CBAM, Europas

CBAM: Europas CO?-Zoll wird ab Januar zur Preisfrage

02.12.2025 - 00:59:12

Weniger als 30 Tage bleiben noch bis zum Start der scharfen Phase: Ab 1. Januar 2026 wird der CO₂-Grenzausgleich CBAM zur finanziellen Realität für Europas Industrieimporteure. Was zwei Jahre lang nur Berichtspflicht war, schlägt jetzt auf die Preise durch – und die ersten Signale aus dem Markt zeigen, dass es ernst wird.

Die Preisagentur Fastmarkets hat gestern bestätigt, dass sie CBAM-Kosten ab Januar in ihre Aluminium-Benchmarks einrechnet. Ein historischer Schritt: Erstmals wird der “grüne Aufschlag” für CO₂-intensive Importe in Standardpreisen sichtbar. Gleichzeitig warnen Wirtschaftsverbände vor fehlendem technischen Leitfaden – die Spannung in der Übergangsphase steigt.

Montagabend, 1. Dezember: Fastmarkets kündigt an, CBAM-Kosten ab 1. Januar in zwei zentrale Aluminium-Preisindizes zu integrieren. Betroffen sind Sekundär-Aluminium-Barren (geliefert verzollt Europa) und Primär-Aluminium-Strangpressbarren (Rotterdam).

Was bedeutet das konkret? Europäische Einkäufer müssen künftig den CO₂-Fußabdruck ihrer Lieferanten direkt im Preis sehen. Der Unterschied zwischen “sauberem” und CO₂-intensivem Aluminium wird nicht mehr versteckt – er steht schwarz auf weiß in den Vertragsverhandlungen.

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“Die Einbeziehung der CBAM-Kosten ermöglicht es, den Spot-Markt ab 2026 realistischer abzubilden”, erklärt Fastmarkets in seiner Preismitteilung. Für die Branche ist das ein Wendepunkt: Die theoretische CO₂-Bepreisung wird zur knallharten Kalkulationsgrundlage.

Verbände schlagen Alarm: Technische Leitlinien fehlen

Doch während sich der Markt auf Preisaufschläge vorbereitet, herrscht bei der Umsetzung Unsicherheit. Ende vergangener Woche (28. November) schickte eine Allianz großer Wirtschaftsverbände einen dringenden Brief an die EU-Kommission: Wesentliche technische Anleitungen für die Endphase fehlen noch immer.

Das Problem? Ohne finale Vorgaben zur Verifizierung und zur genauen Berechnung “eingebetteter Emissionen” in komplexen Industriegütern können Unternehmen ihre Compliance-Strategien nicht abschließen. Besonders die Stahl- und Düngemittelindustrie kämpft mit der nötigen Datengranularität.

Der Frust ist groß: Politisch ist alles geklärt, aber die technische Ausführung sorgt für Kopfzerbrechen bei Compliance-Verantwortlichen, die gegen den 1. Januar-Stichtag arbeiten. Kann die EU in den letzten Wochen noch liefern?

Aufatmen für den Mittelstand: 90 Prozent sind raus

Während Großimporteure mit Preisen und Technik ringen, gibt es gute Nachrichten für kleinere Betriebe. Das im Oktober verabschiedete “Omnibus-Vereinfachungspaket” hat den Geltungsbereich von CBAM kurz vor dem Start radikal verändert.

Die neue Regel: Wer jährlich weniger als 50 Tonnen CBAM-pflichtige Güter importiert, ist komplett befreit. Laut Umweltbundesamt betrifft das rund 90 Prozent der bisher erfassten Unternehmen. “Der Mechanismus konzentriert sich nun auf große Importvolumen relevanter Grundstoffe”, so die Behörde.

Für den deutschen Mittelstand bedeutet das: massiver Bürokratieabbau. Die EU kann ihre Ressourcen auf die Schwerindustrie fokussieren, die für den Großteil der importierten CO₂-Emissionen verantwortlich ist. Kleine Importeure dürfen durchatmen.

EU hilft Handelspartnern: Tunesien im Fokus

Auch international tut sich etwas. Gestern kündigte die EU ein verstärktes Unterstützungspaket für tunesische KMU an – ein diplomatischer Schachzug, um Handelsstörungen mit wichtigen Nachbarn zu vermeiden.

Das Ziel: Tunesische Exporteure sollen lernen, ihren CO₂-Fußabdruck zu messen und den Status “MACF-Exporteur” zu erlangen. Für europäische Importeure wird das entscheidend: Wer verifizierte Emissionsdaten liefern kann, hat einen klaren Wettbewerbsvorteil.

“CBAM ist ein Wendepunkt für Exporte”, meldeten Berichte aus Tunis gestern. Die EU-Strategie ist klar: Der CO₂-Zoll soll weltweit Dekarbonisierung fördern – nicht einfach Handelspartner abschneiden, die administrativ (noch) nicht mithalten können.

Dezember-Countdown: Der letzte Monat vor dem Ernstfall

In den kommenden Wochen dreht sich alles um operative Bereitschaft. Importeure müssen sich bis Jahresende als “autorisierte CBAM-Deklaranten” registrieren – sonst drohen am 1. Januar Zollblockaden.

Die Marktspaltung ist jetzt sichtbar: Kleinimporteure sind durch die 50-Tonnen-Grenze aus dem Schneider. Für die Schwerindustrie aber ist die Fastmarkets-Ankündigung erst der Anfang. Die Ära kostenloser CO₂-Verschmutzung im internationalen Handel endet – und die Preisschilder werden gerade geschrieben.

Analysten erwarten in den kommenden Tage weitere Ankündigungen von Preisagenturen und Rohstoffbörsen. Die gesamte Rohstoffbranche richtet ihre Preismodelle auf die neue europäische Klimarealität aus. Das dürfte spannend werden.

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