Apple und Google: Gemeinsamer Kampf gegen Stalking-Tracker
17.10.2025 - 11:01:02Apple und Google führen branchenübergreifenden Schutzstandard ein, der Nutzer vor heimlichen Trackern warnt. Gleichzeitig verschärfen US-Bundesstaaten wie Florida die Strafen für Stalking mit Ortungsgeräten auf bis zu 15 Jahre Haft.
Die Technik, die eigentlich beim Finden verlorener Schlüssel helfen sollte, wird zunehmend zur Waffe für Stalker und Kriminelle. Apple und Google reagieren jetzt mit einer bahnbrechenden Zusammenarbeit: Ein neues System warnt Nutzer beider Plattformen automatisch vor versteckten Trackern. Gleichzeitig verschärfen US-Bundesstaaten wie Florida ihre Gesetze drastisch – wer Tracking-Geräte zum Stalken nutzt, dem drohen bis zu 15 Jahre Haft.
Der Auslöser für diese Entwicklung sind erschreckende Fälle wie in Florida, wo Verdächtige einen Apple AirTag nutzten, um ein Paar bis nach Hause zu verfolgen und es zu entführen. Was als praktische Hilfe im Alltag gedacht war, entwickelt sich zur digitalen Bedrohung.
Cross-Platform-Schutz revolutioniert die Sicherheit
Apple und Google haben erstmals gemeinsam einen Industriestandard entwickelt: “Detecting Unwanted Location Trackers”. Mit den Updates iOS 17.5 und Android 6.0+ erhalten Nutzer beider Systeme automatische Warnungen, wenn ein unbekanntes Bluetooth-Tracking-Gerät über längere Zeit mit ihnen mitreist – unabhängig von der Marke.
Bisher war das ein gefährliches Ungleichgewicht: Ein AirTag warnte zwar iPhone-Nutzer, Android-User blieben aber schutzlos. Die neue Technologie schließt diese Sicherheitslücke. Nutzer erhalten eine Benachrichtigung “[Gerät] bewegt sich mit Ihnen mit”, können den Tracker zum Piepen bringen und eine Anleitung zum Deaktivieren abrufen.
Alle großen Hersteller – darunter Chipolo, eufy, Jio, Motorola und Pebblebee – haben zugesagt, ihre künftigen Produkte mit diesem Sicherheitsstandard kompatibel zu machen.
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Bundesstaaten erhöhen Strafmaß drastisch
Florida macht Ernst: Seit diesem Monat ist heimliches Stalking mit Trackern ein Verbrechen mit bis zu fünf Jahren Haft. Werden die Geräte für Entführungen oder Morde genutzt, drohen sogar 15 Jahre Gefängnis.
Pennsylvania und Ohio ziehen nach. Ohio verabschiedete bereits im März 2025 ein Gesetz, das das heimliche Installieren von Tracking-Apps oder -Geräten unter Strafe stellt. Mindestens 26 US-Bundesstaaten haben inzwischen entsprechende Gesetze erlassen – ein Flickenteppich aus Schutzmaßnahmen, der stetig wächst.
Zweischneidiges Schwert der Innovation
Das Problem liegt in der Natur der Technologie: Tracker wie AirTags oder Tile-Geräte nutzen Millionen von Smartphones als Aufspürnetzwerk – genau das macht sie auch für Missbrauch so effektiv. Stalker können winzige Tags heimlich in Taschen, Autos oder Kleidung verstecken und ihre Opfer so kontinuierlich überwachen.
Besonders brisant: Der Zusammenhang mit häuslicher Gewalt. Täter nutzen die Technologie, um Kontrolle über ihre Partner auszuüben. Aber auch Autodiebe haben die Tracker für sich entdeckt – sie heften die Geräte an begehrte Fahrzeuge auf Parkplätzen und verfolgen sie zu weniger gesicherten Orten.
Dilemma zwischen Schutz und Nutzen
Die gemeinsame Initiative von Apple und Google markiert einen Wendepunkt – aber sie schafft ein neues Problem. Ein Tracker soll eigentlich unentdeckt bleiben, um gestohlene Gegenstände aufzuspüren. Werden sie leichter entdeckbar, verlieren sie ihre Wirksamkeit gegen Diebstahl.
Tile testet bereits Lösungen: Der “Anti-Diebstahl-Modus” macht Tracker unsichtbar für Scans. Als Gegenleistung müssen sich Nutzer mit Personalausweis registrieren und hohe Geldstrafen akzeptieren, falls sie das Gerät zum Stalken missbrauchen.
Ausblick: Der Kampf geht weiter
Der Apple-Google-Standard wird voraussichtlich durch die Internet Engineering Task Force offiziell formalisiert – das würde noch mehr Hersteller zur Teilnahme bewegen. Verbraucher können mit einer wachsenden Auswahl kompatibler Tracker rechnen.
Rechtlich wird der Trend zu spezifischen Anti-Tracking-Gesetzen anhalten. Die Lösung erfordert einen vielschichtigen Ansatz: technische Innovation, robuste Gesetzgebung und mehr öffentliches Bewusstsein. Die aktuellen Entwicklungen sind ein wichtiger Schritt – aber nur der Anfang im Kampf gegen moderne digitale Überwachung.


