München, Köln

München und Köln setzen neue Maßstäbe im Brandschutz

05.12.2025 - 21:59:12

München und Köln haben diese Woche die Weichen für die Zukunft der Arbeitssicherheit gestellt. Während die Münchner Feuerwehr eine historische Forschungsallianz mit der TU München besiegelt, präsentiert die Branche in Köln bahnbrechende Technologien für geräteintegrierten Brandschutz. Beide Entwicklungen verbindet ein Ziel: weg von der Erfahrung, hin zu wissenschaftlich fundierten Sicherheitskonzepten.

Am heutigen Freitag unterzeichneten Branddirektor Wolfgang Schäuble und Prof. Dr. Claudius Hammann von der TU München die „Munich Fire Science Partnership” – eine Zusammenarbeit bis November 2031. Was nach akademischer Routine klingt, ist ein Paradigmenwechsel: Erstmals werden Einsatzerfahrungen systematisch ausgewertet, um allgemeingültige Regeln für den Ernstfall zu entwickeln.

„Wir ersetzen Bauchgefühl durch belastbare Daten”, brachte es Schäuble bei der Vertragsunterzeichnung auf den Punkt. Die Feuerwehr öffnet ihre Einsatzberichte, die Universität liefert die wissenschaftliche Methodik. Heraus kommen sollen Handlungsempfehlungen, die deutschlandweit Leben retten können.

Im Fokus der Partnerschaft stehen drei Kernthemen, die Sicherheitsbeauftragten zunehmend Kopfzerbrechen bereiten. Allen voran: Brände durch Lithium-Ionen-Batterien. Ob E-Bike im Hausflur oder Energiespeicher im Betrieb – die Energiedichte dieser Akkus macht herkömmliche Löschstrategien wirkungslos.

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Die Forscher wollen nun klären, welche Taktiken tatsächlich funktionieren. Wasser? Spezialschaum? Quarzsand? Bislang verlassen sich Einsatzkräfte auf Faustregeln – die neue Allianz will belastbare Protokolle liefern. Parallel dazu steht die DGUV Information 205-041 als verbindliche Richtlinie für den Umgang mit Lithium-Akkus am Arbeitsplatz bereit.

Doch wie lassen sich Brände verhindern, bevor sie entstehen? Diese Frage stand im Mittelpunkt der VdS-BrandSchutzTage, die vom 3. bis 4. Dezember in Köln stattfanden. Die Antwort der Industrie: Löschmittel direkt in die Geräte einbauen.

Ein Highlight der Messe wurde heute bekannt gegeben: LG Electronics erhielt das VdS-Zertifikat 6024 für den Einsatz der „E-Bulb”-Technologie der JOB Group. Hinter dem sperrigen Namen verbirgt sich eine elegante Lösung: ein glasgekapselter Miniatur-Feuerlöscher, der direkt in elektronische Komponenten integriert wird.

„Dieses Zertifikat bestätigt die hohe Wirksamkeit des weltweit kleinsten Feuerlöschers”, erklärt Markus Fiebig, Vertriebsleiter bei JOB Group. Der Clou: Die E-Bulb reagiert auf Überhitzung, bevor Flammen entstehen. Sie erstickt den Brand im Gerät selbst – Rauchwarnmelder an der Decke würden zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal anschlagen.

Für Sicherheitsbeauftragte schließt diese Technologie eine kritische Lücke. Elektrische Brände beginnen oft versteckt im Inneren von Schaltschränken oder Servern. Bis herkömmliche Detektionssysteme reagieren, hat sich das Feuer bereits ausgebreitet. Geräteintegrierte Systeme hingegen bekämpfen die Gefahr an der Quelle.

Musterbauordnung 2025 verschärft Anforderungen

Der technologische Fortschritt kommt nicht von ungefähr. Die Musterbauordnung 2025 hat die Anforderungen an aktive und passive Brandschutzsysteme deutlich erhöht. Was bedeutet das konkret für Betriebe?

Verbesserte Detektion: Sensoren müssen sensibler platziert werden, ohne die Anzahl der Fehlalarme zu erhöhen – ein Balanceakt, den viele Betriebe erst noch meistern müssen.

Akkusicherheit: Die bereits erwähnte DGUV-Information regelt erstmals verbindlich Lagerung, Ladevorgänge und Notfallmaßnahmen für Lithium-Batterien. Wer bislang E-Bikes im Keller laden ließ, muss umdenken.

Leistungsnachweis statt Checkliste: Die neue Bauordnung fordert nicht nur das Vorhandensein von Brandschutzmaßnahmen, sondern deren nachweisbare Wirksamkeit. Dokumentationspflichten nehmen zu – reine Abhak-Mentalität reicht nicht mehr.

Die Versicherungsbranche reagiert

Erste Versicherer kündigen bereits Prämienanpassungen an. Unternehmen, die auf selbstlöschende Elektronik oder zertifizierte Batteriespeicher-Schränke setzen, könnten bald von reduzierten Beiträgen profitieren. Schließlich sinkt das Risiko eines Totalschadens durch Elektrobrände erheblich.

Diese Entwicklung dürfte den Druck auf Betriebe erhöhen, in moderne Sicherheitstechnik zu investieren. Wer auf veraltete Systeme setzt, zahlt künftig nicht nur höhere Versicherungsbeiträge – sondern riskiert im Schadensfall auch Regressforderungen wegen fahrlässiger Sicherheitsmängel.

Wissenschaft trifft Praxis: Ein neues Kapitel

Die Münchner Partnerschaft und die Kölner Innovationen markieren einen Wendepunkt. Jahrzehntelang basierte Brandschutz auf Normen, die nach Katastrophen nachgeschärft wurden. Jetzt setzt die Branche auf Prävention durch Forschung.

„Wir bewegen uns von reaktiv zu prädiktiv”, kommentiert Branchenkenner Dr. Jens Müller die Entwicklungen. Die Energiewende bringt nicht nur Klimavorteile, sondern auch neue Risiken – und die Feuerwehr reagiert wissenschaftlich darauf.

Die ersten Forschungsergebnisse der München-Partnerschaft zu Löschstrategien für Batteriebrände werden für Ende 2026 erwartet. Diese Erkenntnisse könnten unmittelbar in aktualisierte DGUV-Richtlinien einfließen und so bundesweit Standards setzen.

Fazit: Compliance wird komplexer

Die Botschaft dieser Woche ist eindeutig: Einen Feuerlöscher an die Wand zu hängen, reicht längst nicht mehr. Sicherheitsbeauftragte müssen chemische Risiken verstehen, intelligente Systeme integrieren und ihre Wirksamkeit dokumentieren können.

Wer heute investiert, ist morgen nicht nur regelkonform – sondern schützt Mitarbeiter effektiver und spart langfristig Kosten. Die Frage lautet nicht mehr, ob man umrüstet, sondern wann.

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