Chargencodierung, Pflicht

Chargencodierung wird Pflicht für Lieferketten

23.12.2025 - 06:24:12

Die EU führt eine verbindliche Chargenrückverfolgung ein, die ab 2026 für alle Lieferketten gilt. Große Konzerne geben den Druck an Zulieferer weiter, während KI-Technologien die Umsetzung revolutionieren.

Die EU macht die Chargenverfolgung zur verbindlichen Compliance-Vorgabe. Das hat weitreichende Folgen für Unternehmen jeder Größe.

BERLIN/BRÜSSEL – Aus einer freiwilligen Logistik-Maßnahme wird eine harte Pflicht: Die Chargencodierung ist ab 2026 kein Nice-to-have mehr, sondern ein zentraler Baustein für Produktsicherheit und Compliance in der Europäischen Union. Das geht aus einem aktuellen Bericht des Deutschen Presseindex hervor. Hintergrund sind verschärfte Sicherheitsvorschriften und der Druck großer Konzerne auf ihre Zulieferer.

Das regulatorische Paradoxon

Eigentlich schien die EU zuletzt Bürokratie abbauen zu wollen. Das zeigt die Entscheidung vom 16. Dezember 2025: Das Europaparlament stimmte dem „Sustainability Omnibus Package“ zu. Dieses Gesetzespaket erhöht die Schwellenwerte für die Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD) deutlich.

Nur noch Unternehmen mit über 5.000 Mitarbeitern und einem weltweiten Umsatz von mehr als 1,5 Milliarden Euro fallen direkt unter die Berichtspflicht. Mittelständische Betriebe sind damit zunächst aus der Bürokratie-Falle entkommen.

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Doch hier beginnt das Paradoxon. „Unternehmen sollten die Reduzierung des CSDDD-Anwendungsbereichs nicht als Freifahrtschein missverstehen“, warnt Dr. Elena Weber, Supply-Chain-Expertin aus Frankfurt. Die großen Konzerne, die nun unter strengerer Beobachtung stehen, geben den Druck an ihre Lieferketten weiter – und fordern dort lückenlose Chargenrückverfolgung als Vertragsbedingung ein.

Die „goldene Faden“ der Produktsicherheit

Warum ist diese Chargennummer so wichtig? Sie ist der Schlüssel für gezielte Rückrufe. Statt ganze Produktlinien vom Markt nehmen zu müssen, können Hersteller präzise die betroffene Charge isolieren. Das spart immense Kosten und bewahrt den Ruf der Marke.

Der Deutsche Presseindex bezeichnet die Codierung als „Grundlage für transparente Produktionsprozesse“. Sie dient als Nachweis gegenüber Behörden, etwa unter der General Product Safety Regulation (GPSR), und steigert die betriebliche Effizienz durch bessere Lagerverwaltung.

Die Dringlichkeit wurde erst vergangene Woche deutlich. Das BAV-Institut meldete am 19. Dezember mehrere neue Warnmeldungen im EU-Schnellwarnsystem „Safety Gate“. In allen Fällen war eine präzise Chargenkennzeichnung entscheidend, um Gesundheitsrisiken einzudämmen.

KI und Edge Computing als Game-Changer

Die manuelle Nachverfolgung von Chargen gehört der Vergangenheit an. Ein Bericht von Logistics Viewpoints vom 22. Dezember zeigt: Künstliche Intelligenz und Edge Computing revolutionieren das Supply-Chain-Management.

Die Systeme werden von reinen Aufzeichnungs-Tools zu aktiven Überwachungsinstrumenten. Konzerne wie Boeing setzen bereits KI-gestützte Analysen ein, um die Qualität von Zulieferteilen früher im Produktionszyklus zu prüfen. Die Chargennummer wird so zum zentralen Dateneingangspunkt für ein ganzes Ökosystem von Risikomanagement-Tools.

Ausblick 2026: Vom Gesetz zur Praxis

Die Gesetze sind beschlossen, jetzt beginnt die Umsetzung. Bis Mitte 2028 müssen die Mitgliedstaaten die überarbeitete CSDDD in nationales Recht umsetzen. Doch Unternehmen sollten nicht warten.

Die Chargenkennzeichnung wird voraussichtlich ein Kernelement des geplanten Digitalen Produktpasses (DPP) werden. Sie verknüpft dann das physische Produkt mit seinem digitalen Zwilling. Die Nachfrage nach Technologien, die Codierungssysteme nahtlos mit ERP- und Blockchain-Lösungen verbinden, wird stark steigen.

Die Botschaft der Woche ist eindeutig: Rückverfolgbarkeit ist die Währung moderner Lieferketten. Und die Chargencodierung prägt diese Münze. Für Hersteller und Logistiker heißt das: Wer nicht lückenlos zurückverfolgen kann, wird langfristig nicht mehr liefern dürfen.

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