Databroker Files: Datenhändler verkaufen Standorte von EU-Mitarbeitern
08.11.2025 - 09:23:12Spionage-Risiko: Von der EU-Kommission bis zum NATO-Hauptquartier

Undurchsichtige Firmen sammeln und verkaufen Bewegungsprofile von Millionen EU-Bürgern – darunter hochrangige EU-Mitarbeiter und NATO-Personal. Die investigative Recherche “Databroker Files” enthüllt ein alarmierendes System: Smartphone-Apps geben präzise Standortdaten weiter, die Wohnorte, Büros und persönliche Routinen offenlegen. Die EU-Kommission reagierte mit neuen Richtlinien für ihr Personal und entfacht eine Debatte über Spionagerisiken und die Wirksamkeit der DSGVO.
Tausende Apps wie Wetter- oder Flugradar-Dienste verkaufen Nutzerdaten an ein globales Broker-Netzwerk. Ein ausgewerteter Datensatz umfasste Informationen von rund 40.000 verschiedenen Anwendungen. Die Daten sind mit einzigartigen Werbe-IDs verknüpft – das ermöglicht metergenaues Tracking über Monate hinweg.
Die Recherche von Netzpolitik.org und internationalen Medienpartnern belegt die Brisanz: Journalisten verfolgten eine Spitzenposition der EU-Kommission vom Berlaymont-Gebäude bis zur Privatadresse und zum Fitnessstudio. Die Präzision reicht aus, um einzelne Büros im Kommissionsgebäude zu identifizieren.
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Noch beunruhigender: 9.600 Handy-Ortungen auf dem NATO-Gelände in Brüssel, stammend von 543 verschiedenen Geräten. Ein NATO-Vertreter bestätigte das Risiko und verwies auf bereits ergriffene Gegenmaßnahmen.
Solche Daten könnten für Spionage, Erpressung oder gezielte Beeinflussung missbraucht werden. Wer weiß, wann ein EU-Beamter seine Mittagspause macht oder welches Fitnessstudio er besucht, kennt potenzielle Angriffspunkte.
Brüssel reagiert – aber reicht das?
Die EU-Kommission zeigte sich “besorgt” und verschickte eine Rundmail an alle 60.000 EU-Angestellten. Die Empfehlung: Personalisierte Werbung abschalten und App-Berechtigungen monatlich überprüfen. Neue Richtlinien für Dienst- und Privatgeräte sollen das Tracking eindämmen.
Doch Kritiker sehen darin nur Symbolpolitik. Die Kommission verweist auf die DSGVO und deren Durchsetzung durch nationale Behörden. Das Problem: Diese sind oft unterfinanziert und überlastet. Der Skandal zeigt, wie Datenbroker mit vermeintlichen Nutzer-Einwilligungen die DSGVO-Schutzmechanismen aushebeln.
Politischer Druck: Forderungen nach Tracking-Verbot
Mehrere EU-Abgeordnete fordern drastische Maßnahmen. Alexandra Geese (Grüne/EFA) erneuerte ihre Forderung nach einem kompletten Verbot von Tracking für Werbezwecke. Die detaillierte Überwachung durch Datenhändler stelle ein “Risiko für die nationale Sicherheit” dar.
Auch parteiübergreifend wächst der Unmut:
- Lina Gálvez Muñoz (S&D): “Direkte Bedrohung für die nationale und gemeinsame Sicherheit in der EU”
- Axel Voss (EVP/CDU): “Diese Bedrohung muss angesichts der geopolitischen Lage sehr ernst genommen werden”
- Verbraucherzentrale Bundesverband: Hofft auf entsprechende Regeln im kommenden “Digital Fairness Act”
Widersprüchliche Signale aus Brüssel
Während der Data Act ab September 2025 einen faireren Datenzugang fördern soll, kursieren beunruhigende Berichte. Im geplanten “digitalen Omnibus”-Gesetz könnte der Schutz sensibler Daten aufgeweicht werden. Eine engere Definition würde bedeuten: Aus Standortdaten abgeleitete Informationen – wie der Besuch einer Klinik – verlieren ihren höchsten Schutzstatus.
Stehen wirtschaftliche Interessen über Sicherheit und Privatsphäre? Die kommenden Monate werden zeigen, ob die EU die Schlupflöcher für Datenbroker schließt oder ob der Skandal folgenlos bleibt.
Was Nutzer jetzt tun können
Bis die Politik handelt, bleibt Nutzern nur Selbstschutz:
- App-Berechtigungen kritisch prüfen – besonders Standortzugriff
- Personalisierte Werbung deaktivieren (iOS und Android bieten diese Option)
- Standortdienste auf Minimum beschränken – nur aktivieren, wenn wirklich nötig
- Werbe-ID zurücksetzen oder komplett deaktivieren
Der Databroker-Skandal offenbart ein grundsätzliches Problem: Während die EU nach außen mit der DSGVO als Goldstandard wirbt, floriert im Hintergrund ein intransparenter Markt, der selbst hochsensible Ziele gefährdet. Ohne entschlossenes Handeln bleibt die Überwachungswerbung eine tickende Zeitbombe.
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