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Digital Omnibus: EU gibt Unternehmen Zeit gegen Technik-Schulden

23.12.2025 - 08:43:12

Die EU-Kommission verschärft mit DORA die IT-Compliance, gewährt aber für die Umsetzung des KI-Gesetzes mehr Zeit. Unternehmen müssen technische Schulden abbauen, um für beide Regulierungen fit zu sein.

Die EU-Kommission verschiebt mit ihrem neuen “Digitalen Omnibus” zentrale KI-Regeln bis Ende 2027. Der Aufschub soll Firmen Luft verschaffen, um marode IT-Systeme zu modernisieren und so Datenschutz überhaupt erst möglich zu machen. Gleichzeitig zeigt das erste Jahr der DORA-Verordnung, wie gefährlich technische Altlasten für die Compliance geworden sind.

Ein strategischer Aufschub für die KI-Regulierung

Am 19. November 2025 präsentierte die EU-Kommission ihren “Digitalen Omnibus”. Das Paket soll das komplexe digitale Regelwerk der Union entschlacken. Der spektakulärste Teil: Die Frist für die strengsten Anforderungen des KI-Gesetzes (AI Act) wird deutlich nach hinten verschoben. Statt August 2026 sollen Regeln für Hochrisiko-KI-Systeme nun erst am 2. Dezember 2027 – oder sogar August 2028 – verbindlich werden.

„Das ist kein Rückzieher, sondern eine Realitätsprüfung“, kommentierten Analysten der Kanzlei Arendt. Die Kommission erkenne an, dass Unternehmen sonst neue Governance-Tools auf bröckelnde Alt-Systeme gestapelt hätten. Genau diese technischen Schulden (Technical Debt) gefährden aber die Datenintegrität – die Grundlage jeder Regulierung.

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Zudem will der Omnibus die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) anpassen. Künftig sollen Daten, deren Zuordnung „unverhältnismäßigen Aufwand“ erfordert, nicht mehr als personenbezogen gelten. Für Unternehmen mit veralteter IT‑Infrastruktur ist das eine Chance. Sie können ihre Datenbestände bereinigen, ohne bei jedem kleinen Schritt eine DSGVO‑Verletzung befürchten zu müssen.

DORA: Der harte Compliance-Check für die IT

Während der Omnibus in die Zukunft blickt, wirkt die Digital Operational Resilience Act (DORA) bereits seit dem 17. Januar 2025. Die Vorschrift für Finanzunternehmen legt den Finger in die Wunde technischer Schulden.

Banken und Versicherer kämpfen seit Monaten mit den Meldepflichten und Stresstests von DORA. Der Grund: Fragmentierte Altsysteme liefern oft keine Echtzeit-Übersicht. „Technische Schulden sind kein IT-Ärgernis mehr, sondern eine tickende Compliance-Bombe“, urteilen Branchenbeobachter. Die Unfähigkeit, kritische Funktionen auf IT-Assets abzubilden, zwingt die Branche, massiv Ressourcen in die Modernisierung zu stecken.

Die Kombination aus DORA und dem Omnibus schafft eine besondere Dynamik für 2026. DORA verlangt sofortige Widerstandsfähigkeit – die Schulden müssen jetzt beglichen werden. Die Aufschub der KI-Regeln bietet hingegen ein Zeitfenster, um Daten-Governance grundlegend neu aufzubauen, statt nur Notlösungen zu implementieren.

Alteryx & Co.: Der Markt reagiert auf die Governance-Lücke

Die Tech-Branche hat auf die neuen regulatorischen Vorgaben bereits reagiert. Am 16. Dezember 2025 kündigte der Analyse-Spezialist Alteryx eine neue Plattform-Funktion an. Sie vereint generative KI mit kontrollierter Datenanalyse. Eine „KI-Daten-Clearingstelle“ soll Transparenz über die Datennutzung in KI-Workflows schaffen.

Die Lösung adressiert ein akutesProblem: Bei der hastigen Einführung generativer KI umgehen Unternehmen oft traditionelle Datenqualitäts-Checks. Es entsteht „Schatten-KI“, die nicht auditierbar ist. Die Alteryx-Lösung setzt eine Governance-Schicht über bestehende Datenspeicher. So können Firmen innovieren, ohne ihre gesamte Infrastruktur sofort zu erneuern.

Ebenfalls Mitte Dezember sicherte sich Adaptive Security, ein Anbieter für KI-gestützte Cyberabwehr, eine Finanzierung von 81 Millionen Euro. Der Markt verlangt offenbar nach Tools, die Compliance und Bedrohungserkennung in komplexen IT-Landschaften automatisieren. Der Trend ist klar: Es geht nicht mehr um Compliance als Checkliste, sondern um Compliance by Design.

2026: Das Jahr der „Fitness-Prüfung“ für die IT

Der Blick nach vorn zeigt: Die Regulierung bleibt in Bewegung. Die EU-Kommission hat eine „Digitale Fitness-Prüfung“ gestartet, die bis März 2026 Ungereimtheiten zwischen Gesetzen wie NIS2, DORA und der DSGVO aufdecken soll.

Für IT-Verantwortliche bedeutet das: Ihre Systeme müssen anpassungsfähig sein. Sie müssen mit sich ändernden Definitionen von „personenbezogenen Daten“ und den harten DORA-Standards gleichermaßen umgehen können.

„Die Verschiebung des KI-Gesetzes ist ein Geschenk, aber es ist an Bedingungen geknüpft“, warnt die auf Compliance spezialisierte Kanzlei Sidley Austin. Unternehmen müssten die gewonnene Zeit nutzen, um ihre Governance-Schulden abzubauen – den Rückstau unklassifizierter, unüberwachter und ungeschützter Daten in alten Servern.

Die Botschaft zum Jahreswechsel ist eindeutig: Technische Schulden sind der größte Feind der Compliance. Der „Digitale Omnibus“ gibt eine Atempause. Doch ob 2026 zur echten Chance wird, hängt davon ab, ob Unternehmen ihre IT-Altlasten jetzt entschlossen angehen.

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