Telegram revolutioniert Stories mit Live-Streaming und Profi-Tools

Telegram macht ernst: Der Messenger wandelt sich zur Social-Media-Plattform. Seit dieser Woche können Nutzer weltweit Live-Streams direkt in ihren Stories starten – mit professioneller Broadcasting-Software, Echtzeit-Chat und Monetarisierung. Kann das Berliner Unternehmen damit Instagram und TikTok Paroli bieten?

Das Update, dessen Rollout Ende November begann und jetzt seinen Höhepunkt erreicht, bringt Live Streams in Stories auf alle persönlichen Accounts, Gruppen und Kanäle. Parallel dazu führt Telegram automatisierte Wiederkehrende Nachrichten und ein Auktionssystem für digitale Geschenke ein. Die Botschaft ist klar: Telegram will zur “Super App” für Creator und Unternehmen werden.

Streaming-Revolution in der Story-Leiste

Anders als bei bisherigen Live-Funktionen, die auf Gruppen oder Kanäle beschränkt waren, landen die neuen Streams prominent in der Story-Leiste am oberen Bildschirmrand – dort, wo normalerweise nur Fotos und kurze Videos auftauchen.

Das Besondere: Telegram setzt auf RTMP-Unterstützung. Was bedeutet das? Creator können professionelle Streaming-Software wie OBS Studio oder XSplit anschließen. Multi-Kamera-Setups, Overlays, Bauchbinden – alles möglich. Ein Niveau, das man sonst eher von Twitch oder YouTube kennt, wandert nun in die Telegram-Story.

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„Telegram-Nutzer können jetzt einen Stream mit Live-Chat in ihrer Story starten, um Erlebnisse in Echtzeit zu teilen”, erklärt das Unternehmen. Im Bild zeigt ein Zähler die aktuellen Zuschauer sowie die Anzahl der empfangenen „Stars” – Telegrams digitale Währung, die zur Monetarisierung dient.

Die Zuschauer können Creators mit Stars unterstützen. Wer zahlt, kann seine Kommentare prominent anpinnen oder hervorheben lassen. Ein Modell, das an YouTube Super Chat oder TikTok Gifts erinnert – nur eben mitten im Messenger.

Datenschutz trifft auf Öffentlichkeit

Trotz des Social-Media-Charakters bleibt Telegram seinem Ruf als datenschutzorientierter Dienst treu. Live-Stories lassen sich mit denselben granularen Privatsphäre-Einstellungen versehen wie normale Beiträge.

Broadcasts können auf „Enge Freunde”, „Meine Kontakte” oder ausgewählte Personen beschränkt werden. Öffentliche Kanäle erreichen dagegen ein globales Publikum. Eine Flexibilität, die Instagram Live so nicht bietet.

Zusätzlich hat Telegram die Interaktivität aufgebohrt. Zuschauer reagieren sofort mit Emojis, Kommentare scrollen als Overlay über das Bild. iOS-Nutzer erhalten außerdem neue „Liquid Glass”-UI-Elemente: energieeffiziente Animationen, die Hintergründe und Interface-Komponenten in Echtzeit weichzeichnen. Android-User bekommen eine überarbeitete Eingabeleiste mit verbesserten Weichzeichner-Effekten.

Automatisierung für Power-User

Während Live Stories die Creator-Community ansprechen, richtet sich die Funktion Wiederkehrende Nachrichten an Vielnutzer und Community-Manager. Per Langdruck auf den „Senden”-Button lassen sich Nachrichten automatisch in regelmäßigen Abständen verschicken.

Täglich, wöchentlich, monatlich – oder in benutzerdefinierten Intervallen wie „jeden Dienstag und Freitag”. Für Kanal-Administratoren, die wiederkehrende Ankündigungen, Meeting-Erinnerungen oder Community-Regeln posten müssen, ein echter Zeitsparer.

Web-Client wird zur Schaltzentrale

Zeitgleich mit dem mobilen Update rückt Telegram Web stärker ins Rampenlicht. Während die Live-Stream-Erstellung primär mobil erfolgt (oder via RTMP vom Desktop), ermöglicht der Browser-Client die nahtlose Verwaltung aller Funktionen ohne App-Installation.

Das Szenario: Ein Creator streamt ein Spiel vom PC via OBS in seine Story, moderiert den Chat parallel über Telegram Web auf einem zweiten Monitor. Diese plattformübergreifende Synergie dürfte besonders Gamer und Tech-Enthusiasten ansprechen.

Angriff auf die Creator-Economy

Mit diesem Update vollzieht Telegram eine klare Kehrtwende. Der Dienst positioniert sich nicht mehr nur als „sichere WhatsApp-Alternative”, sondern als Social-Entertainment-Hub mit direkter Monetarisierung.

Der Zeitpunkt ist strategisch gewählt. Während Nutzer zunehmend nach Alternativen zu algorithmusgesteuerten Plattformen suchen, bietet Telegrams Kanal-basiertes Modell eine direkte Verbindung zu Followern – ohne undurchsichtige Reichweiten-Filter. Mit Live-Streaming kommt nun die „synchrone” Komponente hinzu, die der ansonsten asynchronen Messenger-Struktur fehlte.

Branchenbeobachter erwarten, dass Telegram die „Stars”-Ökonomie weiter ausbaut. Mit der Infrastruktur für Auktionen und Live-Tipping könnte die Plattform 2026 zum ernstzunehmenden Marktplatz für digitale Güter und exklusive Inhalte werden. Bleibt die Frage: Wird die Nutzerbasis mitspielen – oder bleibt Telegram doch primär der Messenger für Gruppen und Kanäle?

Das Dezember-Update im Überblick

Live Stories: Video-Broadcasts in der Story-Leiste – für Creators und Influencer
RTMP-Support: Streaming via OBS/XSplit – für Pro-Streamer und Gamer
Wiederkehrende Nachrichten: Automatisierte Texte planen – für Admins und Unternehmen
Geschenk-Auktionen: Seltene Geschenke mit Stars ersteigern – für Sammler und Superfans
Liquid Glass UI: Neue visuelle Effekte für iOS – für alle Nutzer

Die Features sind seit dieser Woche in der aktuellen Version für iOS und Android verfügbar.

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