Collins Aerospace: Cyberangriff lähmt europäische Großflughäfen
22.09.2025 - 23:46:02Ein Hackerangriff auf den IT-Dienstleister Collins Aerospace verursachte massive Störungen an wichtigen europäischen Flughäfen. Die MUSE-Software für Passagierabfertigung fiel aus, was zu Flugausfällen und langen Wartezeiten führte.
Ein Hackerangriff auf einen zentralen IT-Dienstleister der Luftfahrtbranche sorgt seit Freitagabend für massive Störungen an wichtigen europäischen Flughäfen. London Heathrow, Brüssel und Berlin sind besonders betroffen.
Der Angriff vom 19. September 2025 richtete sich gegen Collins Aerospace, einen führenden US-amerikanischen Luftfahrt- und Rüstungskonzern. Ziel der Attacke war die MUSE-Software (Multi-User System Environment) für Passagierabfertigung. Diese wird kontinentweit eingesetzt und ermöglicht es verschiedenen Airlines, dieselben Check-in-Schalter und Gates zu nutzen.
Die „cyber-bedingte Störung“ legte diese elektronischen Systeme komplett lahm. Tausende Passagiere mussten auf analoge Abfertigungsverfahren umsteigen – mit chaotischen Folgen. Mehrstündige Warteschlangen und verpasste Anschlussflüge prägten das Bild.
Dominoeffekt an Europas verkehrsreichsten Knotenpunkten
Der Brussels Airport bestätigte den „großen Einfluss“ auf seinen Flugplan. Bis Samstagmorgen fielen neun Flüge aus, vier wurden umgeleitet, mindestens 15 weitere verspäteten sich um eine Stunde oder mehr. Ähnliche Probleme meldeten Heathrow und Berlin Brandenburg.
Während British Airways durch den Wechsel auf Backup-Systeme glimpflich davonkam, traf es alle anderen Airlines schwer. Das Ereignis zeigt die extreme Vernetzung der modernen Luftfahrt: Der Ausfall einer einzigen, weit verbreiteten Plattform kann gleichzeitig mehrere internationale Flughäfen und Dutzende Airlines treffen.
Lehrbuchbeispiel eines Lieferketten-Angriffs
Cybersicherheitsexperten sehen in dem Vorfall einen klassischen Supply-Chain-Angriff. Die Luftfahrtindustrie wird für Cyberkriminelle immer attraktiver – gerade wegen ihrer vernetzten Systeme.
„Wenn ein Anbieter kompromittiert wird, kann der Dominoeffekt sofort und weitreichend sein“, erklärt Charlotte Wilson vom Sicherheitsunternehmen Check Point. Angreifer umgehen so die möglicherweise stärkeren Abwehrsysteme einzelner Airlines oder Flughäfen.
Wer hinter der Attacke steckt, bleibt unklar. Experten vermuten eher eine kriminelle Erpressergruppe als staatliche Akteure. Collins Aerospace äußerte sich bislang nicht zum Ursprung des Angriffs.
Kritische Infrastruktur im Visier
Der Luftfahrt-Hack reiht sich in eine beunruhigende Serie von Cyberangriffen auf kritische Infrastrukturen ein. Energie, Gesundheitswesen und Transport geraten zunehmend ins Fadenkreuz professioneller Hacker.
Die finanziellen Schäden sind erheblich: Fast die Hälfte der Betreiber kritischer Infrastrukturen meldete im vergangenen Jahr Cyberattacken mit Kosten von mindestens 420.000 Euro oder mehr. Der Colonial Pipeline-Angriff 2021 in den USA demonstrierte bereits die Verwundbarkeit essentieller Dienste.
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Aufwachruf für digitale Widerstandsfähigkeit
Das Chaos an europäischen Flughäfen führt die Fragilität unserer digitalen Systeme drastisch vor Augen. Die Abhängigkeit von wenigen spezialisierten Software-Anbietern schafft gefährliche Schwachstellen.
Die EU reagierte bereits: Das Digital Operational Resilience Act (DORA) stärkt seit Januar 2025 die digitalen Abwehrkräfte des Finanzsektors. Ähnliche branchenübergreifende Initiativen könnten für andere kritische Bereiche wie die Luftfahrt notwendig werden.
Ausblick: Aufräumen und Nachjustieren
Flughäfen und Airlines konzentrieren sich zunächst auf den Abbau des Rückstaus – ein Prozess, der mehrere Tage dauern könnte. Das Ereignis wird zweifellos eine umfassende Überprüfung der Cybersicherheitsprotokolle auslösen.
Für Passagiere könnte dies leider häufigere technologiebedingte Reisestörungen bedeuten. Je vernetzter die Welt wird, desto kritischer werden proaktive Sicherheitsmaßnahmen für den Erhalt essentieller Dienste.