Arbeitszeitgesetz: Koalition streitet über Abschaffung des Acht-Stunden-Tags
25.12.2025 - 06:25:12Die Forderung nach einer wöchentlichen Arbeitszeitobergrenze von 48 Stunden löst heftige Kontroversen zwischen Wirtschaft und Gewerkschaften aus und führt zu einem Koalitionsstreit.
Die Debatte um eine Flexibilisierung des deutschen Arbeitszeitrechts eskaliert. Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) fordert die Abschaffung der täglichen Höchstarbeitszeit zugunsten einer wöchentlichen Obergrenze – und stößt auf erbitterten Widerstand.
Was bedeutet das konkret? Derzeit gilt im Arbeitszeitgesetz (ArbZG) eine tägliche Höchstarbeitszeit von acht Stunden, die auf zehn Stunden ausgedehnt werden kann. Reiche möchte stattdessen eine wöchentliche Obergrenze von 48 Stunden einführen, wie sie die EU-Arbeitszeitrichtlinie vorsieht. Theoretisch könnten Arbeitnehmer dann an manchen Tagen bis zu zwölf Stunden arbeiten, wenn sie an anderen Tagen entsprechend weniger leisten. Die tägliche Ruhezeit von elf Stunden bliebe erhalten.
Reiche fordert die „atmende Firma“
In einer Erklärung vom 22. Dezember 2025 stellte die Ministerin ihre Pläne vor. Die starre Tagesgrenze sei ein „bürokratisches Korsett“ und passe nicht mehr in eine digitale, globalisierte Wirtschaft. „Wir brauchen die atmende Firma, die flexibel auf Auftragsspitzen reagieren kann“, so Reiche. Die Reform ziele darauf ab, die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen zu stärken.
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Die Idee ist nicht ganz neu. Sie knüpft an die Diskussionen um das Vierte Bürokratieentlastungsgesetz an, das zum Jahresbeginn 2025 in Kraft trat. Dieses modernisierte zwar Verwaltungsvorgänge, griff die starren Arbeitszeitgrenzen selbst jedoch nicht an.
Arbeitgeber jubeln, Gewerkschaften schlagen Alarm
Die Reaktionen fallen erwartbar gespalten aus. Arbeitgeberpräsident Steffen Kampeter (BDA) begrüßte den Vorstoß als „notwendige Befreiung“. Es gehe nicht um mehr Arbeit, sondern um eine intelligentere Verteilung über die Woche. Dies könne auch den Wunsch der Beschäftigten nach längeren Freizeitblöcken erfüllen.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) zieht dagegen eine klare rote Linie. Der Acht-Stunden-Tag sei ein unverzichtbarer Gesundheitsschutz. Eine wöchentliche Obergrenze öffne Tür und Tor für Ausbeutung und „Entgrenzung der Arbeit“. Auch die oppositionellen Grünen warnen vor den Risiken ständiger digitaler Verfügbarkeit.
Politisches Patt in der Großen Koalition
Die größte Hürde für die Reform liegt jedoch in der Regierung selbst. In der Großen Koalition unter Kanzler Friedrich Merz stehen sich die Positionen unvereinbar gegenüber. Während die CDU auf Deregulierung drängt, hält der Koalitionspartner SPD als traditionell gewerkschaftsnahe Partei an der täglichen Obergrenze fest.
Das Bundesministerium für Arbeit, in SPD-Hand, wird einen kompletten Wegfall des Acht-Stunden-Tags voraussichtlich blockieren. Berichte aus Regierungskreisen bestätigen, dass es noch keinen konkreten Gesetzentwurf für eine umfassende ArbZG-Reform gibt.
Ausblick: Keine schnelle Lösung in Sicht
Trotz der hitzigen Debatte in der Weihnachtswoche rechnen politische Beobachter nicht mit einer schnellen Gesetzesänderung. Der interne Koalitionsstreit macht einen Konsum vor Mitte 2026 unwahrscheinlich.
Unternehmen müssen sich also vorerst weiter im Rahmen der bestehenden täglichen Grenzen bewegen. Die politische Forderung nach einer „wöchentlichen Revolution“ der Arbeitszeit wird jedoch weiter Druck aufbauen. Die Frage bleibt: Findet Deutschland einen modernen Kompromiss zwischen Flexibilität und Gesundheitsschutz?
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