DACH-Region: Kampf gegen digitale Einsamkeit bei Senioren
09.12.2025 - 16:41:12Digitale Teilhabe als Gesundheitsprogramm: Deutschland startet bundesweite Kampagne gegen Altersisolation – zeitgleich öffnen Österreichs “Digital Cafés” ihre Türen. Die Botschaft ist eindeutig: Wer offline bleibt, droht abgehängt zu werden.
Eine Woche voller digitalpolitischer Signale zeigt, wie ernst die deutschsprachigen Länder das Problem nehmen. Während Hessen heute den “Digitalpakt 2.0” für Hochschulen unterzeichnete – 120 Millionen Euro für die nächsten sechs Jahre –, richtet sich der Blick vor Ort auf die Generation 80+. Denn gerade sie läuft Gefahr, von diesem Tempo überrollt zu werden.
In Österreich starteten heute in Kufstein und Schruns die ersten Workshops der Initiative “Digital fit im Alter”. Deutschland setzt parallel auf eine nationale Kampagne, die digitale Kompetenz erstmals explizit als Mittel gegen soziale Isolation bewirbt.
Seit dem 3. Dezember läuft bundesweit die Aktion “Mach dich fit gegen Einsamkeit”. Dahinter stehen das Bundesfamilienministerium und die Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO). Der strategische Kniff: Digitale Bildung wird nicht länger als technische Notwendigkeit für Online-Banking verkauft, sondern als Gesundheitsintervention.
Laut BAGSO ist digitaler Ausschluss einer der Haupttreiber sozialer Isolation bei Hochbetagten. Videoanrufe, Messenger-Dienste und Online-Interessengruppen können für mobilitätseingeschränkte Senioren zur Lebensader werden. “Digitale Teilhabe ist soziale Teilhabe”, betont die Organisation.
Die Kampagne baut auf dem “DigitalPakt Alter” auf, der bereits Hunderte “Erfahrungsorte” im ganzen Land geschaffen hat – niedrigschwellige Anlaufstellen, wo ältere Menschen Technologie ausprobieren können, ohne sich blamieren zu müssen.
Österreich setzt auf Peer-Learning
Während Berlin auf nationale Reichweite setzt, liefern österreichische Gemeinden praktische Hilfe an der Basis. Heute trafen sich die Computeria Kufstein im Tiroler Altenwohnheim Innpark und das Digital Café im Vorarlberger Schruns.
Diese lokalen Treffpunkte sind das Rückgrat von Österreichs “Digital fit im Alter”-Strategie. Anders als in formalen Kursen funktionieren sie wie soziale Clubs: Senioren bringen ihre eigenen Geräte mit und bekommen Hilfe von Gleichaltrigen.
In Kufstein lag der Fokus auf alltäglichen Hürden – etwa der Zwei-Faktor-Authentifizierung oder E-Government-Diensten wie “ID Austria”. Im Schruns stand sichere Online-Kommunikation im Mittelpunkt, ein kritisches Thema angesichts steigender Cyberkriminalität gegen Ältere.
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Der Österreichische Seniorenbund fordert parallel “analoge Austauschbarkeit”: Während digitale Fähigkeiten gefördert werden, müssen nicht-digitale Alternativen für essenzielle Dienste erhalten bleiben – als Diskriminierungsschutz.
Schweiz: 89 Prozent online – aber nicht die Ältesten
Kontext liefert die “Digital Seniors 2025”-Studie von Pro Senectute Schweiz vom Jahresanfang. Sie zeigt ein zwiespältiges Bild: Zwar sind mittlerweile 89 Prozent der Schweizer Senioren (65+) online, doch bei den über 85-Jährigen fehlt noch 40 Prozent der Internetzugang.
Viele, die online sind, kämpfen mit der wachsenden Komplexität digitaler Dienste. Pro Senectute verstärkt daher sein “Digital Coach”-Programm. Gleichzeitig zeigt die zum Jahresende anstehende Einstellung des Dienstes “Pro Senectute Home” (Übergang zu Anbietern wie Senevita Casa), wie sich die Pflegelandschaft wandelt – und digitale Tools physische Betreuung zunehmend ergänzen sollen.
Das Spannungsfeld: Hochschul-Millionen vs. Oma-Apps
Der Dezember 2025 verdeutlicht ein Dilemma der DACH-Region. Einerseits fließen massive Summen in Infrastruktur und akademische Ausbildung – siehe den heute unterzeichneten Hessischen Digitalpakt. Digitalministerin Kristina Sinemus und Wissenschaftsminister Timon Gremmels sichern damit ab, dass die nächste Studierendengeneration als Digital Natives aufwächst.
Andererseits benötigt die “analoge” Generation eigene, oft ressourcenintensive Unterstützung. Der Ansatz 2025 hat sich gewandelt: Weg vom bloßen “Seniors ins Netz bringen”, hin zu digitaler Souveränität – der Fähigkeit, Technologie sicher und selbstbestimmt zu nutzen.
Sicherheit zuerst: Sowohl österreichische als auch deutsche Initiativen legen in diesem Monat massiven Wert auf Cybersicherheit. Hintergrund ist eine Welle von “Enkeltrick 2.0”-Betrugsversuchen mit KI-generierten Stimmen.
Hybride Modelle: Konsens unter Experten, darunter der Österreichische Seniorenbund: Digitale Dienste müssen zugänglich sein – aber analoge Sicherheitsnetze bleiben unverzichtbar für die 10 bis 15 Prozent, die nie umsteigen werden.
Ausblick 2026: KI-Assistenten für die Generation 80+
Ab Januar 2026 rückt die Integration KI-gestützten Wohnens in den Fokus. BAGSO sucht bereits Teilnehmende für Projekte, die erkunden sollen, wie sprachgesteuerte KI-Assistenten Barrieren für körperlich eingeschränkte Senioren weiter senken können.
In Österreich dürfte der Erfolg des “Computeria”-Modells zu einer Ausweitung der Förderung im nächsten Bundesbudget führen. Der deutsche “DigitalPakt Alter” steht vor einem Wendejahr: Die aktuelle Förderphase läuft aus, Befürworter drängen auf dauerhafte Institutionalisierung der Senior*innen-Digitalbildung.
Zum Jahresende ist die Botschaft von Kufstein bis Berlin einheitlich: Die digitale Revolution muss altersinklusiv sein. Nur durch die Kombination von High-Level-Politik und lokaler Gemeinschaftsarbeit kann sichergestellt werden, dass niemand zu alt ist, um auf “Verbinden” zu klicken.
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