Brandschutz: Neue Regeln für NRW ab 2026

Die Bauvorschriften in Nordrhein-Westfalen wurden grundlegend aktualisiert – und stellen Brandschutzbeauftragte vor neue Aufgaben. Eine klare Handlungsanleitung liefert jetzt die Architektenkammer.

Düsseldorf – Für Brandschutzverantwortliche in Industrie und Gewerbe beginnt das neue Jahr mit einer zentralen Pflichtlektüre. Die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen (AKNW) hat am vergangenen Freitag, 19. Dezember 2025, eine umfassende Praxishilfe veröffentlicht. Sie erläutert die „Sechste Änderung der Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen“ (VV TB NRW). Die Änderung selbst ist zwar bereits seit dem 21. November in Kraft. Doch erst die aktuellen Hinweise der Kammer schaffen Klarheit für die tägliche Arbeit.

Besonders betroffen sind Brandschutzbeauftragte, die nach DGUV Information 205-003 qualifiziert sind. Sie müssen nun ihre Sicherheitsbewertungen für bestehende Anlagen – vor allem mit Stahlkonstruktionen – dringend überprüfen. Die neuen Regeln gelten ab sofort und bringen Erleichterungen, aber auch neue Verantwortung.

Ein Kernpunkt der Novelle ist die Einführung der DASt-Richtlinie „EasyCode – Bemessung und Konstruktion von Stahlbauten“. Sie wird als anerkannte Technische Baubestimmung eingeführt. Laut AKNW bietet sie eine „praktische Alternative“ zum komplexen Eurocode 3 für Standardfälle im Stahlbau, bei Industriehallen und Gewerbebauten.

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Was bedeutet das konkret? Für Brandschutzbeauftragte vereinfacht sich der Nachweis der Standsicherheit im Brandfall für Standardgebäude. Bei der Beurteilung von Industriehallen oder Lagern in NRW muss nun berücksichtigt werden, dass die brandschutztechnische Bewertung auf dieser neuen, vereinfachten Grundlage erfolgen kann. Der Eurocode 3 wird nicht ersetzt, aber es gibt eine zusätzliche, oft schnellere Option. Das könnte Renovierungen und Erweiterungen bestehender Anlagen beschleunigen.

Harmonisierung und Erdbebensicherheit

Die Änderung bringt auch Kapitel A2 der VV TB NRW enger an die Muster-Verwaltungsvorschrift (MVV TB) heran. Diese Harmonisierung reduziert bürokratische Hürden für Unternehmen, die bundesweit aktiv sind. Die spezifischen Abweichungen NRWs bei brandschutztechnischen Regeln wurden angeglichen. Für konzernweite Brandschutzbeauftragte, die einheitliche Sicherheitsstandards etablieren müssen, ist das eine wichtige Erleichterung.

Zudem wird die DIN EN 1998 (Eurocode 8) als neuer Standard für die Erdbebensicherheit in Kapitel A1 aufgenommen. Sie kann sofort alternativ zur DIN 4149 angewendet werden. Diese Stabilität ist auch für den Brandschutz relevant – etwa für die Integrität von Sprinklerleitungen oder Fluchtwegen bei Erschütterungen.

Konsequenzen für Brandschutzbeauftragte

Die Rolle des Brandschutzbeauftragten ist in der DGUV Information 205-003 klar definiert: Er berät den Arbeitgeber in Fragen des baulichen, technischen und organisatorischen Brandschutzes. Die neuen Veröffentlichungen unterstreichen die Notwendigkeit der kontinuierlichen Fortbildung, die der DGUV-Standard vorschreibt.

Beratungspflicht: Beauftragte müssen Brandgefahren identifizieren und Gegenmaßnahmen vorschlagen. Mit der Anerkennung des „EasyCode“ und den Änderungen in Kapitel A2 müssen sie sicherstellen, dass laufende oder geplante Bauarbeiten in ihren Betrieben diese neuen rechtlichen Grundlagen einhalten. Wer die neuen „Technischen Baubestimmungen“ nicht berücksichtigt, riskiert Compliance-Lücken bei Haftungsfragen oder Versicherungsprüfungen.

Gefährdungsbeurteilung: Die „EasyCode“-Richtlinie zielt speziell auf den Industrie- und Gewerbebau ab – also genau jene Bereiche, in denen Brandschutzbeauftragte am häufigsten eingesetzt werden. Sie sollten prüfen, ob kürzliche Umbauten oder geplante Erweiterungen diese neue Nachweismethode nutzen und ob die resultierenden Feuerwiderstandsklassen dem betrieblichen Risikoprofil der Anlage entsprechen.

Was jetzt zu tun ist

Die AKNW veröffentlichte ihre Details kurz vor den Weihnachtsferien. Das Ziel: Die Bau- und Facility-Management-Branche soll 2026 mit klaren Vorgaben starten. Experten sehen im „EasyCode“ einen Schritt, um den bürokratischen Aufwand für kleine und mittlere Industriebauprojekte zu reduzieren. Sicherheitsberater warnen jedoch: „Vereinfacht“ heißt nicht „weniger sicher“. Der Brandschutzbeauftragte ist der interne Prüfer, der sicherstellen muss, dass vereinfachte Regeln nicht das gesamte Brandschutzkonzept eines Standorts schwächen.

Konkrete Handlungsschritte für Beauftragte:
1. Dokumentenprüfung: Prüfen, ob für Anlagenänderungen nach dem 21. November 2025 bereits auf die neuen VV-TB-NRW-Standards Bezug genommen wurde.
2. Beratung: Die Implikationen des „EasyCode“ mit Betriebsleitern und externen Planern besprechen. Klären, ob er für anstehende Projekte Kosten- oder Zeitvorteile bietet – ohne das Sicherheitsniveau zu senken.
3. Fortbildung: Seminare für das erste Quartal 2026 buchen, die speziell die „Sechste Änderung der VV TB NRW“ behandeln. Das erfüllt die Fortbildungspflicht nach DGUV 205-003.

Die Integration dieser neuen technischen Regeln in die Praxis wird 2026 wohl ein Schwerpunkt behördlicher Prüfungen sein. Wer die Änderungen jetzt proaktiv angeht, demonstriert die hohe Kompetenz, die mit dem Amt des Brandschutzbeauftragten verbunden ist.

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