwaltung ist keine ferne Zukunftsvision mehr. Sie findet statt – von Khartum bis Helsinki, von Ankara bis Tallinn.

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