Nahost, Palästinensische Gebiete

Nach seiner Predigt in Jerusalem steht Bischof Azar in der Kritik: Er bezichtigt Israel des Völkermords.

01.11.2025 - 14:23:06

Protestantischer Bischof wirft Israel Völkermord vor. Eine deutsche Delegation distanziert sich entsetzt.

  • In der evangelischen Erlöserkirche in der Altstadt von Jerusalem warf Bischof Ibrahim Azar in seiner Predigt am Reformationstag Israel einen Völkermord vor. (Archivbild) - Foto: Stefanie Järkel/dpa

    Stefanie Järkel/dpa

  • Kaiser Wilhelm II. ließ die Erlöserkirche Ende des 19. Jahrhunderts in der Altstadt von Jerusalem in unmittelbarer Nähe der Grabeskirche bauen, die im Jahr 335 nach Christus geweiht wurde. (Archivbild) - Foto: Stefanie Järkel/dpa

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In der evangelischen Erlöserkirche in der Altstadt von Jerusalem warf Bischof Ibrahim Azar in seiner Predigt am Reformationstag Israel einen Völkermord vor. (Archivbild) - Foto: Stefanie Järkel/dpaKaiser Wilhelm II. ließ die Erlöserkirche Ende des 19. Jahrhunderts in der Altstadt von Jerusalem in unmittelbarer Nähe der Grabeskirche bauen, die im Jahr 335 nach Christus geweiht wurde. (Archivbild) - Foto: Stefanie Järkel/dpa

Der protestantische Bischof in Jerusalem, Ibrahim Azar, hat bei einer Predigt Israel einen Völkermord im Gazastreifen vorgeworfen und damit heftige Kritik ausgelöst. «Aber wie sieht Reformation nach zwei Jahren Völkermord aus? Was bedeutet Reformation, wenn wir eine Welt, ein Land betrachten, das so zerbrochen ist?», fragte der palästinensische Geistliche bei einem Reformationsgottesdienst in der Erlöserkirche in der Altstadt von Jerusalem. 

Den Auslöser des Gaza-Kriegs, das Massaker der Hamas und anderer Extremisten aus dem Gazastreifen in Israel am 7. Oktober 2023 mit 1.200 Toten und mehr als 250 Verschleppten, erwähnte der Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und im Heiligen Land nach dem auf Facebook veröffentlichten Text der Predigt nicht.

Deutsche Delegation entsetzt

Eine Delegation des nordrhein-westfälischen Landtags, die im Rahmen eines Israel-Besuchs an dem Gottesdienst teilnahm, äußerte Entsetzen über die Wortwahl Azars. «Von der Einseitigkeit des im Gottesdienst Gesagten distanzieren wir uns - gerade als deutsche Delegation - ausdrücklich», stand in einer vom Landtag in Düsseldorf verbreiteten Erklärung. 

«Für mich persönlich und für uns als Deutsche ist solch eine Wortwahl nicht akzeptabel und auch nicht hinnehmbar», sagte der Präsident des NRW-Landtags, André Kuper, der die Reise initiiert hatte.

Der Delegation gehörten unter anderem der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Abraham Lehrer, die Präses der Evangelischen Kirche in Westfalen, Adelheid Ruck-Schröder, und die Beauftragte Nordrhein-Westfalens für die Bekämpfung des Antisemitismus, Sylvia Löhrmann, an. 

Das «Übereinkommen über die Verhütung und Bestrafung des Völkermordes» der Vereinten Nationen (UN) bezeichnet mit dem Begriff Völkermord die gezielte Verfolgung einer Bevölkerungsgruppe, die sich durch Sprache, Religion und Tradition von anderen unterscheidet - mit dem Ziel, diese Gruppe ganz oder teilweise zu zerstören. 

Völkermord-Klage gegen Israel vor dem IGH

Vor dem Internationalen Gerichtshof (IGH) in Den Haag läuft eine von Südafrika angestrengte Völkermord-Klage gegen Israel. Wann das Gericht ein Urteil fällen könnte, ist unbekannt. Israel streitet ab, einen Völkermord zu begehen. Das ist auch die Position der Bundesregierung.

Katastrophale Lage der Zivilbevölkerung im Gazastreifen

Für die Zivilbevölkerung im Gazastreifen war der Krieg, der erst vor gut drei Wochen in eine brüchige Waffenruhe überging, schrecklich. Bei massiven israelischen Angriffen wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde mehr als 68.500 Menschen getötet.

Schlimmstes Massaker in der Geschichte Israels 

Israel reagierte mit den Angriffen auf den äußerst brutalen Überfall vor etwas mehr als zwei Jahren. Augenzeugen des Massakers in Israel beschrieben Mord, Vergewaltigungen, Verstümmelungen. Die Terroristen filmten ihre Gräueltaten und zeigten sie live im Internet.

@ dpa.de

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