Citi setzt in Asien auf KI als „pragmatischen Praktikanten“
22.12.2025 - 07:19:11Die Citibank treibt in ihren asiatischen Filialen eine ungewöhnliche KI-Strategie voran: Statt auf futuristische Visionen setzt sie auf einen digitalen Helfer für die lästige Büroarbeit. Das Ziel ist weniger Überstunden und mehr Zeit für strategische Aufgaben.
Während viele vor Jobverlust durch künstliche Intelligenz warnen, sieht Citi Philippines CEO Paul Favila in der Technologie vor allem eine Entlastung. Auf einer Jahresabschlussveranstaltung verglich er die KI mit einem „himmlischen“ Praktikanten. „Stellen Sie sich einen extrem cleveren Praktikanten vor, dem aber der Kontext fehlt“, so Favila. „Mit klaren Anweisungen kann er Unglaubliches leisten.“ Die Kernidee: Die KI übernimmt repetitive Aufgaben, die Mitarbeiter oft bis Mitternacht beschäftigen. Für 2026 wünscht sich Favila, weniger von solchen Überstunden zu hören.
Drei Werkzeuge im Kampf gegen die Bürokratie
Seit November rollt die Bank eine eigene „Citi AI“-Suite aus, die bereits von über 180.000 Mitarbeitern weltweit genutzt wird. Sie besteht aus drei spezialisierten Tools:
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Revolution in Rechtsabteilung und Compliance
Die größten Effekte zeigt die KI bisher in den Bereichen, die von Dokumentenfluten geprägt sind. Die Teams nutzen die Tools, um regulatorische Vorgaben der philippinischen Zentralbank (BSP) zu verarbeiten. „Sogar unsere Anwälte sind begeistert“, berichtet Favila. Was früher stundenlanges manuelles Vergleichen erforderte, erledigt die KI nun in Minuten. Sie erstellt Checklisten oder markiert Änderungen zwischen alten und neuen Regelwerken. Der Mensch behält in diesem „Human-in-the-Loop“-Ansatz stets die finale Entscheidungshoheit.
Strenge Sicherheit hat Vorrang vor Bequemlichkeit
Trotz des Effizienzstrebens lässt Citi keine Kompromisse bei der Sicherheit zu. Im Gegensatz zu öffentlichen KI-Tools läuft die hauseigene Suite ausschließlich in der abgeschotteten „Walled Garden“-Infrastruktur der Bank. Sensible Kundendaten verlassen diese geschützte Umgebung nicht. „Wir können der Maschine keine Schuld geben, wenn sie einen Fehler macht“, betont Favila. Die Verantwortung liege beim Menschen, und die Governance für KI habe oberste Priorität. Die Bank plant, in den kommenden Monaten größere Sprachmodelle einzuführen und die Mitarbeiter im „Prompt Engineering“ zu schulen.
Vom Hype zur produktiven Realität
Citis Strategie spiegelt einen Branchentrend wider: Die anfängliche Aufregung um generative KI weicht konkreten, wertschöpfenden Anwendungen. Indem die Bank den „administrativen Kleinkram“ angreift, adressiert sie eine direkte Ursache für Mitarbeiterüberlastung – mit schnellem Return on Investment und geringem Reputationsrisiko. Der Vergleich liegt nahe: Wie der Wechsel von der Schreibmaschine zur Textverarbeitung ersetzt die Technologie nicht den Menschen, sondern vervielfacht seine Schaffenskraft. Für 2026 zeichnet sich in der asiatischen Bankenlandschaft eine Kluft ab zwischen Vorreitern dieser pragmatischen Integration und denen, die in manuellen Prozessen stecken bleiben. Für Citi-Mitarbeiter bleibt die einfache Verheißung: Mehr Zeit fürs Wesentliche.


