Cyberkriminalität, Millionenverluste

Cyberkriminalität: Millionenverluste durch Handy-Banking-Betrug

18.10.2025 - 19:55:02

Internationale Ermittler zerschlagen Betrugsnetzwerke, während neue Schadsoftware wie Klopatra und GoldPickaxe Mobile Banking angreift. SIM-Swapping-Fälle verzeichnen tausendfachen Anstieg weltweit.

Eine Welle raffinierter Angriffe auf Mobile-Banking und ausgeklügelte Finanzbetrügereien alarmiert Verbraucher und Banken weltweit. Diese Woche verkündeten internationale Ermittlungsbehörden Erfolge gegen Cyberkriminalität – während gleichzeitig neue, besonders heimtückische Schadsoftware entdeckt wurde, die Banking-Apps ins Visier nimmt.

Die Kombination aus fortgeschrittener Malware, KI-gestützten Betrugsmaschen und grassierendem SIM-Karten-Betrug hat einen perfekten Sturm entfacht. Die Folge: Milliardenverluste für Bankkunden rund um den Globus.

Europol zerschlägt internationales Betrugsnetzwerk

Europol verkündete diese Woche die Zerschlagung der Cybercrime-Operation “SIMCARTEL”, die Phishing-Attacken und Finanzbetrug in über 80 Ländern ermöglichte. Die koordinierte Aktion von Ermittlern aus Österreich, Estland und Lettland führte zu sieben Festnahmen und der Beschlagnahme von 1.200 SIM-Boxen mit 40.000 aktiven SIM-Karten.

Das kriminelle Netzwerk stand mit über 3.200 Betrugsfällen in Verbindung. Allein in Österreich entstanden Schäden von 4,9 Millionen Euro, in Lettland weitere 460.000 Euro.

Parallel dazu schloss Interpol die fünfmonatige “Operation HAECHI VI” ab und stellte dabei satte 406 Millionen Euro sicher. Von April bis August 2025 bekämpften Behörden aus 40 Ländern verschiedenste Cyberkriminalität – von Anlagebetrügereien über Romance-Scams bis zu gefälschten Geschäfts-E-Mails. Mehr als 68.000 Bankkonten wurden gesperrt, knapp 400 Krypto-Wallets eingefroren.

Neue Handy-Schadsoftware übernimmt komplette Kontrolle

Cyberkriminelle setzen zunehmend ausgeklügelte Tools ein. Sicherheitsforscher entdeckten den Android-Banking-Trojaner “Klopatra”, der bereits über 3.000 Geräte infizierte – hauptsächlich in Spanien und Italien.

Das Besondere: Klopatra nutzt versteckte VNC-Technologie für vollständige Fernsteuerung infizierter Smartphones. Angreifer können Apps bedienen, PINs eingeben und betrügerische Überweisungen autorisieren – oft während das Opfer schläft. Die Schadsoftware tarnt sich als illegale TV-Streaming-App.

Diese Entwicklung folgt einem besorgniserregenden Trend. Die Zahl der Nutzer, die auf Mobile-Banking-Trojaner stießen, stieg 2024 um das 3,6-Fache gegenüber dem Vorjahr. Ein anderer Bericht verzeichnet einen Anstieg von Trojaner-Attacken auf Smartphones um 196 Prozent.

Besonders alarmierend: Die “GoldPickaxe”-Malware zielt sowohl auf Android als auch iOS ab. Dieser Trojaner stiehlt biometrische Gesichtsdaten und erstellt daraus KI-generierte Deepfakes, um Banking-Apps zu täuschen.

SIM-Swapping: Tausendfacher Anstieg der Betrugsfälle

Konto-Übernahmen durch SIM-Swapping entwickelten sich zum Haupteinfallstor für Finanzdiebstahl. Dabei täuschen Kriminelle Mobilfunkanbieter und lassen Opfer-Rufnummern auf eigene SIM-Karten umleiten – so fangen sie Einmal-Passwörter und Authentifizierungs-SMS ab.

Die Zahlen sind dramatisch: Allein in Großbritannien stiegen die Fälle um 1.055 Prozent. In den USA entstanden durch Konto-Übernahmen inklusive SIM-Swapping 2023 Schäden von rund 21 Milliarden Euro.

Künstliche Intelligenz verstärkt das Problem zusätzlich. Betrüger nutzen KI für automatisierte Phishing-Kampagnen, personalisierte Betrugs-Nachrichten und sogar Deepfake-Audio, um Bankmitarbeiter oder Familienangehörige zu imitieren.

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Wettrüsten zwischen Sicherheit und Cyberkrime

Die jüngsten Erfolge von Europol und Interpol zeigen: Nur internationale Zusammenarbeit kann Cyberkriminalität wirksam bekämpfen. Doch die rasante Malware-Entwicklung bleibt eine ständige Herausforderung. Trojaner wie Klopatra und GoldPickaxe demonstrieren, wie Angreifer selbst Biometrie – einst als sicher geltend – überwinden.

Der SIM-Swap-Boom offenbart eine kritische Schwachstelle: die Abhängigkeit von SMS-basierter Zwei-Faktor-Authentifizierung. Experten fordern stärkere Verfahren wie Passkeys.

Trotz technischer Fortschritte bleibt der Mensch das Hauptziel. KI-verstärkte Social-Engineering-Attacken machen Aufklärung und Sensibilisierung wichtiger denn je. Verbraucher müssen Warnsignale erkennen – von gefälschten Apps bis zu unaufgeforderten Datenabfragen.

Die kommenden Monate werden entscheidend: Können Sicherheitsinnovationen mit der Kreativität globaler Finanzbetrüger mithalten?

@ boerse-global.de