Bauwirtschaft, Infrastruktur

Bauwirtschaft: Infrastruktur boomt, Wohnungsbau kollabiert

13.10.2025 - 21:33:02

Staatliche Milliardeninvestitionen befeuern Tiefbau-Projekte, während hohe Zinsen und Baukosten den Wohnungsneubau dramatisch einbrechen lassen. Experten warnen vor verschärfter Wohnungsknappheit.

Deutschlands Bauwirtschaft erlebt eine paradoxe Spaltung: Während staatliche Milliardeninvestitionen einen Infrastrukturboom auslösen, crasht der Wohnungsneubau in eine schwere Krise.

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Der Tiefbau verzeichnet dank öffentlicher Aufträge deutliche Zuwächse, während der Hochbau drastisch einbricht. Hohe Zinsen, explodierende Baukosten und Fachkräftemangel würgen private Bauprojekte ab.

500 Milliarden befeuern Infrastruktur-Boom

Ein gigantisches Sondervermögen von 500 Milliarden Euro treibt die Infrastrukturmodernisierung voran. Allein 2025 fließen 37 Milliarden Euro in Bahnstrecken, Autobahnen und Stromnetze.

Diese Geldschwemme beschert dem Tiefbau goldene Zeiten. Großprojekte wie die Sanierung maroder Autobahnbrücken und der Ausbau des Energienetzes sorgen für volle Auftragsbücher.

Wohnungsbau: Absturz ohne Bremse

Während öffentliche Gelder sprudeln, ziehen sich Investoren aus dem Wohnmarkt zurück. Die Folgen sind dramatisch:

  • Wohnungsbau-Umsatz bricht 2025 um weitere 7 Prozent ein
  • Bereits 2024: Minus von 14 Prozent
  • Fertigstellungen könnten auf unter 200.000 Wohnungen fallen
  • Regierungsziel von 400.000 Neubauten rückt in weite Ferne

Die Baugenehmigungen zeigen zwar leichte Erholung, bleiben aber auf niedrigstem Niveau. Experten warnen vor einer weiteren Verschärfung der Wohnungsknappheit.

Anzeige: Während die Wohnungsknappheit wächst, kommt es vielerorts zu Anpassungen der Mieten. Wer als Vermieter rechtssicher agieren will, braucht aktuelle Vergleichswerte für 2025. Ein kostenloser Mietspiegel-Report liefert städtespezifische Übersichten und Formulierungshilfen für Begründungen – kompakt in wenigen Minuten. Jetzt den Mietspiegel-Report 2025 gratis herunterladen

Infrastruktur-Milliarden verschärfen Wohnungskrise

Der staatliche Infrastrukturboom könnte die Wohnungskrise ungewollt befeuern. Öffentliche Großprojekte konkurrieren mit privaten Bauherren um knappe Baumaterialien und Fachkräfte – und treiben die Preise weiter hoch.

„Die Unternehmen orientieren sich zunehmend an der Talsohle“, beschreibt ZDB-Präsident Wolfgang Schubert-Raab die düstere Stimmung im Wohnungsbau.

Politik in der Kritik: Falsche Prioritäten?

Branchenexperten werfen der Bundesregierung vor, Milliarden in Beton und Asphalt zu pumpen, während effektive Neubauförderung fehlt. Das strukturelle Dilemma: Infrastruktur finanziert der Staat langfristig, Wohnungsbau bleibt privatwirtschaftlich organisiert.

Der „Wohnungsbau-Turbo“ der Regierung verpufft wirkungslos. Experten fordern stattdessen:

  • Drastischen Bürokratieabbau
  • Schnellere Genehmigungen
  • Verlässliche Förderung für private Investoren

Ausblick: Keine Besserung bis 2026

Eine schnelle Wende ist nicht in Sicht. Baupreise bleiben auf Rekordniveau, die Branche rechnet frühestens 2026 mit moderater Erholung. Die Beschäftigtenzahl im Wohnungsbau dürfte weiter sinken.

Währenddessen läuft der Infrastrukturboom auf Hochtouren – finanziert bis weit ins nächste Jahrzehnt. Deutschland droht paradoxerweise modernere Straßen und schnellere Züge zu bekommen, während Millionen Menschen verzweifelt bezahlbare Wohnungen suchen.

@ boerse-global.de