Der Rückversicherer Hannover Rück DE0008402215 ist angesichts der Waldbrände in Kalifornien Anfang 2025 mit einem überraschend leichten Gewinnrückgang davongekommen.
13.05.2025 - 11:42:02Hannover Rück steckt Kalifornien-Brände weg - Aktie verliert dennoch
Unter dem Strich stand ein Gewinn von gut 480 Millionen Euro und damit nur rund 14 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Die Zerstörungen in Los Angeles kosteten die Hannover Rück bisher 631 Millionen Euro. Der neue Vorstandschef Clemens Jungsthöfel sieht den Konzern damit auf Kurs, den Gewinn in diesem Jahr wie geplant auf rund 2,4 Milliarden Euro zu steigern. Für die Hannover-Rück-Aktie ging es nach den Neuigkeiten dennoch abwärts.
Am Dienstagvormittag verlor das Papier zuletzt fast drei Prozent auf 271,60 Euro und gehörte zusammen mit dem des weltgrößten Rückversicherers Munich Re zu den größten Verlierern im Dax. Analysten werteten die Quartalszahlen eher positiv, verwiesen aber auch auf Preisdruck bei den jüngsten Vertragserneuerungen im Geschäft mit Erstversicherern. So hatte der Nettogewinn die Erwartungen übertroffen. Und seit dem Jahreswechsel hat die Aktie noch rund zwölf Prozent an Wert gewonnen.
Im ersten Quartal steigerte die Hannover Rück ihren Rückversicherungsumsatz um viereinhalb Prozent auf knapp sieben Milliarden Euro, wie sie am Morgen mitteilte. Dabei reichte der Umsatz im Schaden- und Unfallgeschäft aus, um die Aufwendungen für Schäden, Verwaltung und Vertrieb zu decken. Die kombinierte Schaden-Kosten-Quote verschlechterte sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum jedoch von 88 auf 93,9 Prozent.
"Die verheerenden Waldbrände in Kalifornien sind ein weiteres Beispiel dafür, wie der Klimawandel Risiken für extreme Wetterereignisse begünstigt", sagte der bisherige Finanzvorstand Jungsthöfel, der im April den Vorstandsvorsitz von Jean-Jacques Henchoz übernommen hatte.
Wegen der verheerenden Waldbrände summierten sich die Großschäden bei der Hannover Rück im ersten Jahresviertel auf 765 Millionen Euro - deutlich mehr als die 435 Millionen, die der Konzern ursprünglich für diesen Zeitraum veranschlagt hatte. Für das Gesamtjahr hat der Vorstand indes Großschäden von 2,1 Milliarden Euro eingeplant - und hofft, dass die Belastungen diese Summe nicht überschreiten.
So habe sich das allgemeine Geschäft des Konzerns weiter positiv entwickelt, erklärte der Manager. Daher sei er zuversichtlich, dass die Hannover Rück ihre Ziele für das Gesamtjahr erreicht. Zudem habe der Konzern seinen Puffer in den Schadenreserven im ersten Quartal weiter erhöht.
Während der operative Gewinn (Ebit) der Schaden-Rückversicherung im ersten Jahresviertel wegen der Belastungen um rund 29 Prozent einbrach, warf die Personen-Rückversicherung fast 40 Prozent weniger ab als ein Jahr zuvor. Auch mit der Geldanlage verdiente die Hannover Rück mehr: Das Kapitalanlageergebnis wuchs um fast 16 Prozent auf 577 Millionen Euro - was einer Rendite von 3,5 Prozent entspricht. Für das Gesamtjahr hat sich der Vorstand mindestens 3,2 Prozent zum Ziel gesetzt.
Unterdessen musste die Hannover Rück bei der Neuverhandlung von Verträgen mit Erstversicherern zum 1. April einen Preisrückgang um 2,4 Prozent hinnehmen. Veränderte Risiken und die Inflation sind dabei herausgerechnet. Dennoch baute der Konzern sein erneuertes Geschäft um mehr als 10 Prozent aus. Die Preise seien im vergangenen Jahr attraktiv gewesen und seien auch jetzt noch adäquat, sagte Jungsthöfel in einer Telefonkonferenz mit Journalisten.
Schon bei der vorherigen Erneuerungsrunde zum 1. Januar hatten die Hannover Rück und andere Rückversicherer Preisabschläge hinnehmen müssen. Jungsthöfel erwartet, dass dieser Trend bei den weiteren Vertragserneuerungen in diesem Jahr anhält. Die Hannover Rück zeichne aber nur Verträge, wenn ihre Mindestanforderungen bei den Preisen erfüllt würden.
Mit Blick auf die zuletzt defizitären deutschen Kfz-Versicherer rechnet die Hannover Rück in diesem Jahr mit einer merklichen Besserung: "Wir nähern uns einer schwarzen Null oder kommen wieder in den schwarzen Bereich." Die Kfz-Versicherer hatten zuletzt mit deutlichen Preiserhöhungen versucht, die seit Jahren immer teurer werdenden Schäden auszugleichen. Wie genau dies für die Branche in diesem Jahr ausgehe, hängt laut Jungsthöfel aber noch von der weiteren Entwicklung der Schäden und der Inflation in diesem Jahr ab.