Deutschland, Identität

Deutschland baut digitale Identität: EU-Wallet kommt 2027

27.12.2025 - 14:30:12

Deutschland startet in die Bauphase für die digitale Brieftasche seiner Bürger. Ein Konsortium unter österreichischer Führung errichtet die technische Infrastruktur für den geplanten EU-Identitätsnachweis. Die vollständige Funktionsfähigkeit ist erst für 2027 vorgesehen – ein Jahr später als von der EU erhofft.

Die Weichen für den deutschen EUDI-Wallet sind gestellt. Die Bundesagentur für Sprunginnovationen (SPRIND) vergab den zentralen Auftrag für die technische Plattform an ein Konsortium unter Führung der youniqx Identity AG. Das digitale Tochterunternehmen der Österreichischen Staatsdruckerei (OSD) baut die Wallet-Infrastruktur gemeinsam mit A1 Digital International, der CRYPTAS Group und der msg group.

Der Zuschlag fiel am Montag, den 22. Dezember. Die Partner sollen eine sichere, datenschutzkonforme und dezentrale Plattform als Rückgrat der nationalen digitalen Brieftasche entwickeln. Die Wahl fiel auf youniqx, ein Unternehmen mit etablierter Expertise im Bereich sicherer digitaler Identitäten. Dies unterstreicht den Fokus der Bundesregierung auf höchste Sicherheitsstandards und europaweite Kompatibilität.

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Die Architektur muss den Vorgaben der neuen eIDAS 2.0-Verordnung der EU entsprechen. Erst diese technische Basis ermöglicht es, persönliche Identitätsdaten und elektronische Nachweise – etwa für Berufsqualifikationen oder Bildungsabschlüsse – sicher zu speichern und in der gesamten Union vorzulegen.

“Bewusst schrittweise”: Rollout-Plan bis 2027

Während die EU ehrgeizige Ziele für 2026 gesetzt hat, setzt Deutschland auf einen gemäßigten Zeitplan. Ein SPRIND-Sprecher bezeichnete den Ansatz gegenüber Branchenkreisen als “bewusst schrittweise”. Qualität und Sicherheit gehen vor Geschwindigkeit.

Die aktualisierte Roadmap sieht eine gestaffelte Einführung vor:
* 2026: Start einer ersten Version mit Kernfunktionen. Diese soll vor allem die sichere Speicherung von Personalausweis-Daten und grundlegenden Attribut-Zertifikaten ermöglichen.
* 2027: Erweiterung zur vollen Betriebsfähigkeit. Dann sollen weitere Anwendungsfälle wie digitale Signaturen, Gesundheitsdaten und grenzüberschreitende Zahlungen integriert werden.

Diese Strategie soll Fehler durch überhastete Einführungen vermeiden. Das Bundesinnenministerium und SPRIND wollen sicherstellen, dass die Wallet technisch ausgereift und breit kompatibel ist, bevor sie zum primären digitalen Identitätswerkzeug für Millionen Bürger wird. Die praktische Nutzbarkeit soll sich über das Jahr 2027 schrittweise erhöhen.

Branche skeptisch gegenüber EU-Zeitplan

Der präzisierte deutsche Fahrplan kommt mitten in einer Debatte über die Machbarkeit des EU-weiten 2026-Ziels. Marktanalysen deuten darauf hin, dass Deutschland mit der Infrastruktur-Entscheidung gut aufgestellt ist, das europäische Gesamtbild aber fragmentiert bleibt.

Experten halten eine vollständige grenzüberschreitende Interoperabilität bis Ende 2026 für unrealistisch. Prognosen des Anbieters Signicat zufolge wird es zwar bis Dezember 2026 zwischen 30 und 50 verschiedene Wallet-Lösungen in Europa geben. Diese werden aber noch nicht nahtlos zusammenarbeiten können. Diese Einschätzung bestätigt Deutschlands Entscheidung, die vollständige Einführung auf 2027 zu verschieben.

Trotz der breiten Unterstützung aus der Wirtschaft – über 75 Organisationen unterzeichneten im November eine Absichtserklärung – bleiben Sicherheitsbedenken. Ein Bericht wies kürzlich auf Lücken im derzeitigen deutschen eID-Ökosystem hin, insbesondere bei den Verifizierungsprozessen für Ausweise von EU-Bürgern aus anderen Mitgliedstaaten. Die neue Wallet-Infrastruktur müsse deutlich strengere biometrische und Dokumenten-Authentifizierungsprotokolle implementieren.

Hintergrund: Der Druck der eIDAS 2.0-Verordnung

Der Treiber für den EUDI-Wallet ist die eIDAS 2.0-Verordnung. Sie verpflichtet alle EU-Mitgliedstaaten, ihren Bürgern eine digitale Identitätsbrieftasche anzubieten. Nutzer sollen damit die volle Kontrolle über ihre Daten behalten und sich online wie offline ausweisen können, ohne unnötige persönliche Informationen preiszugeben.

Die deutsche Umsetzung wird in der EU als Benchmark beobachtet. Das Projekt wird gemeinsam vom Bundesinnenministerium (BMI), dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) und SPRIND geleitet. Die Vergabe des Infrastrukturauftrags markiert den Übergang von der Planungs- in die Umsetzungsphase.

Der Fokus liegt nun auf der Entwicklung und Erprobung der Prototypen durch das youniqx-Konsortium. Die nächsten zwölf Monate sind entscheidend für die Integration mit Behördendiensten und Anwendungen in der Privatwirtschaft, etwa im Banken- oder Telekommunikationssektor. Erste Pilotversionen mit eingeschränkter Funktion sind im Laufe des kommenden Jahres zu erwarten. Die Nutzung der Wallet wird für Bürger kostenlos und freiwillig sein.

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