Boeing Aktie: Neuer Rückenwind

Boeing sorgt wieder für Gesprächsstoff – diesmal nicht wegen Krisen, sondern wegen eines klar positiven Signals von Analystenseite. Citi sieht deutliches Kurspotenzial und setzt auf eine beschleunigte Erholung des Luftfahrtkonzerns. Gleichzeitig meldet Boeing neue Regierungsaufträge und Fortschritte im Rüstungsgeschäft, während rechtliche Risiken im Hintergrund bleiben.

Citi setzt auf Erholung

Der aktuelle Rückenwind kommt vor allem von einer neuen Studie der Citigroup. Die Bank hat heute ihre Beobachtung der Boeing-Aktie mit einer Kaufempfehlung aufgenommen. Analyst John Godyn veranschlagt ein Kursziel von 265 US‑Dollar, was rund 32 % über dem vorherigen Schlusskurs liegt.

Citi begründet die optimistische Sicht mit mehreren Treibern:

• ein sehr hoher Auftragsbestand im zivilen Flugzeugbau
• eine klar skizzierte Rückkehr zu positivem Cashflow
• der geplante Produktionshochlauf bei 737 MAX und 787 Dreamliner

Hinzu kommt: Während die Boeing-Aktie im laufenden Jahr zwar rund 13 % zugelegt hat, blieb sie hinter dem S&P 500 zurück. Citi wertet diese Kombination aus operativer Erholung und relativ schwächerer Kursentwicklung als Hinweis darauf, dass die Bewertung den möglichen Turnaround noch nicht vollständig widerspiegelt.

Im europäischen Handel zeigt sich das Bild stabil: Die Boeing-Aktie notiert aktuell um 172 Euro und liegt damit leicht über dem Niveau von gestern. Nach dem deutlichen Rückgang seit dem 52‑Wochen-Hoch bleibt gleichzeitig Luft nach oben.

Regierungsaufträge und Rüstungsgeschäft

Parallel zur Analystenstimme kann Boeing konkrete Erfolge im Geschäft mit staatlichen Kunden vorweisen. Das US-Heimatschutzministerium (Department of Homeland Security, DHS) hat sechs Maschinen vom Typ 737 erworben. Der Auftrag im Volumen von 140 Mio. US‑Dollar ist für Einsätze der Behörde Immigration and Customs Enforcement (ICE) vorgesehen.

Auch im Verteidigungssegment meldet Boeing Fortschritte. Am 11. Dezember wurde der erste B‑52-Testbomber mit neuem AESA-Radar (Active Electronically Scanned Array) an die US-Luftwaffe übergeben. Die Maschine ging an das 412th Test Wing der Edwards Air Force Base und markiert einen wichtigen Meilenstein in einem umfangreichen Modernisierungsprogramm, das die Einsatzfähigkeit des B‑52 bis in die 2050er Jahre sichern soll.

Regulatorisch bleibt der Konzern ebenfalls im Fokus: Die US-Luftfahrtbehörde FAA hat am 12. Dezember eine neue Airworthiness Directive (AD 2025‑25‑04) für bestimmte Boeing-Flugzeuge veröffentlicht. Die Vorschrift tritt im Januar 2026 in Kraft und gehört zum regulären Instrumentarium der Behörde, um die Sicherheit der Flotten sicherzustellen.

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Rechtliche Risiken und Strukturmaßnahmen

Die positive Nachrichtenlage wird durch juristische Themen nicht vollständig überdeckt, aber doch begleitet. Laut einem Bericht des Wall Street Journal hat ein Rechtsprofessor Klage gegen Boeing eingereicht. Hintergrund ist ein mutmaßliches „Fume Event“ auf einem Flug von Delta Air Lines, bei dem giftige Dämpfe in die Kabine gelangt sein sollen. Der Kläger spricht von dauerhaften Gesundheitsschäden.

Der Fall rückt die Diskussion um die Luftqualität in Flugzeugkabinen erneut in den Vordergrund, stellt aktuell aber einen einzelnen Haftungsfall dar und keine breit angelegte Sicherheitskrise mit unmittelbaren Folgen für den Flugbetrieb.

Auf der operativen Seite arbeitet Boeing weiter an der eigenen Stabilität. Am 8. Dezember wurde die Übernahme von Spirit AeroSystems abgeschlossen. Mit der Reintegration des wichtigen Zulieferers will der Konzern Qualitätsprobleme und Engpässe in der Lieferkette besser in den Griff bekommen – zwei Baustellen, die in den vergangenen Jahren immer wieder auf die Produktionsraten gedrückt hatten.

Wichtige Entwicklungen im Überblick

• Citi-Rating: Einstieg mit „Buy“ und Kursziel 265 US‑Dollar
• Geschäft: 140 Mio. US‑Dollar DHS-Auftrag über sechs 737; B‑52-Testflugzeug mit neuem Radar an USAF geliefert
• Regulierung: Neue FAA-Lufttüchtigkeitsanweisung, wirksam ab Januar 2026
• Rechtliches: Klage nach angeblichem „Fume Event“ auf Delta-Flug
• Struktur: Übernahme von Spirit AeroSystems abgeschlossen

Ausblick: Fokus auf Umsetzung

In Summe prallen bei Boeing derzeit zwei Stränge aufeinander: Auf der einen Seite eine Aufhellung der fundamentalen Story mit Analystenunterstützung, neuen Staatsaufträgen, Fortschritten in der Verteidigungssparte und der Integration von Spirit AeroSystems. Auf der anderen Seite bleiben Einzelklagen und strenge regulatorische Vorgaben ein fester Bestandteil des Umfelds.

Am Markt überwiegt aktuell klar die Zuversicht in die langfristige Erholung, was sich in der stabilen Kursentwicklung oberhalb der 170‑Euro-Marke widerspiegelt. Entscheidend für die nächsten Quartale wird sein, ob Boeing den angekündigten Produktionshochlauf bei 737 MAX und 787 tatsächlich erreicht und damit den erwarteten Cashflow liefert – genau auf diese operative Umsetzung baut die optimistische Citi-Prognose.

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