Digitale, Aufholjagd

Digitale Aufholjagd: Amerikas Senioren erobern das Internet

17.10.2025 - 22:55:02

Amerikanische Städte investieren Hunderte Millionen in Digitalisierungsprogramme für ältere Menschen, um digitale Spaltung zu überwinden und gesellschaftliche Teilhabe zu sichern.

Millionen ältere Menschen in den USA haben keinen Zugang zur digitalen Welt. Doch jetzt startet eine beispiellose Offensive: Städte und Gemeinden investieren Hunderte Millionen Dollar in Programme, die Senioren nicht nur mit Tablets und Smartphones versorgen, sondern ihnen auch die nötigen Fähigkeiten vermitteln. Warum diese Initiative weit über Amerika hinaus Beachtung verdient.

Die Corona-Pandemie machte es schmerzhaft deutlich: Wer digital abgehängt ist, verliert den Anschluss an Gesundheitsversorgung, Familie und Gesellschaft. Besonders betroffen waren ältere Menschen, die plötzlich Arzttermine online buchen, per Video mit Enkeln sprechen oder Behördengänge digital erledigen sollten. Die Antwort darauf sind innovative Gemeinschaftsprojekte, die weit über das einfache Verteilen von Geräten hinausgehen.

New York: Nachbarschaftshilfe mit System

New York City weitet sein “Neighborhood Tech Help”-Programm massiv aus. Die Initiative erreicht nun auch bezahlbare Wohnanlagen in der Bronx und im nördlichen Manhattan. Dahinter steckt eine Koalition aus Wohnungsbaubehörde, Altenhilfe und öffentlicher Bibliothek.

“Bezahlbarer Wohnraum bedeutet mehr als nur ein Dach über dem Kopf”, erklärt Acting Commissioner Ahmed Tigani. “Digitaler Zugang ist heute genauso wichtig wie fließendes Wasser.” Das Programm bietet Einzelbetreuung für Senioren – von der ersten Berührung mit dem Tablet bis zur sicheren Nutzung von Gesundheitsportalen.

Die Zahlen sprechen für sich: Über ein Drittel der älteren New Yorker besitzt weder Computer noch Tablet. Das “Connected Communities”-Programm reagiert darauf mit kostenlosen Internetzugängen und Kursen an mehr als 100 Standorten stadtübergreifend.

Westküste setzt auf Vollausstattung

An der Westküste gehen die Programmenoch einen Schritt weiter. Los Angeles County verteilt nicht nur Wissen, sondern komplette Startpakete. Das “Building a Better Connection for Older Adults”-Programm kombiniert achtwöchige Trainingskurse mit einer beeindruckenden Belohnung: Jeder Absolvent erhält ein kostenloses iPad plus zweijährigen Highspeed-Datenvertrag.

Bislang verteilte das Programm 234 iPads mit Datentarifen. Ein Parallel-Programm mit dem Sozialamt brachte zusätzlich 3.365 Tablets an den Mann – oder eher: an die Seniorin. Über 2.200 Teilnehmer durchliefen die Digitaltrainings.

In San Jose setzt man auf community-basierte Lösungen. Das “Digital Access Program” im Roosevelt Community Center bietet nicht nur Geräte zum Ausprobieren, sondern auch mehrsprachige Betreuung auf Englisch, Spanisch und Vietnamesisch.

Nationale Allianz mit Milliarden-Budget

Was als Graswurzelbewegung begann, wird jetzt zur nationalen Kraftanstrengung. Der National Council on Aging kooperiert mit Telekom-Riese AT&T, um binnen eines Jahres 100.000 Senioren digital fit zu machen.

Die Finanzierung ist beeindruckend: Lokale Organisationen können zwischen 3.800 und 7.600 Euro für ihre Programme beantragen. Das Spectrum Digital Education-Programm investiert über 8,5 Millionen Euro in gemeinnützige Organisationen. Der Clou: Das bundesweite Digital Equity Act-Programm stellt fast 850 Millionen Euro für lokale Digitalprojekte bereit.

Warum das auch Deutschland interessieren sollte

Diese amerikanische Offensive zeigt, wie digitale Teilhabe zur sozialen Überlebensfrage wird. Tom Kamber von der Seniorentechnologie-Organisation OATS bringt es auf den Punkt: “Technologie wird immer noch nicht für ältere Menschen entwickelt. Deshalb brauchen sie besondere Unterstützung.”

Die erfolgreichsten Programme setzen auf persönliche Betreuung und Peer-Learning. Während Online-Ressourcen skalierbar sind, bleibt der menschliche Kontakt unverzichtbar für Vertrauen und Motivation.

Die Zukunft gehört dem Hybrid-Modell: Persönliche Betreuung vor Ort kombiniert mit digitalen Lernplattformen. Denn es geht längst nicht mehr nur um Grundkenntnisse, sondern um vollwertige Teilhabe an der digitalen Gesellschaft – von Online-Banking bis zur politischen Meinungsbildung.
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Während Amerikas Senioren den digitalen Rückstand aufholen, stellt sich die Frage: Wie gut sind deutsche Großeltern für die digitale Zukunft gerüstet?

@ boerse-global.de