Marketing-Mythos, Medizin

10.000-Schritte-Regel: Marketing-Mythos statt Medizin

05.11.2025 - 08:25:12

Sportwissenschaftler widerlegen die 10.000-Schritte-Regel als Marketing-Gag ohne wissenschaftliche Basis. Studien zeigen bereits ab 4.000 Schritten signifikante Gesundheitsvorteile.

Ein Blick auf den Fitness-Tracker, ein Seufzer: Wieder nur 7.000 Schritte. Dabei wollte man doch die magische 10.000 knacken. Doch diese Jagd nach der perfekten Zahl ist sinnlos – sagen Sportwissenschaftler wie Professor Ingo Froböse von der Deutschen Sporthochschule Köln. Die vermeintliche Gesundheitsregel entpuppt sich als Werbegag aus den 1960ern, ohne jede wissenschaftliche Grundlage.

Aktuelle Studien zeigen: Bereits deutlich weniger Schritte bringen erhebliche gesundheitliche Vorteile. Für viele Menschen könnte die 10.000er-Marke sogar kontraproduktiv sein – sie frustriert, demotiviert oder überfordert.

Wie ein Schrittzähler zur Fitnessdoktrin wurde

1964, Olympische Spiele in Tokio: Ein japanisches Unternehmen bringt den ersten kommerziellen Schrittzähler auf den Markt. Der Name? “Manpo-kei” – übersetzt: “10.000-Schritte-Zähler”. Die runde Zahl klingt eingängig, lässt sich gut vermarkten. Einen medizinischen Hintergrund? Fehlanzeige.

“Es handelt sich um einen Marketingtrick, der die Menschen dazu anregen sollte, mehr zu gehen”, erklärt Froböse. Die willkürlich gewählte Zahl ignoriert individuelle Faktoren wie Alter, Fitnesslevel oder Gesundheitszustand komplett. Trotzdem hat sie sich über Jahrzehnte im kollektiven Bewusstsein festgesetzt – und in zahllosen Fitness-Apps als Standardziel etabliert.

Die moderne Forschung zeichnet ein anderes Bild. Eine Meta-Analyse im “European Journal of Preventive Cardiology” belegt: Bereits 4.000 Schritte täglich senken das Risiko eines vorzeitigen Todes signifikant. Das Sterberisiko durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen sinkt sogar schon ab etwa 2.300 Schritten.

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Eine weitere Studie im Fachjournal “The Lancet Public Health” differenziert nach Altersgruppen:

  • Über 60 Jahre: Optimaler Nutzen bei 6.000 bis 8.000 Schritten täglich
  • Jüngere Erwachsene: Idealer Bereich zwischen 8.000 und 10.000 Schritten

Die zentrale Erkenntnis? Jeder Schritt zählt – und mehr Bewegung ist grundsätzlich positiv. Aber die starre 10.000 als Goldstandard zu verkaufen, ist wissenschaftlich nicht haltbar.

Der realistische Ansatz: Plus 3.000 statt fixe 10.000

Froböse empfiehlt einen individuelleren Weg: Ermittle deine durchschnittliche Schrittzahl und steigere sie schrittweise um etwa 3.000 Schritte. Dieser Ansatz sei realistischer und motivierender als das abstrakte Rennen zur 10.000er-Marke.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) denkt ähnlich flexibel: Sie empfiehlt Erwachsenen wöchentlich 150 bis 300 Minuten moderate Bewegung – ohne Schritte zu zählen. Ob Spaziergang, Radtour oder Schwimmen: Regelmäßigkeit und Freude an der Bewegung sind entscheidend, nicht die absolute Zahl auf dem Display.

Dieser Perspektivwechsel könnte vor allem Menschen helfen, die sich von der hohen Vorgabe bislang abschrecken ließen. Ältere Personen oder Menschen mit chronischen Erkrankungen profitieren von niedrigeren, erreichbareren Zielen wie 7.000 Schritten täglich.

Fitnessbranche im Umbruch

Die Entlarvung des Mythos zeigt Wirkung. Während viele Tracker noch immer die 10.000 als Standard vorschlagen, beginnen erste Hersteller, personalisierte Ziele anzubieten. Die Botschaft wandelt sich: von “mehr ist immer besser” zu “jeder Schritt ist ein guter Anfang”.

Zukünftige Gesundheits-Apps werden verstärkt individuelle Faktoren einbeziehen – Alter, Gesundheitszustand, persönliche Ziele. Die Forschung konzentriert sich darauf, die optimale Bewegungsdosis für verschiedene Bevölkerungsgruppen zu definieren und dabei auch die Intensität der Schritte zu berücksichtigen.

Für Millionen Verbraucher bedeutet dies: Weg von starren Regeln, hin zu einem bewussteren Umgang mit der eigenen Aktivität. Nachhaltige Integration von Bewegung in den Alltag schlägt die frustrierende Jagd nach einer magischen Zahl. Ein Ansatz, der langfristig mehr für die Volksgesundheit bringt – ganz ohne Marketing-Mythos.

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