Baustellen-Sicherheit: Jede dritte Kontrolle zeigt gravierende Mängel
17.11.2025 - 23:51:12Die Zahlen sind ernüchternd: Bei einer bayernweiten Aktionswoche im Oktober 2025 wiesen nur 23 von 113 kontrollierten Baustellen in Unterfranken keine Sicherheitsmängel auf. Die Gewerbeaufsichtsämter mussten bei rund 600 überprüften Baustellen immer wieder eingreifen – teilweise mit sofortigen Arbeitsstopps. Absturzsicherungen fehlen, Baugruben sind ungesichert, Maschinen mangelhaft gewartet. Die Ergebnisse werfen ein Schlaglicht auf ein Problem, das die deutsche Bauwirtschaft trotz aller Vorschriften nicht in den Griff bekommt.
Dabei steht die Branche unter Druck: Die Unfallstatistiken der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) zeigen zwar einen leichten Rückgang der meldepflichtigen Arbeitsunfälle 2024, doch Baustellen bleiben Hochrisikobereiche. Schwere Maschinen, Gefahrstoffe und wechselnde Witterungsbedingungen machen jeden Tag zur potenziellen Gefahrenzone. Experten sind sich einig: Ohne konsequente Unterweisung und korrekte Schutzausrüstung wird sich daran nichts ändern.
Die Aktionswoche vom 6. bis 10. Oktober 2025 legte offen, was viele bereits vermuteten: Auf deutschen Baustellen wird die Sicherheit oft sträflich vernachlässigt. Die Gewerbeaufsichtsämter dokumentierten dabei ein wiederkehrendes Muster gravierender Verstöße:
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Absturzsicherungen – oder besser: deren Fehlen – führten die Liste der Beanstandungen an. Arbeiter balancierten in mehreren Metern Höhe ohne jede Sicherung, Gerüste wiesen Lücken auf, Geländer waren unzureichend montiert. In mehreren Fällen mussten die Kontrolleure die Arbeit sofort stoppen.
Ungesicherte Baugruben stellten die zweithäufigste Gefahr dar. Böschungen drohten einzustürzen, Absperrungen fehlten komplett, Zugänge waren nicht gesichert. Ein Szenario, das regelmäßig zu schweren oder tödlichen Unfällen führt.
Bei Kreissägen entdeckten die Prüfer defekte oder demontierte Schutzeinrichtungen. Auch Schnellwechselsysteme an Baumaschinen wiesen unzureichende Sicherheitseinrichtungen auf – beides Mängel, die zu schwersten Verletzungen führen können.
„Haben Sie die Sicherheitsbelehrung gelesen?” – Eine Unterschrift auf einem Dokument macht noch keine sichere Baustelle. Doch genau so wird Unterweisung in vielen Betrieben noch immer verstanden: als lästige Pflichtübung, die man möglichst schnell abhakt.
Dabei schreibt das Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) eindeutig vor: Arbeitgeber müssen ihre Mitarbeiter mindestens einmal jährlich sowie vor neuen Tätigkeiten über spezifische Gefahren und Schutzmaßnahmen unterweisen. Die Realität auf der Baustelle verlangt jedoch mehr: Witterungswechsel, neue Maschinen, Beinahe-Unfälle – all das erfordert anlassbezogene, praxisnahe Schulungen.
Digitale Tools verändern die Unterweisung grundlegend. Software-Lösungen und Apps ermöglichen es, Schulungsinhalte flexibel anzupassen, durch Videos zu veranschaulichen und rechtssicher zu dokumentieren. Besonders auf Baustellen mit wechselnden Teams erweisen sich solche Systeme als vorteilhaft. Beim Doka Sicherheits-Dialog Anfang November 2025 demonstrierten Experten, wie KI-gestützte Bildanalyse, Sensorik und Virtual Reality Gefahrensituationen frühzeitig erkennen und Mitarbeiter realitätsnah sensibilisieren können.
Schutzausrüstung: Die letzte Barriere vor dem Unfall
Wenn alle anderen Maßnahmen versagen, steht zwischen dem Arbeiter und der Gefahr nur noch eines: die persönliche Schutzausrüstung. Seit 2018 gelten in der EU verschärfte Anforderungen durch die Verordnung 2016/425, in Deutschland umgesetzt durch die PSA-Benutzungsverordnung. Arbeitgeber dürfen ausschließlich zertifizierte, ergonomisch angepasste Ausrüstung bereitstellen.
Die Grundausstattung auf jeder Baustelle umfasst:
Helme schützen vor herabfallenden Gegenständen und Anstößen – elementar in einer Umgebung, wo ständig Material bewegt wird. Schutzbrillen bewahren vor Splittern, Staub und Spritzern, während Gehörschutz in lauten Arbeitsbereichen Gehörschäden vorbeugt.
Arbeitshandschuhe müssen je nach Tätigkeit vor mechanischen, chemischen oder thermischen Gefahren schützen. Sicherheitsschuhe mit Zehenschutzkappen und durchtrittsicheren Sohlen sind Pflicht, um Fußverletzungen durch herabfallende Lasten oder spitze Gegenstände zu verhindern.
Doch auch hier gilt: Die beste Ausrüstung nützt nichts, wenn sie nicht konsequent getragen wird. Die Akzeptanz hängt maßgeblich von der Qualität und dem Tragekomfort ab – ein Aspekt, den viele Arbeitgeber noch unterschätzen.
Winter bringt zusätzliche Risiken
Mit sinkenden Temperaturen verschärft sich die Situation auf deutschen Baustellen dramatisch. Glatte Oberflächen erhöhen die Sturzgefahr, schlechte Sichtverhältnisse erschweren die Orientierung, Kälte mindert die Konzentration und Reaktionsfähigkeit.
Die kalte Jahreszeit erfordert angepasste Sicherheitskonzepte: Rutschfeste Beschichtungen, erweiterte Beleuchtung, Kälteschutzkleidung und häufigere Aufwärmpausen. Anlassbezogene Unterweisungen zu Wintergefahren sind kein Luxus, sondern Notwendigkeit.
Präventionskultur als Wettbewerbsvorteil
Die hohe Akzeptanz der Sicherheitskontrollen während der bayerischen Aktionswoche zeigt: Das Bewusstsein für Arbeitsschutz ist grundsätzlich vorhanden. Unternehmen erkennen zunehmend, dass konsequenter Arbeitsschutz kein Kostenfaktor ist, sondern ein Wettbewerbsvorteil.
Weniger Unfälle bedeuten geringere Ausfallzeiten, niedrigere Versicherungsprämien und eine höhere Mitarbeiterzufriedenheit. In Zeiten des Fachkräftemangels kann eine starke Sicherheitskultur zum entscheidenden Argument bei der Mitarbeitergewinnung werden.
Die Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (BG BAU) intensiviert ihre Aufklärungsarbeit und unterstützt Unternehmen bei der praktischen Umsetzung. Veranstaltungen wie der Doka Sicherheits-Dialog schaffen Plattformen für Innovation und Erfahrungsaustausch.
Doch am Ende bleibt eine unbequeme Wahrheit: Keine Technologie, keine Verordnung und keine Unterweisung kann menschliche Nachlässigkeit vollständig ausschließen. Die Herausforderung besteht darin, im hektischen Baustellenalltag dem Sicherheitsbewusstsein konsequent Taten folgen zu lassen. Die aktuellen Kontrollergebnisse zeigen deutlich: Davon ist die Branche noch weit entfernt.
PS: Die jüngsten Kontrollergebnisse bestätigen, worum es hier geht: Fehlende oder lückenhafte Unterweisungen enden schnell in Arbeitsstopps, Strafen und schwerwiegenden Unfällen. Dieses kostenlose Paket bietet fertige Sicherheitsunterweisungen mit Praxis-Quiz, unterschriftsbereiten Unterweisungsnachweisen und sofort einsetzbaren Präsentationen – ideal, um Mitarbeiter zu schützen und Aufsichtsbehörden gegenüber nachweisen zu können, dass Sie Ihrer Unterweisungspflicht nachkommen. Kostenlose Unterweisungs-Checkliste & Vorlagen sichern


