China lockert Seltene-Erden-Exporte nach Europa – aber nur selektiv
26.12.2025 - 13:23:12China gewährt europäischen Partnern Langzeitlizenzen für den Import kritischer Mineralien, während die Handelskonflikte mit den USA andauern. Die Maßnahme stabilisiert EU-Lieferketten.
China geht bei Exporten kritischer Mineralien auf Europa zu, während der Handelskonflikt mit den USA schwelt. Neue Langzeit-Lizenzen sollen europäische Lieferketten stabilisieren – eine klare geopolitische Zweigleisigkeit.
Das chinesische Handelsministerium (MOFCOM) bestätigte kürzlich eine bedeutende Kursänderung: Für europäische Partner werden nun allgemeine Exportlizenzen für Seltene Erden mit verlängerter Gültigkeitsdauer erteilt. Diese strategische Öffnung steht im scharfen Kontrast zur weiterhin angespannten Lage mit den Vereinigten Staaten. Die Maßnahme zielt darauf ab, die Handelsbeziehungen zur EU zu festigen, während Peking im Technologiestreit mit Washington Druckmittel behält.
MOFCOM bestätigt neue Lizenzpraxis für Europa
„Das Ministerium hat Anträge einiger chinesischer Exporteure auf allgemeine Exportlizenzen für seltenenerdbezogene Artikel genehmigt“, erklärte MOFCOM-Sprecher He Yadong am 18. Dezember. China sei bereit, Differenzen mit der EU „durch Dialog und Konsultationen angemessen zu lösen“.
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Diese Ankündigung bringt spürbare Entspannung für europäische Lieferketten. Zuvor herrschte seit der Ausweitung der Kontrolllisten im Oktober 2025 Unsicherheit. Die Genehmigungen erfolgten laut Sprecher nach „umfassender Berücksichtigung der berechtigten Forderungen und Bedenken verschiedener Nationen“. Die EU war Ende 2024 noch zu rund 90 Prozent von chinesischen raffinierten Seltenen Erden abhängig. Der Schritt fällt mit den Konsultationen zwischen China und der EU über Subventionen für Elektrofahrzeuge zusammen – einem weiteren strittigen Handelsthema.
Von scharfen Kontrollen zu strategischen „Pausen“
Die neuen Lizenzen sind vor dem Hintergrund eines turbulenten vierten Quartals 2025 zu sehen. Am 9. Oktober führte MOFCOM mit der Bekanntmachung Nr. 61 einige der bislang strengsten Exportkontrollen ein. Sie betrafen Seltene-Erden-Materialien, Verarbeitungstechnologien und Derivative für Halbleiter und KI-Systeme. Eine „0,1-Prozent-Schwelle“ verpflichtet ausländische Firmen, Lizenzen für Produkte mit winzigen Mengen chinesischer Seltene Erden zu beantragen – eine extraterritoriale Ausdehnung von Pekings Jurisdiktion.
Doch die Umsetzung verlief flexibel. Nach diplomatischen Gesprächen Anfang November setzte MOFCOM mit den Bekanntmachungen Nr. 70 und 72 (7. und 9. November) sechs spezifische Oktober-Regelungen aus. Die verschärften, auf die USA fokussierten Lizenzanforderungen für Dual-Use-Güter wie Gallium, Germanium und Antimon wurden bis zum 27. November 2026 „pausiert“. Rechtsexperten werten dies als „abgestufte Deeskalation“, betonen aber, dass das Kontrollsystem intakt bleibt. Die Langzeitlizenzen für Europa deuten darauf hin, dass Peking die „Pause“ nutzt, um Allianzen mit Nicht-US-Märkten zu festigen.
Geopolitische Logik: „Waffenabhängigkeit“ mit Zweiklang
Eine aktuelle Analyse des Institute of Geoeconomics vom 23. Dezember argumentiert, dass China von groben Vergeltungsmaßnahmen zu einer ausgefeilten, zielgerichteten Strategie übergeht. Während bestimmte Beschränkungen „pausiert“ seien, gelte die 0,1-Prozent-Regel für die extraterritoriale Jurisdiktion seit dem 1. Dezember für nicht befreite Einheiten. Das schafft ein komplexes Umfeld: Europäische Unternehmen profitieren nun von vereinfachten Lizenzverfahren, während US-Entitäten und mit den USA verbündete militärische Endverbraucher weiter strengen Verboten unterliegen.
„China wird eine globale Arbeitsteilung, bei der es die Umweltkosten trägt, während andere die Wertschöpfung genießen, nicht länger akzeptieren“, heißt es in der Analyse. Indem Peking Europa längere Lizenzen gewährt, bietet es der EU einen Anreiz, ihre Lieferkettenpolitik von US-„De-Risking“-Initiativen zu entkoppeln. Pekings Entgegenkommen gegenüber Europa gilt auch als Gegenmanöver zu erwarteten US-Zöllen und Technologiebeschränkungen Anfang 2026.
Was die neue Lage für Unternehmen bedeutet
Die Situation erfordert für Unternehmen ein differenziertes Vorgehen:
* Für EU-Importeure hat sich die Lage verbessert. Die Langzeitlizenzen verringern den administrativen Aufwand und das Lieferkettenrisiko für 2026. Firmen müssen jedoch prüfen, ob ihre chinesischen Lieferanten diese Lizenzen tatsächlich erhalten haben.
* Für US-Entitäten bietet die „Pause“ bis November 2026 eine Atempause. Das Verbot für militärische Endverwendung bleibt jedoch absolut. Die extraterritorialen Regeln bedeuten, dass die Lieferkette bis hinter die Erstlieferanten durchleuchtet werden muss, um chinesischen Ursprung über der 0,1-Prozent-Schwelle zu identifizieren.
* Technologietransfers sind von der „Pause“ ausgenommen. Beschränkungen für den Export von Technologie zur Herstellung Seltener-Erden-Magnete (Bergbau, Trennung, Legierungsproduktion) bleiben ein Schlüsselbereich der Kontrolle. Damit will China sein technologisches Monopol bewahren.
Der Unterschied im Zugang zu chinesischen kritischen Mineralien zwischen EU und USA dürfte sich 2026 weiter vergrößern. Die Langzeitlizenzen stabilisieren die ehrgeizigen Green-Deal-Pläne der EU, die für Windturbinen und E-Auto-Motoren stark auf Permanentmagnete aus Seltenen Erden angewiesen ist. Doch das Damoklesschwert der bis November 2026 befristeten „Aussetzungen“ bleibt. China hat gezeigt, dass es den Hahn präzise auf- und zudrehen kann. Der Fluss nach Europa ist nun stabiler, aber das Kontrollregime im Hintergrund ist weiter voll funktionsfähig.
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