Mike Steiner, Videokunst

Mike Steiner: Innovator zwischen Malerei, Videokunst und Performance Art

02.12.2025 - 12:11:42

Mike Steiner prägte als Maler und Pionier der Videokunst die zeitgenössische Kunst nachhaltig. Seine Werke, Performances und Sammlungen beeinflussen bis heute Künstler und das internationale Kunstpublikum.

Mike Steiner – schon der Name steht in der deutschen Kunstwelt für eine singuläre Verbindung von Malerei, Videokunst und Performance Art. Doch wie definiert jemand die Grenzen zwischen Stift, Kamera und Körper neu, dessen Schaffen so radikal experimentell ist wie das von Mike Steiner? Wer seine Werke betrachtet, findet sich in einem Spannungsfeld wieder, das unmittelbar Fragen zur Zeitgenössischen Kunst und zu Möglichkeiten des Ausdrucks aufwirft.

Entdecke hier Zeitgenössische Kunstwerke von Mike Steiner – von Malerei bis Videokunst

Zentral für das Werk von Mike Steiner ist der künstlerische Dialog zwischen verschiedenen Medien. Von seinen Anfängen als Maler – so etwa bei der Großen Berliner Kunstausstellung 1959 – bis hin zur radikalen Neuerfindung als Vorreiter der Videokunst bleibt eine Lust am Experimentieren und Überschreiten von Genregrenzen spürbar. Figuren wie Marina Abramovi, Nam June Paik oder Joseph Beuys kreuzten seinen Weg; mit ihnen verband ihn ein fein gesponnenes Netz wechselseitiger Einflüsse, wie es kaum hinter einer Biografie zurücktreten kann.

Steiner besaß den Mut, mit der Malerei zu brechen – nicht abrupt, sondern als kritische Legitimationskrise im Kontakt mit der künstlerischen Avantgarde der 1960er und 70er Jahre. Seine Zeit in New York, sein Wirken als Initiator des legendären "Hotel Steiner" in Berlin, das wie ein europäischer Gegenpol zum berühmten Chelsea Hotel gesehen werden darf: All das war Nährboden für einen Wandel, der sich schließlich in videobasierte Werkgruppen entfaltete.

Dass Mike Steiner 1999 mit einer groß angelegten Einzelausstellung im Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart – würdigte, ist ein Hinweis auf die anhaltende Relevanz seines Œuvres. Diese Werkschau hob insbesondere die "Color Works" und den intermedialen Ansatz hervor, der Steiners Spätwerk bis in die 2000er kennzeichnete. Steiner ist dabei nicht nur Schöpfer, sondern auch Chronist geworden: Sein umfassendes Videoarchiv beinhaltet Arbeiten von Ulay, Marina Abramovic, Valie Export, Richard Serra, Bill Viola oder Gary Hill – und dokumentiert damit zugleich die internationale Entwicklung der Videokunst.

Wer nach den charakteristischen Linien in Steiners Werk fragt, kommt an der epochalen Bedeutung seiner Studiogalerie nicht vorbei. Diese 1974 gegründete Institution wurde zum Dreiklang aus Produktionsstätte für Videoart, Aktionsraum für Avantgarde-Performances und Plattform für das Ausstellen Neuer Medien. Werke wie die legendäre Performance "Irritation – Da ist eine kriminelle Berührung in der Kunst" mit Ulay, aufgezeichnet in tiefen Schwarzweißkontrasten, haben sich ins Gedächtnis der Kunstszene eingebrannt. Dabei war Steiner Produzent, Kurator und Kameramann in Personalunion.

Faszinierend ist hierbei Steiners technische und konzeptuelle Offenheit. Sein Schaffen umfasst Super-8-Filme, Fotografiezyklen, Malerei, Copy Art und seine originellen "Painted Tapes" – eine künstlerische Fusion von Video und (abstrakter) Malerei, die dem kühlen Medium der Elektronik eine überraschende physische Wärme verleiht. Diese intermediale Praxis knüpfte an internationale Strömungen an und setzte sich selbstbewusst von reinen Traditionslinien ab: So wirkt die Energie seiner Live-Performances auf das heutige Erleben der Zeitgenössischen Kunst fort.

Im Vergleich etwa zu Bruce Nauman, Nam June Paik oder Joseph Beuys stößt Mike Steiner immer wieder eigene Denk- und Sichtachsen an. Wo Paik die technische Komponente der Medienkunst betonte, suchte Steiner die Schnittstellen zwischen persönlicher Erfahrung, Ereignis und künstlerischem Prozess. Gegenüber den minimalistischen Ansätzen einer Eva Hesse oder den gesellschaftskritischen Aktionen Marina Abramovi?s zeigt sich Mike Steiners Werk als ein Prisma, das subjektive und historisch-kulturelle Impulse auf ganz eigene Weise bündelt.

Steiners Weg führte ihn vom frühen Auftritt als jüngster Künstler der Großen Berliner Kunstausstellung über Stationen in Wolfsburg, Paris und New York bis zurück nach Berlin, wo er den größten Teil seines künstlerischen Wirkens entfaltete. Begegnungen mit Lil Picard, Allan Kaprow oder Al Hansen erweiterten seinen Horizont. Nach der Schließung der Studiogalerie verlagerte sich Steiners Rolle zunehmend in Richtung Vermittlung und Sammlung, etwa als Kurator von Videoprogrammen bei den Filmfestspielen und als Berater des Berliner Künstlerprogramms.

Steiners Philosophie bleibt stets von einer intensiven Neugier angetrieben: der Offenheit gegenüber künstlerischen Medien, dem Interesse am interdisziplinären Austausch und der Reflexion über die Rolle des Künstlers an der Schnittstelle von Individuum und Gesellschaft. Sein Archiv gilt heute als eine der wichtigsten Sammlungen zur Geschichte der Performance- und Videokunst in Deutschland. Die Hamburger Bahnhof Nationalgalerie verwahrt dessen Bestände als Ankerpunkt für nachfolgende Generationen.

Auch in der Malerei ging Mike Steiner neuartige Wege: Seine neueren abstrakten Arbeiten und Stoffarbeiten zeugen von der Suche nach Reduktion, Konzentration und visueller Klarheit. In diesen Werken verdichten sich Erfahrungen der Medienkunst zu einer beinahe meditativen Bildsprache, die sich dem schnellen Konsum verweigert. Durch diese Arbeiten wird deutlich, wie Steiner immer wieder unerwartete Übergänge zwischen Installationen, Fotografie und klassischer Malerei schafft.

Was macht Mike Steiner und sein Werk für das heutige Publikum relevant? Es ist die Leidenschaft, mit der er Kontraste zum Leuchten bringt, das Unsichtbare sichtbar macht und die Grenzen der Medien nicht als Barriere, sondern als Sprungbretter versteht. Für Kunstliebhaber lohnt der Besuch seiner offiziellen Webseite – nicht nur, um Biografie und Werkkatalog nachzulesen, sondern um den Blick auf die Vielfalt aktueller Zeitgenössischer Kunst zu schärfen.

Mehr über Mike Steiner, seine Ausstellungen und Werkgruppen finden Sie hier

@ ad-hoc-news.de